Conan-Saga 40 - Conan der Held
Aufseher die unglücklichen Gefangenen mit Peitschenhieben vorwärtstrieben, zischte die Menge am Straßenrand und bespuckte sie. Einige bewarfen sie auch mit Steinen und Unrat, wie es allgemein in Hyborien Sitte war.
Hinter den Gefangenen schlug die Stimmung sogleich in Fröhlichkeit um. Jetzt kamen endlich die Helden von Venjipur: Conan und Juma! Ein beeindruckendes Paar, auch wenn es keine Einheimischen waren. Dies traf allerdings auch auf viele Kaufleute, Soldaten und hochrangige Sklaven zu. Natürlich erweckten die lächelnden und winkenden Sklavinnen auch viel Sympathie, vor allem wenn sie sich weit aus der Sänfte beugten und ihre üppigen Reize zur Schau stellten. Die beiden Riesen aus dem Westen – der eine hellhäutig, der andere schwarz wie Ebenholz – schienen beinahe verlegen zu sein, als die Menge sie beklatschte. Vereinzelt hörte man sogar Jubelrufe.
Der Sänfte folgte ein Eselskarren mit dem Venji-Bäumchen im Topf. Wenn auch armselig, war dies doch der einzige Gegenstand, welcher tatsächlich aus Venjipur und dem schrecklichen Krieg im heißen Dschungel stammte. Die Zuschauer hielten ihn zweifellos für ein Symbol des unermeßlichen Reichtums, der als Belohnung für die Kühnheit der turanischen königlichen Streitkräfte schon bald nach Norden fließen würde.
Weiter hinten wurden Beispiele dieser Kühnheit vorgeführt: Kunstreiter! Die Männer hetzten auf kleinen Pferden von einer Seite der Straße auf die andere. Dabei standen sie im Sattel und sprangen mit akrobatischen Saltos von einem Pferd zum anderen, hingen an den Seiten oder tauchten unter den Bäuchen durch. Alle trugen turanische Uniformen, allerdings etwas kleiner und etwas eleganter als die der Kavallerie, welche das Reich an die Front schickte. Das galt auch für die Pferde. Aber auch hier merkte die ungeschulte Menge nicht den Unterschied zwischen Zirkusreitern und echten Soldaten, wußte auch nicht, wie wenig diese Kunststückchen mit richtigem blutigen Krieg zu tun hatten. Die Menschen spendeten begeistert Applaus und liefen nebenher, um noch weitere tollkühne Tricks zu sehen.
Anschließend kam die reguläre Kavallerie der Stadtgarnison. Sie führte Lanzen mit bunten Bannern mit, die Conan den Blick auf den Rest der Parade verstellten. Er hörte Trompeten und weiteren Trommelwirbel. Also erstreckte sich der Festzug noch ein gutes Stück weiter. Der Riesenaufwand lohnte sich aber; denn als sie in den Distrikt mit zweigeschossigen Häusern kamen, drängten sich immer mehr Menschen auf der Straße und in den engen Gassen. Männer mit Turban oder Fez oder kahlgeschorenem Kopf, dicht verschleierte Frauen und solche in weniger züchtiger Kleidung und überall halbnackte schreiende Kinder. Alle wollten das Spektakel sehen.
Der Cimmerier beobachtete ihre Reaktion und hatte das Gefühl, daß keineswegs alle restlos begeistert waren. In vielen Gesichtern las er Skepsis, sogar Ablehnung. Es war nicht nur das bei Städtern übliche Mißtrauen, wenn Waren zu billig angeboten wurden. Er spürte tiefe Unzufriedenheit in der Menge, auch wenn einige Männer den Sklavinnen in der Sänfte begehrliche Blicke zuwarfen und mehrere lose Weiber ihm und Juma Küsse anboten. Trotz der staunenden Blicke vieler Jugendlicher auf den militärischen Prunk ließen sich die scharfen Augen des Cimmeriers nicht täuschen. Manche Zuschauer verzogen das Gesicht oder fluchten. Einige ballten sogar offen die Faust. Außerdem waren viele Taschendiebe unterwegs. Auch dies entging Conan nicht. Doch darüber war er fast froh, denn das bewies, daß es sich doch um einen gesunden, vielsprachigen und multikulturellen Pöbel handelte.
Nachdem der Triumphzug die Gegend der Tavernen und Marktplätze verlassen und in die Nähe der großen Tempel und öffentlichen Gebäude gelangt war, entfalteten sich andere Arten der Unterhaltung. Fliegende Händler boten auf Holzstäben Backwerk und geräucherten Fisch um ein paar Kupfermünzen feil. Entweder hatten die Eunuchen die Route des Festzugs im voraus bekanntgegeben, oder die Händler waren ebenso schnell wie die Taschendiebe zur Stelle, sobald sich irgendwo eine Menge ansammelte. Jetzt flogen nicht nur Blumen oder Münzen – oder Unrat – auf die Teilnehmer der Parade herab, sondern auch ein ganzer geräucherter Fisch. Dieser traf den Cimmerier direkt an der Brust. Er war sich zwar nicht sicher, ob diese Gabe Bewunderung oder Abscheu ausdrücken sollte, er aß jedoch den Fisch mit Vergnügen, da er sehr schmackhaft war.
Im
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