Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Conan-Saga 45 - Conan der Grosse

Conan-Saga 45 - Conan der Grosse

Titel: Conan-Saga 45 - Conan der Grosse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonard Carpenter
Vom Netzwerk:
dunkler, als Granitquader für gewöhnlich sind. Vielleicht war der Turm mehrfach hart umkämpft gewesen und man hatte Feuer an ihn gelegt. Vielleicht hatte aber auch der Blitz ihn öfters getroffen und genauso geschwärzt wie die Bäume auf den Berghängen. Egilrude hatte keine Zeit, über dieses Problem nachzudenken, denn jetzt glänzten oben auf dem Wehrgang des Turms Helme in der Sonne. Wachposten standen bereit.
    »Kein sehr starker Wehrturm«, meinte Egilrude. »Aber warum ist er in dieser wilden Region überhaupt bemannt?« Er blickte in das sonnengebräunte Gesicht des Adjutanten zur Rechten. »Ist in der Nähe ein Dorf?«
    »Das wissen wir noch nicht, Sire. Wir haben Kundschafter ausgeschickt, um die Verteidigungsanlagen auszuspähen, aber sie sind noch nicht zurückgekehrt. Langsam bezweifle ich, daß sie überhaupt zurückkommen. Selbst wenn man unsere Abteilung vom Turm aus noch nicht entdeckt hat, ist es fast unmöglich, ungesehen an ihn heranzukommen.«
    »Stimmt!« sagte der Marschall. »Daher müssen wir in voller Stärke so schnell wie möglich anrücken und versuchen, das Überraschungsmoment auszunützen. Nachdem wir so weit nach Corinthien vorgestoßen sind und so vielen die Nase blutig geschlagen haben, wäre es gegen jede Soldatenehre, umzukehren, ohne diesen Wehrturm näher zu erkunden.« Er machte kehrt und ritt diagonal über den Abhang hinab zum Pfad, der durch ein Tal führte.
    Auch ohne den Wehrturm war es für jeden Angreifer bei dem unwegsamen Gelände schwierig, in die Berge vorzudringen. Der junge Marschall war jedoch wild entschlossen weiterzumarschieren, zumal er in dieser abgeschiedenen Gegend mit spärlicher Bevölkerung rechnen konnte, die gegen seine stattliche Abteilung völlig wehrlos sein würde.
    Egilrude hatte sich geschworen, daß er sich bei dieser Mission Ehre erwerben würde. Es war die erste Unternehmung, die er ganz allein führte. König Conan von Aquilonien – und bald Herrscher der Welt – hatte ihm eigenhändig den Marschallsrang verliehen. Der König hatte ihn mit dieser Ernennung hervorheben und ihm seine besondere Gunst zeigen wollen. Natürlich war dieses erste Kommando auch eine Probe. Eine derartige Chance durfte man nicht leichtsinnig vertun. Sein ganzes Leben lang hatte Egilrude zu Conan aufgeschaut. Für ihn war der König ein strahlender Held. Seit er miterlebt hatte, wie Conan ganz allein in die Banketthalle marschiert war, die Feinde niedergemacht hatte und als Herrscher über ein weiteres großes Königreich wieder herausgekommen war, betrachtete er ihn mit einer solchen Ehrfurcht, daß sie an Anbetung grenzte. Es war unvorstellbar, welche Kraft und welches Wissen ein so göttergleicher Krieger auch ihm eines Tages vermitteln könnte. Vielleicht würde er durch das Auflegen seiner Hand oder des blitzenden Schwertes auch Egilrude die Gabe der Göttlichkeit verleihen.
    Derartige Gedanken waren visionär, ja vielleicht töricht, wenn man den Alltag der Soldaten betrachtete. Schweiß, Schmutz und Blut. Aber in letzter Zeit hatte der junge Marschall seltsame Träume gehabt, beunruhigend und gleichzeitig prophetisch, als wollten sie ihm ein wunderbares Versprechen auf dunkle, rätselhafte Weise machen. Er war erfüllt von der verwegenen Euphorie, welche diese Kampagne vorwärtstrieb, um die Welt zu erobern. Er spürte, daß auch die Kameraden mit ihm diesen Traum teilten.
    Auf alle Fälle waren für ihn die Würfel des Schicksals gefallen. Als er vor einigen Jahren die Wahl hatte, mit den Legionen zu marschieren oder unter der Hand des strengen Vaters den Boden in Bossonien zu bebauen, hatte er sich für den Lebenspfad eines Soldaten entschieden. Er hatte sich geschworen, stets sein Bestes zu geben, und es wäre gegen die Ehre eines aquilonischen Offiziers gewesen, je einen Schwur zu brechen oder vor einem Ziel kehrtzumachen.
    Egilrude ritt zum Zentrum der Legion, die – seinem Befehl folgend – weiter nach Südosten vorgerückt war. Der Pfad war nicht breit, aber die Talsohle flach. Der Marschall konnte über das Gras und den Uferstreifen leicht an der Kolonne vorbeireiten. Sobald er wieder an der Spitze seiner Männer war, tauschten er und seine Adjutanten die abgehetzten Pferde gegen frische Tiere aus.
    Der Vormittag ging vorbei. Die Kundschafter kehrten nicht zurück und gaben auch keine Signale mit dem Spiegel aus weiter Entfernung. Mittags wurde neben dem Fluß Halt gemacht. Auf den Proviantkarren schürten die Köche die Kohlebecken und teilten

Weitere Kostenlose Bücher