Conan-Saga 45 - Conan der Grosse
heißen Fleischeintopf an die hungrigen Soldaten aus.
Während die letzten Krieger noch die Suppe löffelten, ritt Egilrude ein Stück weiter. Er musterte jeden Bergkamm genau und suchte nach dem dunklen Wehrturm.
Als er wieder eine Anhöhe hinaufgeritten war, um Ausschau zu halten, bot sich ihm ein unerwarteter Anblick: Eine lange Reihe feindlicher Truppen! Den Bannern nach waren es Corinther und Brythuner. Sie näherten sich im rechten Winkel seiner Marschroute. Ein Zusammentreffen war unvermeidlich.
Der Marschall schätzte, daß den Feinden keine Zeit mehr blieb, einen Hinterhalt zu legen oder sich an einem günstigen Punkt zu verschanzen. Allerdings wirkten sie kampfbereit. Die Abteilung Lanzenreiter war für dieses bergige Gelände hervorragend geeignet. Egilrude ließ seine Bogenschützen an einer Furt durch den Fluß, dicht unterhalb des von ihm berechneten Kreuzungspunktes, Stellung beziehen. Die nachfolgenden Fußsoldaten schickte er die steilen Hänge zu beiden Seiten des Pfads hinauf. Er hielt es für sinnvoll, die Nachhut seiner Abteilung, die langsamsten, weitermarschieren zu lassen und mit ihnen eine solide Kampffront zu bilden. Gleichzeitig sandte er Männer aus, die von der Höhe aus Winksprüche an die anderen Truppenteile weitergeben sollten.
In ganz kurzer Zeit stand die Vorhut der corinthischen Kavallerie mit ihren Offizieren Egilrude und seinem Stab auf dem anderen Flußufer gegenüber. Sie stießen die Schäfte der Banner und Lanzen kreisförmig in die Erde, um zu zeigen, daß sie verhandlungsbereit seien. Zwei feindliche Offiziere ritten ans Ufer. Egilrude winkte den beiden Adjutanten und zwei weiteren Kavallerieoffizieren und trabte ebenfalls zum Fluß. Stumm blieben sie im Sattel sitzen und warteten darauf, daß die Feinde die Verhandlungen eröffneten.
Der corinthische Anführer wählte die Sprache des einst so stolzen Nemediens, um sich verständlich zu machen. »Eindringlinge, ihr habt auf corinthischem Boden nichts zu suchen! Wir befehlen euch, sofort unser souveränes Territorium zu verlassen. Ich habe bei mir einen Erlaß unserer Regierung!« Der Mann mit dem Gold an der Uniform schien einen Rang zu bekleiden, der dem eines Legionshauptmanns entsprach. Er schwenkte eine Pergamentrolle mit roter Schnur und Quaste über dem Kopf. Zweifellos handelte es sich um ein offizielles Schriftstück. »In diesem Erlaß steht, daß alle aquilonischen Truppen und ihre Verbündeten sich innerhalb von zwei Tagen hinter die westlichen Landesgrenzen zurückziehen müssen. Bei Nichtbefolgen ist Krieg die Strafe!«
»Ach, was du nicht sagst!« Egilrude saß unerschüttert im Sattel und verwendete denselben nemedischen Dialekt für seine Antwort. Er sprach laut, um das Plätschern des Flusses zu übertönen. »In meiner Abteilung kann niemand Hochcorinthisch lesen, daher könnten wir über den Text der Schriftrolle höchstens vage Vermutungen anstellen.« Er äußerte diese, natürlich als Beleidigung gemeinten Worte, ganz ruhig und nicht zynisch. »Doch darf ich dich daran erinnern, daß die Aquilonier ursprünglich in euer Land gekommen sind, um Räuber und herumvagabundierende Rebellen zu bekämpfen und somit Nemedien und Corinthien einen Gefallen zu erweisen. Unser Oberkommando bittet jetzt um die Erlaubnis, Euer Territorium auf dem Weg nach Süden überschreiten zu dürfen. Dort wollen wir den Kampf gegen einen Feind aufnehmen, nicht aber gegen eure Herren Krieg führen.«
»Ihr seid doch gerade erst durch Nemedien marschiert. Und jetzt liegt das ganze Land in Schutt und Asche. Wir müßten Narren sein, derartig unmanierlichen Gästen den Durchzug durch unser Land zu gestatten.« Der Offizier lachte höhnisch und machte leise auf Niedercorinthisch Bemerkungen zu seinen Begleitern. »Wenn wir wirklich euren Untergang wollten, würden wir deine Armee weiter nach Süden ziehen lassen, damit sie im Karpash-Gebirge den Stürmen und Vampiren zum Opfer fällt. Doch das gestatten uns unsere Befehle nicht. Daher müßt ihr augenblicklich wieder umkehren.«
Egilrude saß reglos auf dem Roß. »Deine Befehle, ganz gleich von wem sie auch sein mögen, betreffen uns nicht. Daher schlage ich vor, daß du uns augenblicklich den Weg freigibst.«
Der corinthische Offizier lief rot an. »Ich warne dich, du riskierst einen offenen Krieg zwischen unseren Ländern!« Wieder hob er die Schriftrolle hoch über den Kopf. »Dieser Erlaß ist auch von einem Sondergesandten des Königs von Brythunien unterzeichnet, der
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