Conan-Saga 40 - Conan der Held
so viele Privilegien gewährt. Im Fort geht das Gerücht, daß du dir durch deine Heldentaten die Gunst höchster Stellen, vielleicht sogar der Stabsoffiziere in Aghrapur erworben hast!« Er lachte und schaute sich fröhlich in der Schenke um. »Dadurch ist es uns möglich, bei dir Kindermädchen zu spielen. Wir bekommen Extrarationen, verkürzten Dienst, sogar einen Sonderurlaub wie heute!« Ein herausgeputztes Venji-Flittchen schob sich dicht an ihrem Tisch vorbei. Der junge Mann schlug sofort züchtig die Augen nieder. »Auch wenn dies für einen, welcher Tarims Gesetz streng befolgt, nicht viel bedeutet«, fügte er entschieden hinzu.
»Stimmt, Conan«, sagte Juma mit ernstem Blick. »Du solltest wegen dieser seltsamen Gunst aufpassen, die man dir gewährt. Wir sollten Sariya nicht länger als einen Tag alleinlassen. Nach den Schmerzen und Gefahren, die du kennengelernt hast, als du den Helden spieltest, hast du jedes Recht der Welt, jetzt die Belohnung dafür zu genießen ... Aber sei vorsichtig!« Der Kushite musterte mißtrauisch die anderen Gäste, ehe er sich näher zum Freund beugte. »Dir ist doch klar, daß diese Vorzugsbehandlung dich absondert und bei einigen Leuten gefährliche Eifersucht weckt. Außerdem wird einem selten etwas aus reiner Güte und selbstlos geschenkt.« Er verzog die dunklen Lippen. »Hör auf mich, Conan! Ich habe mehr tote als lebende Helden gesehen.«
Ehe der Cimmerier auf die düsteren Prophezeiungen des Freundes eingehen konnte, wurden alle drei abgelenkt. Ein junger Venji mit Pockennarben und schiefen Zähnen verbeugte sich vor ihrem Tisch und begann die Vorzüge seiner angeblichen Schwester aufzuzählen. Sie stellte sich neben ihn in Positur. Die Kleine hatte rote Lippen und Schlafzimmeraugen. Sie trug ein grünes Seidenkleid, das fast bis unter die Achselhöhlen geschlitzt war. Als die drei Männer hinblickten, nahm sie am Nebentisch Platz und spreizte die Beine, daß man meinen konnte, sie böte gleich hier eine Kostprobe ihrer Talente.
»Nicht für mich«, erklärte Juma den Freunden grinsend. »Die Frucht sieht mir noch etwas zu grün aus. Und Babrak braucht einen etwas mütterlicheren Typ, um ihn in die Mysterien der Liebe einzuführen. Und Conan ... Aber natürlich, du hast ja Sariya als Gefährtin.«
Der Cimmerier schüttelte empört den Kopf. »Also, hör mal, Juma! Ich bin schließlich nicht verheiratet mit der Frau! Ich bin immer noch mein eigener Herr. Allerdings habe ich auch keinen Appetit auf dieses Früchtchen. Wahrscheinlich ist an den entscheidenden Stellen das Haar nur aufgeklebt. Außerdem mißfällt mir ihr grinsender Schlepper. Verzieht euch, ihr beiden!«
Der Bursche gab sich empört über diese Beleidigungen und verlangte lautstark eine finanzielle Entschädigung. Schließlich mußte er mit Hilfe eines kräftigen Tritts in den Hintern auf den Weg gebracht werden. Die kleine Schlampe spuckte noch kräftig vor den unwilligen Kunden auf den Boden, ehe sie ihm hinterherlief.
»Die kommen wieder, sobald wir richtig betrunken sind. Darauf könnt ihr euch verlassen«, sagte Conan und schenkte die Becher nochmals voll. »Und Vorsicht, Freunde, nach noch mehr Kannen dieses elenden Gesöffs fängt sogar dieses mickrige Affenfilet an, gut auszusehen! Deshalb empfiehlt es sich immer weiterzuziehen.«
Bisher hatte sich die Unterhaltung in diesem Haus darauf beschränkt, daß hinten ein gelangweiltes, mit Perlenschnüren behängtes Mädchen sich auf einer Couch räkelte, begleitet von dem ständigen Klingeln und Pfeifen, was man hierzulande für Musik hielt. Jetzt begann eine aufwendigere Darbietung. Eine ältere und üppigere Künstlerin assistierte Dschungelaffen in Seidenkostümen bei der Vorführung ordinärer Tricks. Es war Zeit zu gehen. Die drei Soldaten traten wieder auf die Straße, die nicht mehr so belebt war, da es schon dunkel wurde. Man sah jetzt auch nicht mehr so deutlich den Schmutz und Unrat auf den alten Steinplatten. Bunte Lampions und hellerleuchtete Fenster hinter Perlvorhängen verliehen den Läden ein freundlicheres Aussehen.
Conan hinkte kaum, als er die Freunde mit großen Schritten in eine schmale Seitenstraße führte. Nach einigen Biegungen kamen sie an eine Taverne, aus deren Eingangstür ein einladender Lichtschein aufs Pflaster und die gegenüberliegende Wand fiel. Knapp außerhalb des Lichterkreises standen zwei Venji und unterhielten sich. Der eine hatte auf dem pockennarbigen Gesicht eine lange Narbe von einem
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