Conan-Saga 45 - Conan der Grosse
und gerissen. Wenn man seine Jugend bedenkt ...«
»Seine Jugend?« Der König drehte sich im Sattel und funkelte den treuen Gefährten wütend an. »Willst du damit sagen, daß ich zu alt bin? Daß ich meine Kraft und mein Kriegsglück verloren habe? Was muß ich tun, um dir das Gegenteil zu beweisen?« Conans gletscherblaue Augen schienen den Grafen zu durchbohren. »Wird es reichen, wenn ich König der Welt bin?«
Während ein Boot geholt wurde, versicherte Trocero Conan seiner Treue und seiner Loyalität. Im Galopp schleppten Pferde das Boot am seichten Ufer entlang. Eine Auswahl verschiedener Waffen wurde in den Kahn gelegt, darunter auch Pfeile und ein starker, trotz der Feuchtigkeit am Fluß bereits gespannter Langbogen. Der König legte Rüstung, Sporen und die dicke Fechtjacke ab, da es töricht gewesen wäre, sie im Boot zu tragen. Er borgte sich den Rundhelm eines Gundarsoldaten und legte ihn vorn in den Bug. Dann setzte er sich achtern und griff zu den Rudern. Im nächsten Moment hatte er das Boot mit kräftigen Schlägen auf den Fluß gelenkt.
Die Strömung war selbst auf dieser flachen Seite des Flusses beträchtlich. Conan mußte sich anstrengen, um nicht abgetrieben zu werden, sondern auf Höhe der Insel zu bleiben. Drei Schlag links, einer rechts. Conan war klar, daß Armiro, der ja flußabwärts kam, weniger ermüdet sein würde, wenn er das Feld der Ehre betrat.
Doch das Rudern bereitete ihm keine große Mühe. Er dankte den Göttern des Nordens dafür, daß er den Umgang mit Booten bei den Vilayet-Piraten jahrelang erlernt hatte. Er peilte beim Rudern starr den Markierungspunkt an, den er ausgewählt hatte. Es war ein spitzer Felsbrocken am Ufer vor einem gespaltenen Baum.
Auf halbem Weg zur Sandbank sah er, wie die Männer hinter ihm aufgeregt flußaufwärts blickten. Ja, dort war sein Rivale hinter der Landzunge aufgetaucht. Der Prinz stand aufrecht da, den Blick nach vorn gerichtet, einen Fuß auf die Ruderbank gestemmt. Mit langen, mühelosen Schlägen der beiden Ruder trieb er das Boot voran. Eine ihm wohlgesonnene Strömung kam ihm offensichtlich zu Hilfe. Conan beneidete den arroganten jungen Prinzen um die Leichtigkeit, mit der er das Boot steuerte, und um die elegante Figur, die er angesichts der Soldaten machte.
Da der Nebel nach oben stieg, hatten sich inzwischen die Zuschauer beträchtlich vermehrt. Jetzt sah man das gegenüberliegende Ufer. Auf dem baumlosen Abhang hatten sich unter den Standarten der kothischen Legionen viele Männer und Pferde versammelt. Auch die Brücke, ein Stück weit flußaufwärts, war deutlich zu erkennen. Männer, Wagen und Pferde schoben sich in einem ständigen Strom nach Westen. Die Soldaten marschierten in Viererreihen dahin. Natürlich nicht im Gleichschritt, um die Brücke nicht zum Einsturz zu bringen.
Als die Soldaten die beiden Könige zu dem Kampfplatz rudern sahen, wurden sie langsamer und blieben schließlich mitten auf der Brücke stehen. Die Offiziere und Feldwebel brüllten sie an und schwangen Peitschen. Doch sie konnten wegen der Menschenmenge nicht näher kommen, denn jetzt stand alles, Menschen, Pferde, Wagen, und ging keinen Schritt weiter.
Conan mußte mit der Strömung kämpfen und konnte daher dem anderen Boot und den Vorgängen auf der Brücke wenig Aufmerksamkeit schenken. Mit langen gleichmäßigen Schlägen lenkte er das kleine Boot in den Schutz der Insel. Endlich hörte er festen Boden unter dem Kiel knirschen. Er stieg ins Wasser und packte die Fangleine mit beiden vom Rudern noch heißen Händen und zog den Kahn auf die Sandbank.
Die Oberfläche war schlammig und rutschig; aber darunter lag festgepackter Sand. Man würde die Fußabdrücke sehen, aber durchaus kämpfen können. Nachdem das Wasser aus Conans Hosen und Stiefel geronnen war, betrachtete er die Waffensammlung im Boot. Er wählte den Holzschild aus Gunder und einen langen Speer mit Stahlspitze. Außerdem schob er noch sein ihm vertrautes Breitschwert in den Gürtel.
Er überlegte kurz, ob er den Langbogen herausholen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Den Feind mit Pfeilen zu beschießen, ehe er festen Boden unter den Füßen hatte oder unmittelbar nach der Landung, sähe für die Soldaten am Ufer doch unköniglich aus. Außerdem spürte Conan in der hitzköpfigen Art Armiros und seiner Kampfeslust etwas, das er nicht richtig hassen konnte. Falls das Prinzlein sich wacker schlug und Mut zeigte, würde er ihm vielleicht das Leben lassen und sich mit dem
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