Conan-Saga 45 - Conan der Grosse
einem erwachsenen Mann, König oder Bettler, nicht, auf einen kleinen Jungen eifersüchtig zu sein!«
»Ja, vermutlich hast du recht.« Wieder nickte Conan und blickte der Gattin in die Augen. »Zenobia, ich muß dir etwas sagen. Dieser Krieg mit Ophir und Nemedien ... ist noch nicht vorbei. Die Ereignisse im Osten sind zu turbulent und weitaus zu gefährlich, als daß Aquilonien untätig zuschauen könnte. Zumindest haben mir das meine Spione berichtet. Diesmal könnte es sein, daß ich länger fernbleibe ... und ich muß sehr bald Abschied nehmen. Wir müssen schnell zuschlagen.«
»Ja, Liebster, das habe ich bereits befürchtet.« Die Königin küßte den kleinen Sohn. Conn blickte mit großen Augen zum Vater auf. »Von deinen Spionen hast du das? Du meinst den Wendehals Delvyn!« Ihr Blick schweifte zu dem Zwerg hinüber, der sich inzwischen im Schatten der Obstbäume niedergelassen hatte.
»Ja, auch. Publius und die anderen stimmen mit mir überein. Die Informationen des Narren sind sehr nützlich für uns.« Conan machte eine Pause. »Zenobia, Delvyn war bis jetzt nur eine Art Sklave oder Schachfigur, der sich seine Herren nicht aussuchen konnte. Ich glaube, daß er jetzt willens ist, mir wirklich wertvolle Dienste zu leisten.«
»Möglich.« Die Königin nickte und strich Conn über die Locken, die ebenso schwarz waren wie die seiner Eltern. »Aber ich bitte dich um etwas, Conan. Wenn du auf Abenteuer ausreitest, nimm deinen Zwerg mit! Ich traue ihm hier bei uns nicht.«
K APITEL 5
Das Fest der Klingen
Am nächsten Morgen verließ der König Tarantien. Conan saß mit neuer schwarzgoldener Rüstung auf einem anderen prachtvollen schwarzen Hengst, Shalmaneser. Er führte eine stattliche Schar Krieger – ebenso viele Männer, wie er vor zwei Wochen aus der Hauptstadt mitgeführt hatte, um die Grenze zu sichern. Die meisten Überlebenden jener Schlacht waren im Südosten des Landes geblieben. Jetzt stießen große Abteilungen Fußsoldaten aus Bossonien und Gundar aus dem Norden und Westen zur königlichen Legion. Zusätzliche Verstärkung, Reiter und Krieger zu Fuß, kamen von den Feldern und Wäldern im Herz Aquiloniens heran. Sie wurden von schneidigen Rittern aus dem Landadel und Aristokraten der Städte angeführt.
Die Bevölkerung von Tarantia war beim Abschied von der neuen Legion des Königs sehr tapfer, obwohl niemand wußte, welche Gefahren diesen Kriegern bevorstanden. Von den Dächern regneten Blütenblätter. Heiße Tränen benetzten die Brustharnische vieler abrückender geliebter Männer. Doch auch Jubelrufe und Lachen wurden laut, letzteres besonders beim Anblick des Zwergs in glänzender Rüstung, der auf einem Sumpfpferdchen mit zottiger Mähne neben der heldenhaften Gestalt König Conans dahintrabte.
Hoch über dem Getümmel stand Königin Zenobia mit dem jungen Prinzen Conn auf einem von Blumen umrankten Söller des Palasts. Mit besorgter Miene betrachtete sie Conan, als er auf der Straße der Könige dahintrabte. Auf dieser Straße hatte sie den Helden zum ersten Mal vor langer Zeit erblickt, als sie noch nicht Königin gewesen war.
Der Marsch nach Südosten war schnell und wurde durch das gute Frühlingswetter begünstigt. Obgleich viele Gutsherren von der Größe des Aufgebots überrascht wurden, sparten sie aus Achtung vor ihrem König nicht bei der Versorgung mit Proviant. Conans Armee wuchs beständig. Immer mehr Freiwillige, Reiter und Fußtruppen, stießen aus den reichen Provinzen im Süden zu ihm.
In der Nacht, als sie das Tybor-Feldlager erreichten, hatten die Legionen, welche die Grenze bewachten, neue Angriffe gegen Ophir begonnen. Aufgrund von Befehlen, die Eilkuriere vorausgebracht hatten, waren die aquilonischen Truppen weit ins schlecht verteidigte Territorium eingedrungen. Die Meldungen der Kundschafter und Gefangenen waren ernüchternd.
»König Balt hält sich noch mit Malvin in Ianthe auf, doch scheint sein Aufbruch nach Norden unmittelbar bevorzustehen«, meldete der Feldkurier Egilrude, der soeben von der Front zurückgekehrt war. »Die Truppen Ophirs und Nemediens sind demoralisiert und ziehen sich zur Hauptstadt zurück. Gefangene haben uns erzählt, daß der Stadt größere Gefahr aus dem Osten droht, wo der kothische Prinz Armiro schnell vorrückt. Wohin er auch kam, richtete er überall ein schreckliches Blutbad an. Die Gefangenen sind offenbar gern zu einer Zusammenarbeit bereit, da sie die Aquilonier weniger fürchten als Armiro.
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