Conan-Saga 39 - Conan der Kriegsherr
Rede erntete laute Zustimmung aus den Reihen der Rebellen. Ohne diese eines Blickes zu würdigen, wartete sie auf Durwalds Antwort.
»Das klingt alles gut und schön, Evadne. Wie ein frischer Wind in diesem an harter Kandare geführten Teil Nemediens. Ich frage mich nur, was die Barone in der Nachbarschaft davon halten ... besonders die edlen Lords Sigmarck und Ottislav.« Diesmal sträubte sich Durwalds Schnurrbart belustigt. »Wie lange wird es deiner Meinung nach dauern, bis sie mit scharfen Schwertern und noch schärferen Federn in Dinander einfallen, um die Landkarten ihrer Baronien neu zu zeichnen und eurem hübschen politischen Experiment mit einem Federstrich ein Ende zu bereiten?«
»Aber du hast bei deiner Rechnung König Laslo vergessen, dem das gesamte Land gehört!« rief ein schwarzbärtiger Rebell trotzig. »Er hält die Barone in Schach und hat uns in den vergangenen Jahren auch gegen ungerechte Erlasse und Steuern beschützt. Seine Truppen in Numalia sind viel größer als die, welche ein kleiner Lord ausheben kann.«
Durwald lachte. »Dies also ist das Schicksal, welches ihr auf eure Köpfe herabbeschwören wollt! Ihr wollt euch von königlichen Legionen maßregeln und unterdrücken lassen! Glaubt ihr etwa, daß eine derartige Schande euer Los verbessert? Oder daß rauhe Söldner aus dem Süden des Reichs ein offeneres Ohr für eure Wehwehchen haben als die Soldaten, welche hier aus der Gegend stammen?« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann euch versichern, daß diese Söldner sich wie Sieger aufführen werden. Ohne die geringsten Bedenken werden sie plündern und stehlen. Höchstwahrscheinlich wird König Laslo irgendeinen kleinen Offizier zum Statthalter mit unbeschränkter Macht über uns ernennen.«
Die Rebellen sprachen wütend und hitzig miteinander. Doch als der Cimmerier die Stimme erhob, verstummten alle. »Was schlägst du vor, Durwald?« fragte Conan.
Ehe der Marschall antworten konnte, erhob der greise Lothian die Stimme und erklärte mit erstaunlicher Festigkeit: »Ich glaube, ich kann einen Vorschlag unterbreiten, welcher beiden Seiten frommt. Wenn ihr Aufrührerischen euch einigen könnt, wer eure Anführer sein sollen, dann könnten diese sich mit uns zurückziehen, um die Angelegenheit in etwas ruhigerer Umgebung zu besprechen.«
Die Rebellen waren verdutzt. Dann steckten sie die Köpfe zusammen und hatten mit einer Schnelligkeit und Einstimmigkeit ihre Abgesandten gewählt, die den Cimmerier sehr erstaunte. Die Wahl traf auf Evadne und den Priester mit dem Schwert, dazu noch den Schwarzbärtigen und zwei andere Männer. Der Cimmerier war so selbstverständlich mit eingeschlossen, daß es keines Wortes bedurfte.
Die beiden Gruppen gingen auf eine Tür neben Baldomers Gemächern zu. Die Rebellen waren vorsichtig. Sie gingen als erste hinein und schlugen mit den Schwertern auf die Vorhänge und Gobelins. Dann folgte das halbe Dutzend Adliger. Von jeder Partei bezog ein Mann vor der Tür Wache. Die übrigen Kämpfer warteten in gebührendem Abstand.
»Nun, Edle und Rebell ... Abgesandte.« Langsam ging der alte Lothian durch den Raum und setzte sich an den Tisch gegenüber der Tür. Alle übrigen blieben mit der Hand am Schwertgriff stehen. »Es ist doch einsichtig, daß irgendein Kompromiß im Interesse aller sein dürfte. Wie einige von euch wissen, habe ich keineswegs die Ansicht des verstorbenen Barons bezüglich seiner drakonischen Erlasse geteilt. Tatsache ist, daß ich ihn sogar häufig vor einer Entwicklung wie dieser heute gewarnt habe.« Der Greis setzte sich auf den Kissen zurecht. »Andererseits bin ich selbstverständlich ein Verfechter der Herrschaft durch die Aristokratie. Wenn ich mir einige Worte als Mitbegründer der Wissenschaft von der edlen Linie adliger Geschlechter erlauben darf, möchte ich ...«
»Komm zur Sache!« unterbrach ihn Evadne. »Wenn du zu lang sprichst, haben unsere bewaffneten Anhänger eure gesamten Truppen in der Stadt aufgerieben und ihr besitzt nichts mehr, worüber ihr verhandeln könnt.« Ihre Augen funkelten Durwald an, als sie weitersprach. »Sagt uns nur, welches gemeinsames Interesse die Menschen in Dinander mit ihren Peinigern haben könnten.«
»Also, einen Augenblick«, protestierte Durwald. »Auch ich warnte Baldomer gegen seine Unmäßigkeit. Niemand hier verabscheut unnötige Grausamkeit mehr als ich.«
»Na, seht ihr, wir sind gar nicht so weit auseinander«, warf Lothian mit freundlichem Lächeln ein. »Wenn wir uns
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