Conan-Saga 45 - Conan der Grosse
verschwanden. Dann tauchten oben Aquilonier und nemedische Verbündete auf. Als sie Conan entdeckten, stießen sie Jubelschreie aus.
»Folgt mir zum Stadttor, Männer!« rief der König.
Sofort schlossen sie sich ihm an. Auf dem Weg stießen noch mehr Soldaten zu ihnen, so daß Conan bald eine stattliche Gefolgschaft hatte.
Als sie das Westtor endlich erreichten, war dieses bereits gefallen. Fußtruppen und Pionieren war es gelungen, die Bresche in der Stadtmauer zu erweitern. Dabei hatten sie eine Rampe aus dem Schutt der Mauer errichtet, die in die Stadt hineinführte. Zwischen den geborstenen Steinen ragten Leichen hervor, die von Pfeilen durchbohrt waren. Offensichtlich waren die Angreifer über diese schauerliche Rampe in die Stadt eingedrungen und hatten den zweiten Torturm in ihre Gewalt gebracht. Dort befand sich die Vorrichtung zum Öffnen des schweren Querriegels, der das Bronzetor noch geschlossen hielt. Berge von numalischen Leichen in grauen Uniformen und weit weniger von Soldaten in Braun und Schwarz zeugten von der Härte des Kampfes, bis der Turm erobert war und das Tor geöffnet werden konnte.
Als Conan mit seiner Schar dort eintraf, preschten gerade Reiter in schwarzen Uniformen durch das weit offenstehende Tor auf den großen Platz dahinter. Wahrscheinlich folgten sie Prospero, um den Palast der Stadt anzugreifen.
Der König musterte die Reiter scharf, weil er unbedingt wieder ein Pferd brauchte. Doch die meisten waren zu klein und zu schwach, um ihn zu tragen. Dann kam ein wunderschöner Fuchs. Doch auf ihm saßen bereits zwei Reiter: Amlunia, eine Flasche numalischen Weins schwenkend, und hinter ihr, wie ein Klammeräffchen, der Zwerg Delvyn in seiner Rüstung.
»Heil, Conan dem Unbesiegbaren!« kreischte Delvyn. Sofort hielt Amlunia an. »Der Alleinbezwinger der mächtigen Stadtmauer von Numalia! Sag, kann dich überhaupt die Hand eines normalen Sterblichen töten?« Der Zwerg schwenkte begeistert seinen Dolch über dem Kopf. Diese Geste brachte auch die vorbeireitenden Soldaten dazu, Conan zuzujubeln. Der König erwiderte die Grüße und winkte zurück.
»Wenn ich unverwundbar wäre, wünschte ich, daß der letzte Gegner den Speer gegen mich und nicht gegen mein Roß gerichtet hätte!« erklärte er Delvyn und Amlunia. »Es tut mir in der Seele weh! Einen Hengst wie Shalmaneser werde ich so schnell nicht wieder finden.«
»Nein, das ist unwahrscheinlich«, stimmte ihm Amlunia zu. Sie beugte sich aus dem Sattel und hielt Conan die Weinflasche entgegen. »Aber, Herr der Welt, ein Pferd ist doch völlig unwichtig! Du kannst doch jederzeit ein anderes Pferd besteigen – oder jedes andere Geschöpf, wenn dir der Sinn danach stehen sollte.« Sie lachte verführerisch und richtete sich im Sattel auf. »Numalia gehört dir, o mein Gebieter! Du hast mir einmal erzählt, daß du als Dieb in diesen Straßen ein Unwesen getrieben hast – nun, jetzt hast du die ganze Stadt gestohlen!«
»Ja, das stimmt«, sagte Conan und blickte unruhig nach allen Seiten. »Aber im Augenblick würde ich ganz Numalia für ein gutes starkes Roß eintauschen, womit ich zum Palast reiten und kämpfen kann.«
»Was, noch ein Kampf?« rief Amlunia verärgert. »Hast du für heute nicht genug gekämpft? Die Mauer ist gebrochen, die Stadt gehört dir! Jetzt ist die Zeit gekommen, um zu plündern, zu massakrieren, zu vergewaltigen und sich so richtig nach barbarischer Art zu amüsieren!«
»Es stimmt, Sire«, sagte Delvyn ernst. »Der Ruf, alles zu zerstören und zu plündern, ist bereits erklungen! Die Truppen haben bereits damit begonnen. Morgen früh wird diese stolze Stadt in die Knie gegangen sein.«
»Falls die Soldaten vergessen, was ihre Pflicht mir gegenüber ist, wird ihnen das übel bekommen!« meinte Conan mit finsterer Miene. »Aber dort ist Baron Halk! Und Egilrude! Was für Neuigkeiten habt ihr für mich?«
Die beiden ritten sofort zum König. »Heil dir, König Conan! Wie glücklich bin ich, daß ich dich unverletzt finde! Doch du bist ohne Shalmaneser ...?« Schnell schwang Egilrude sich aus dem Sattel. »Hier, nimm mein Roß! Im Westen und im Norden ist die Mauer in unserer Hand. Das verdanken wir allein deiner tollkühnen Attacke. Im Süden hat die Garnison unsere Bedingungen akzeptiert und ...«
»Ja, ein wirklich guter Kampf, du cimmerischer König!« unterbrach ihn Baron Halk. »Einen solchen Ritt sieht man nicht alle Tage. Wirklich ein Beispiel für unsere Armeen. Aber dabei trocknet einem
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