Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
fürchte ich, Mylord.«
»Nein, die ist unbrauchbar.« Baldomer holte ein hauchdünnes scharlachrotes Frauengewand heraus. Unmutig zerknitterte er es in der Faust und warf es auf den Fußboden. »Such weiter!«
Auch die nächste Rüstung, welche der Baron herausholte, erwies sich als zu klein. Schließlich zog er von ganz hinten einen prachtvollen Brustharnisch hervor. Die stählerne Brustplatte war mit schwarzem Leder gesäumt, wie es die Eisernen Wächter trugen, aber sehr viel kunstvoller gearbeitet und mit Silberintarsien verziert. Der passende Helm mit Silberspitze hing auf einem Dübel darüber. »Hier! Was ist damit?« Er hielt Conan die Rüstung vor die Brust.
»Würde ziemlich gut passen, Mylord. Ein paar Änderungen nur. Aber das ist Lord Favians Galarüstung, welche ich im letzten Herbst auf Euren Befehl für die Versammlung der Barone geschmiedet habe.« Dru schaute Baldomer besorgt an. »Ich bezweifle, daß Euer Sohn ein zweites Stück besitzt, das so schön ist. Was soll er dann anlegen?«
»Es ist wichtiger, daß wir so schnell wie möglich eine Rüstung für den Cimmerier haben.« Baldomer schaute dem Waffenschmied dabei nicht in die Augen. »Ich gebe dir die offizielle Anweisung, für Favian etwas aus der Standardausrüstung der Garde anzufertigen. Und achte darauf, daß die Schultern gut gepolstert sind, damit seine Figur mehr der dieses Burschen ähnelt. Komm her, Cimmerier, probier diesen Harnisch an!«
Als Conan die den schweren Brustharnisch über das Wams legte, protestierte Dru weiter. »Aber Mylord, ist es wirklich nötig, einen Leibwächter derartig prächtig auszustatten? Vor allem, da die Reise durch die Provinz schon bald bevorsteht?«
»Es wäre besser, wenn du keine überflüssigen Fragen stellen würdest, Waffenschmied.« Der Baron gebot ihm mit stählernem Blick Schweigen. »Und noch etwas: zu niemandem ein Wort! Das ist ein Befehl, verstanden?«
»Jawohl, Mylord.« Dru nickte.
Der Baron trat zu Conan. »So, Junge, heb die Arme hoch! Ja, die Riemen müssen verlängert werden; aber dann paßt alles hervorragend. Was ist los?«
Baldomer drehte sich um, als die Tür aufgerissen wurde. Arga und Dru traten sofort mit gezückten Schwertern vor, um ihren Herrn zu verteidigen. Aber es war Favian. Verlegen lächelnd steckten sie die Waffen wieder weg.
Favian trug hohe Stiefel und war ganz in Leder gekleidet. Offenbar kam er gerade von einem Ausritt zurück. Er hatte auf Befehl des Vaters den Flaum von der Oberlippe wegrasieren müssen, wodurch die Ähnlichkeit mit Conan noch offensichtlicher wurde. Völlig überrascht starrte er die Anwesenden an. Dann verengten sich seine Augen. Das hübsche Gesicht färbte sich tiefrot.
»Aha, Vater! Die nächste Ungeheuerlichkeit! Es reicht dir offenbar nicht, mir Gesicht und Namen zu stehlen. Jetzt mußt du auch noch meinen Kleiderschrank plündern. Wirklich! Wie erklärst du mir das? Ich warte.« Er warf den ungespannten Jagdbogen in eine Ecke und blickte dem Baron trotzig in die Augen.
Auch Baldomers Züge hatten sich vor Empörung gerötet, doch nur kurz. Jetzt waren sie eisig. Er richtete sich hoch auf und sagte: »Lediglich eine Sicherheitsmaßnahme, Favian. Das ist alles. Im übrigen« – seine Stimme verriet tiefste Empörung – »bin ich keineswegs verpflichtet, dir irgendwelche Erklärungen über meine Handlungen abzugeben. Du kannst aber sicher sein, daß alles, was ich tue, nur zu deinem Wohl und dem der Baronie geschieht.«
Favian trat in die Mitte des Raumes. »Aber Vater, du bist einfach in mein Schlafzimmer eingedrungen und hast diesem Barbaren meine beste Rüstung gegeben. Als nächstes soll ich wohl sein dreckiges Hundefell anziehen? Nein, das will ich nicht!« Er trat zum Schrank, um die Türen zu schließen.
Der Baron vertrat ihm den Weg. »Was du willst oder nicht willst, ist völlig nebensächlich! Und eins merk dir, Favian: Dir gehört in dieser Welt nichts als das, was ich dir gegeben habe! Und: Ich kann dir alles wieder wegnehmen, solltest du dich als unwürdig erweisen. Vergiß das nie!«
»Vater, das ist zuviel!« Favian blickte Conan an. »He, du Barbar! Entferne augenblicklich meine Rüstung von deinem stinkenden Kadaver!«
Während Conan den Baron fragend anschaute, versetzte Favian dem Cimmerier einen Stoß gegen die Brust, welcher diesen allerdings um keinen Zoll ins Schwanken brachte. Darauf stieß er nochmals kräftiger zu. Es war eine offensichtliche Herausforderung.
Wieder zuckte Conan nicht mit der
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