Conan-Saga 40 - Conan der Held
Fahrt.« Der Kushite traf keinerlei Anstalten, eine würdigere Haltung einzunehmen.
»Schon gut, Juma! Sieh dir das an!« Conan war nicht in der Stimmung für Scherze. »Dieser Abolhassan behauptet, die Pfeile seien aus diesen Häusern dort gekommen; aber betrachte den Winkel mal genauer!« Er zeigte auf die Pfeilschäfte in den Kissen. »Jeder Idiot kann sehen, daß sie von der anderen Seite geflogen kamen.«
»Na und? Das spielt doch jetzt keine Rolle mehr!« Juma zuckte mit den breiten Schultern und legte sich wieder eng neben die Sklavin, die ihn durchaus interessiert mit Küssen bedeckte. »Die Meuchelmörder sind längst abgehauen!«
»Vielleicht!« Der Hufschlag der Rappen vor dem Streitwagen kam jetzt von weiter vorn. Die Sänfte setzte sich auch wieder in Bewegung. Als sie schneller wurde, lief der Cimmerier unverdrossen nebenher. »Aber ich sah die Pfeile, die Abolhassans Prachtkutsche trafen. Wenn du mich fragst, waren die Spitzen vorher abgebrochen.« Er riß einen Pfeil aus den Kissen und zeigte Juma die rasiermesserscharfe Spitze. »Die Pfeile, die in die Nähe des Generals trafen, waren nicht so tödlich wie dieser hier.«
»Bist du sicher?« Juma musterte die Messingspitze scharf und lachte zynisch. »Du könntest recht haben. Dann lernst du endlich, welche Gefahren uns von den Mächtigen bevorstehen, wenn wir die Helden spielen, mein Lieber.«
Danach widmete der Kushite wieder seine ganze Aufmerksamkeit der jetzt sehr bereitwilligen Sklavin. Conans Begleiterin saß mit gelangweiltem Gesicht auf den Kissen und betrachtete das innig umschlungene Paar eifersüchtig. Doch der Cimmerier stieg nicht wieder in die Sänfte, sondern ging nebenher und musterte alles mißtrauisch. Der Triumphzug kam jetzt schneller voran. Die Soldaten schufen rücksichtslos freie Bahn. Die wenigen Zuschauer standen in Hausgängen, an Fenstern oder in Seitengassen. Alle beobachteten den Prunk mit ernsten, verschlossenen Gesichtern und blickten hinterher, als der Festzug dem königlichen Palast und damit der Sicherheit zustrebte.
K APITEL 16
Der Hof der Protokolle
Conan und Juma wurden durch einen weiten belebten Hof mit Stallungen zu einem scharf bewachten Portal im riesigen Palast geführt. Dort trafen sie Sempronius wieder, der offenbar mit dem Boot oder einem Wagen dem Triumphzug vorausgeeilt war. Er geleitete sie durch das Portal, vorbei an den finster dreinschauenden regungslosen Wachtposten, auf einen langen Korridor mit herrlichem Mosaikboden.
»Euer Empfang findet im Hof der Protokolle statt«, erklärte der Eunuch und eilte mit übereifrigen Schritten voraus. »Es ist keine besondere Zeremonie, da Seine Herrlichkeit erst morgen anwesend sein wird. Ihr braucht euch nur unter die Menge zu mischen und einen möglichst guten Eindruck zu machen. Zeigt Manieren, eßt und trinkt, wie es bei Hofe üblich ist – dann wird man euch auch gnädig aufnehmen.«
»Das heißt im Klartext, daß ich ganz vorsichtig mit dem Essen und Trinken sein muß, damit ich kein Gift erwische, ja?« stieß der Cimmerier übellaunig hervor. »Bis jetzt hat bei unserer Aufnahme bei Hof schon ein Überfall stattgefunden. Hast du davon gehört? Oder hast du ihn vielleicht sogar geplant, Sempronius?«
»Aber nein doch, Unteroffizier Conan! Das war ein äußerst bedauerlicher Zwischenfall, für den ich mich entschuldige. Ein schrecklicher Schlag für die Pläne unseres Herrschers, diesen Tag festlich zu gestalten!« Sempronius verlangsamte die Schritte und drehte sich um. Dann sagte er mit besorgter Miene: »Es gibt seit einiger Zeit Gerüchte über eine Rebellion und Verschwörung – aber wer hätte je gedacht, daß die Unzufriedenen so weit gehen könnten?« Er schüttelte voll Abscheu den schön geschnittenen Kopf, so daß die Troddel am Fez hin- und herschwang. »Der Allerhöchste Herrscher wurde bereits verständigt, das kann ich euch versichern. In seiner unermeßlichen Nachsicht hat Seine Herrlichkeit allerdings beschlossen, keinen allgemeinen Alarmzustand ausrufen zu lassen, sondern daß die Zeremonie eurer öffentlichen Ehrung und Ordensverleihung wie geplant stattfinden soll.« Der Eunuch war stehengeblieben. Jetzt schaute er rasch auf dem Korridor nach rechts und links und flüsterte: »Es ist vielleicht die letzte Gelegenheit, die Unterstützung der Öffentlichkeit für den Venji-Feldzug zu gewinnen, ohne zu härteren Maßnahmen greifen zu müssen. Ihr versteht schon. Daher flehe ich euch an, nach Kräften dabei zu
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