Conan-Saga 40 - Conan der Held
Südufer war gerade überschwemmt. Hier lagen unzählige alte Boote – die lecken Behausungen der Armen.
Dann erspähte Conan über den anmutigen Weiden die Stadtmauer von Aghrapur. Der Wehrgang mit den Zinnen schlängelte sich nach Süden. Schlanke Minarette ragten in regelmäßigen Abständen in den rauchgeschwängerten Himmel.
Zu Conans Überraschung landete das Kanu schon vor der Stadtmauer an einem breiten Kai, an dem viele Segelboote lagen. Ein wahrer Mastenwald. Es mußte ein bedeutender Hafen sein. Die Pier führte auf einen großen gepflasterten Platz, an dem Zollgebäude und Verkaufsstände für alle erdenkbaren Waren standen. Der Cimmerier hatte jedoch das Gefühl, als herrsche an diesem Nachmittag besonders reger Verkehr. Noch leicht unter dem Einfluß des Palmweines dachte er, es finde eine Belagerung statt. Doch als Sempronius sie an den vielen Kavalleriesoldaten und den prächtig geschmückten Pferden vorbeiführte, war ihm klar, daß eine Parade Aufstellung nahm.
»Platz da! Aus dem Weg! Ich bringe die Helden!« Sempronius bellte die Befehle zwar scharf und übereifrig; aber die hohe Stimme verriet die Verstümmelung, die ihm als Knabe widerfahren war. »Wo bei allen Göttern bleibt der Triumphwagen? Spatulus, du elender Eunuch, wer hat den Befehl über dieses Durcheinander? Aha, da ist ja der General! Sei gegrüßt, edler Herr. Der Triumphzug kann beginnen.«
Er schleifte Conan vor einen großen Offizier mit schwarzem Turban, der den Cimmerier kurz und uninteressiert musterte. Als Conan den Namen ›Abolhassan‹ in der Nähe hörte und merkte, wer gemeint war, hatte sein mutmaßlicher Feind bereits den vergoldeten Triumphwagen bestiegen. Sempronius führte ihn und Juma zu einer rechteckigen groben Kiste, welche mit bestickten Kissen ausgelegt war. Offenbar sollte jemand darin sitzen.
»Was ist denn das – ein Floß?« fragte der Cimmerier. Niemand antwortete. Statt dessen bat man ihn, auf den Kissen Platz zu nehmen. »Vielleicht soll das Ding auf einen Elefanten kommen«, meinte er und blickte den Kushiten fragend an, der sich ihm gegenüber niedergelassen hatte. »Wenn ja, bin ich gespannt, wie man uns auf den Rücken der Langnase schaffen will.«
Sempronius war so mit anderen Dingen beschäftigt, daß er ohne ein weiteres Wort der Erklärung in der Menge verschwand. Die Neugier des Cimmeriers wurde gestillt, als acht in Seide gekleidete Sklaven aufmarschierten. Jeweils ein Paar trug eine lackierte lange Stange. Dann steckten sie die Stangen in Halterungen an den Seiten des Kastens. Anscheinend mühelos hoben sie diese komfortable offene Sänfte auf Schulterhöhe.
Conan fühlte sich überhaupt nicht wohl, als man ihn so dahintrug. Er kam sich vor wie ein ausgestopftes Schwein auf dem Weg zu einem Festmahl. Andererseits saß er ruhiger als auf einem Elefanten. Die Träger waren offenbar ebenso geschult wie die Paddler des königlichen Kanus. Geschickt bahnten sie sich einen Weg durch die Reihen der Kavallerie und Fußsoldaten. Dann überquerten sie einen belebten Hof und erreichten eine Straße. Dort erhob sich das mächtige Stadttor. Es war weit geöffnet und mit Blumengirlanden und Flaggen geschmückt.
Doch die Träger stellten die Sänfte zu Boden und warteten wie gut dressierte Hunde auf ihren Einsatz. Es folgte eine endlose Warterei. Endlich ertönte weiter vorn Trompetenschall, und ein Trommelwirbel antwortete. Die Sänfte wurde hochgehoben, der Triumphmarsch begann.
»Ich sehe wirklich nicht ein, warum wir eine Militäreskorte brauchen. Sie hätten uns doch mit dem Kanu bis unmittelbar zum Palast bringen können«, meinte Conan zu Juma.
»Du glaubst doch nicht im Ernst, daß das alles hier uns zu Ehren stattfindet!« Obwohl der Kushite betrunkener und weniger mißtrauisch als der Cimmerier war, lächelte er zynisch. »Weit in der Ferne Feinde abzuschlachten, ist nur ein Verwendungszweck für uns. Das wirst du auch noch feststellen. Der größte und möglicherweise tödliche Dienst für das Reich und den König steht uns vielleicht noch bevor.«
Inzwischen war die Sänfte weiter an den Anfang des Festzugs vorgedrungen und bewegte sich durchs Stadttor. Für den Cimmerier war es ein seltsames Gefühl, ausgestreckt dazuliegen und zu den Schießscharten und Pechnasen des Torhauses hinaufzublicken. Auf dem Wehrgang ertönten Trompeten, und anstelle von siedendem Öl und Steinen regnete es Blumen auf die Teilnehmer der Parade herab.
Auf dem großen Platz hinter dem Stadttor blieb
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