Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
Wimper, sondern blickte den jungen Lord nur stumm an. Allerdings funkelten die eisblauen Augen gefährlich.
Favian holte plötzlich die Reitgerte aus dem Schwertgurt und schlug damit Conan ins Gesicht und auf die ungeschützten Schultern. Der Cimmerier hob zur Verteidigung einen Arm und packte blitzschnell das Ende der Gerte. Im nächsten Augenblick hatte er sie Favian aus der Hand gerissen und durchs Zimmer geschleudert.
»Was fällt dir ein, du elender Sklave? Aber diesmal hast du dich geirrt. Ich bin nämlich nicht betrunken, aber bewaffnet!«
Schon zischte sein Degen aus der Scheide. Favian hielt nicht inne, sondern führte einen eleganten Hieb gegen Conans ungeschützte Beine. Doch der Cimmerier wich bereits zurück. Die nächsten schnellen Ausfälle Favians brachte er ebenfalls unbeschadet hinter sich. Dann sprang er über das Bett, um nicht in die Ecke gedrängt zu werden.
»Halt!« rief Baldomer. Der Befehl galt jedoch nicht den beiden Kämpfern, sondern Dru und Arga, welche die Hand bereits am Schwertgriff hatten, aber noch zögerten, einzugreifen. Der Baron blickte zur Wand. Dort hingen mehrere Waffen. Er riß eine Scheide samt geradem Schwert herunter und warf sie Conan zu. »Hier, Leibwächter, verteidige dich!« Der Cimmerier fing die Waffe geschickt auf und konnte sie gerade noch rechtzeitig hochheben, um Favians Klinge zu parieren; denn der junge Edelmann sprang ebenfalls übers Bett.
»Auf ihn, Sohn!« feuerte Baldomer ihn kampflüstern an.
Bei Favians Schlag hatte sich Conans Schwert aus der Scheide gelöst, welche zu Boden klirrte. Der Cimmerier warf einen Blick auf die Waffe. Es war ein schweres altes Schwert mit vielen Scharten und stumpfer Klinge. Offenbar hatte es schon viele Jahre lang nur als Dekoration an der Wand gehangen. Die Lederriemen um das Heft waren trocken und lose, so daß die Metallkanten darunter hin- und herrutschten und ihm in die Hand schnitten. Mit dieser Waffe war es leichter, die Hiebe des Gegners zu parieren als selbst anzugreifen.
Während der nächsten Minuten hörte man nur das Klirren der Waffen, als die beiden jungen Männer erbittert miteinander kämpften.
»Favian, andere Gangart! Vergeude nicht deine Kräfte!« rief Baldomer dem Sohn zu. »Der Cimmerier hat Ausdauer. Lock ihn aus der Verteidigung und warte dann auf deine Gelegenheit.«
Am meisten störte Conan der schlecht sitzende Brustharnisch, der ihm das Atmen erschwerte. Außerdem schnitten die Riemen unter den Armen ins Fleisch. Dadurch war seine Bewegungsfreiheit eingeschränkt; aber er war guten Mutes und noch nicht in Bedrängnis.
Favians Attacken verloren schnell an Wirkung. Seine Schläge richteten gegen den bewaffneten Cimmerier in der hervorragenden Rüstung nicht viel aus. Immer öfter mußte er sich mit Finten begnügen, statt den offenen Schlagabtausch zu suchen. Nicht ein einziges Mal traf seine Klinge auf den prächtigen Harnisch. Die einzigen kräftigen Hiebe führte er nur auf die ungeschützten Beine Conans. Allerdings waren diese Schläge sehr gefährlich.
»So ist's recht, Sohn! Behalt einen kühlen Kopf! Mach ihn müde!«
Da Conan den jungen Lord weder verwunden noch töten wollte, setzte er sein ganzes erlerntes Können dazu ein, den Gegner zu entwaffnen oder zum Stolpern zu bringen. Stühle flogen durch die Luft. Der Tisch zerbrach unter dem Gewicht der beiden Kampfhähne. Und dann gelang es dem Cimmerier, sich mit seinem Schwert am Heft Favians festzuhaken. Im nächsten Augenblick würde der junge Lord ohne Waffe dastehen. Da sah Conan die große Angst in Favians Augen.
Baldomer verstummte. Conan nickte. Dann löste Favian die Klinge und hielt sie senkrecht vor sich. Das Zeichen unter Fechtern, aufzuhören. Er zuckte nervös mit den Mundwinkeln. Conan ließ seine Waffe sinken.
»Nun, Barbar, ich habe mich überzeugt, daß du von unserer Ausbildung wirklich eine Menge profitiert hast«, sagte Favian schwer atmend. Dann steckte er den Degen zurück in die Scheide. Conan war auf alles gefaßt, als der junge Lord den Arm hob. Aber Favian klopfte ihm nur anerkennend auf die Schulter. »Ich hätte vor zwei Wochen mit dir kämpfen sollen, aber der arme Eubold hatte da auch schon kein Glück.« Er lächelte den Cimmerier bedauernd an. »Du hast meine kleine Probe bestanden. Wenn ich schon eine Leibwache haben muß, dann bin ich froh, einen Mann zu haben, der so behende ist wie du.«
Favian blickte die anderen an. Wagte es etwa jemand zu behaupten, er habe ernstlich gegen diesen
Weitere Kostenlose Bücher