Conan-Saga 45 - Conan der Grosse
hindurchzuzwängen. Weiter kam er allerdings nicht; denn die Spinne packte ihn mit zwei Beinen wie mit einer Zange und preßte.
Hilflos schlug Conan um sich. Der Druck der Scheren wurde immer stärker. Endlich gelang es ihm, den Dolch aus der Scheide zu ziehen. Doch alle Hiebe gegen die Beine, welche ihn gefangen hielten, waren wirkungslos. Der Panzer war so dick und fest geschlossen wie bei einem Hummer oder Krebs.
Conan dämmerte die qualvolle Erkenntnis, daß das Ungeheuer ihn nicht lebendig verschlingen oder zerquetschen mußte, um ihn zu töten. Es brauchte nur ein Dutzend Herzschläge zu warten, dann würden seine brennenden Lungen platzen und das Leben ihn in einer silbrigen Fontäne aus Luftblasen verlassen. Seine Kraft ließ schnell nach, seine Bewegungen wurden langsamer. Ihm wurde bereits schwindlig. Nein, er durfte nicht aufgeben! Mit allerletzter Kraft stieß er gegen die Spinnenbeine und griff nach den Schlingpflanzen, die ihn sanft liebkosten und sich in seinen langen schwarzen Haaren verfingen.
Plötzlich zeigten seine verzweifelten Bemühungen Wirkung. Die riesige Wasserspinne schwebte langsam an die Tunneldecke. Conan war nicht sicher, ob das Ungeheuer durch seine verzweifelten Tritte oder durch die Luftblasen weggedrückt wurde, die aus seinem Mund aufstiegen. Fast blind und kurz vor dem Ersticken spürte er, wie er auch nach oben getrieben wurde. Er stieß mit dem Kopf an die Decke des Tunnels. Dann stach er mit dem Dolch in eine Ritze und stieß sich ab.
Der Stoß reichte aus, um ihn mehrere Handbreit weiter zu bringen. Er zog die Spinne mit sich.
Wieder rammte er den Dolch in eine Ritze und stieß sich ab. Diesmal schaffte er es bis zum Ende des Tunnels. Er griff nach oben und stieß den Dolch neben dem Schlußstein in eine grüne schleimige Öffnung. Dann packte er den Griff mit beiden Händen und versuchte sich mit letzter Kraft von den Zangen der Spinnenbeine zu lösen.
Doch seine Bemühungen waren vergeblich. Er konnte die tödliche Schere um seine Mitte nicht brechen. Das Ungeheuer hatte sich offenbar mit den restlichen Beinen irgendwo fest eingestemmt; denn es gelang Conan nicht, die Riesenspinne aus der steinernen Höhle zu ziehen.
K APITEL 9
Das Reich der Illusion
Die Hölle war ein dunkler, ein kalter Ort.
Conan hatte sich oft schon gefragt, wie es wohl in der Hölle sein mochte. Barachische Piraten fürchteten sich vor einer Nachwelt unter Wasser, sterbende Shemiten stöhnten aus Angst vor dem unauslöschlichen Feuer. In den Balladen Aesirs wurde die Hölle allerdings als Eiswüste geschildert, so wie die Barden sie aus dem Norden ihrer Heimat kannten. Doch diese Hölle hier – vielleicht seine Privathölle oder Verwahrungsort der verbrauchten Seelen des mächtigen Crom – war ein dunkles kaltes Loch mit Steinmauern und tropfendem Wasser. Es roch nach Moder und Verwesung.
Conan lag auf hartem Boden – auf den steinernen Stufen einer Treppe. Die untere Körperhälfte trieb im Wasser und war von der Kälte betäubt. Er bewegte sich vorsichtig, soweit ihm das möglich war. Alles tat ihm so weh, als hätte ein Dutzend Dämonen ihn bereits für seine Übeltaten geschlagen und getreten. Trotzdem gelang es ihm, sich auf die erste trockene Stufe hinaufzuziehen und sich hinzusetzen. Nach geraumer Zeit wichen die Betäubung und der Schwindel. Mühsam stand er auf und stützte sich gegen die Mauer, die senkrecht emporführte. Er hatte das Gefühl, daß sie senkrecht war. In der Finsternis dieses unterirdischen Reichs konnte er das jedoch nicht mit Sicherheit sagen.
Wie dem auch sein mochte, die Treppenstufen schienen ihm die Richtung zu weisen, in der die Götter ihn weiterschicken wollten. Er folgte diesem Fingerzeig. Langsam und unter Schmerzen ging er Stufe für Stufe hinauf. Schließlich hörte die Treppe auf. Nach wenigen Schritten stieß er gegen eine Wand. Logische Überlegung sagte ihm, daß er sich auf einem Korridor befand. Er tastete in der Dunkelheit umher, um die Grenzen seines Gefängnisses aufzuspüren. Am liebsten hätte er sich niedergeworfen und sich an den kalten Steinplatten des Bodens festgehalten, weil er Angst hatte, blind in einen bodenlosen schwarzen Abgrund zu fallen, wenn er weiterging.
Nach kurzer Pause tastete er sich jedoch an den rauhen Wänden weiter. Der Korridor hatte mehrere Windungen. In den Wänden stieß er auf Türen, die mit rostigen Eisenplatten beschlagen waren. Er rüttelte daran, doch sie waren fest verschlossen. Durch
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