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Conan-Saga 45 - Conan der Grosse

Conan-Saga 45 - Conan der Grosse

Titel: Conan-Saga 45 - Conan der Grosse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonard Carpenter
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Nachmittag in die Decken gerollt und schliefen, weil Wecken noch vor Tagesanbruch befohlen war. Der König gab vor, sich ebenfalls zurückzuziehen. Kurz darauf schlüpfte er jedoch ungesehen an den Wachen vorbei und kletterte eine steile Böschung hinab in eine enge Schlucht. Neugierig marschierte er weiter. Aus Erfahrung wußte er, daß in den Bergen die Abenddämmerung lange dauerte und war sicher, Zeit für einen kurzen Ausflug zu haben.
    Der Boden der Schlucht war wie das Granitskelett des Bergs: glattes, verwittertes Gestein, spärliches Gras oder verkrüppelte Bäume wuchsen in den Spalten. Conan war sich darüber klar, daß es seinen Leuten unmöglich sein würde, seine Spuren auf diesem kahlen Boden zu finden, sollte er nicht ins Lager zurückkehren. Er fragte sich, ob je ein Mensch vor ihm durch diese Schlucht geschritten war. Vielleicht ein einsamer Jäger oder Wanderer vor Äonen von Jahren?
    Seine Frage beantwortete sich von selbst, als er über einen Felsbuckel kletterte. Zwischen Fels und einigen kümmerlichen Bäumen stand ein niedriges kleines Haus. Es war aus dicken Granitplatten gebaut, die rauh behauen waren. Schnell ging er näher. Jetzt sah er, daß in die Steine allerlei Zeichen eingeritzt waren: Runen, verschlungene Bandmuster und menschliche Figuren. Im purpurroten Abendsonnenschein wirkten manche Gestalten aus der Entfernung direkt lebendig. Ein echter Künstler mußte hier gearbeitet haben.
    Conan war ziemlich sicher, daß der Ort verlassen war, und ging vorsichtig näher. Mehrere Halbreliefs zeigten einen offensichtlich aristokratischen Patriarchen mit viereckigem Bart. Offenbar stand er vor einem uralten, längst vergessenen Heiligtum des Gottes Mitra.
    Dann war diese Schlucht also keine unberührte Wildnis, sondern es hatten einst Menschen hier gelebt. Vielleicht war das Heiligtum aber auch nur an einem früher oft benutzten Paß für fromme Wanderer erbaut worden. Normalerweise hätte Conan sich instinktiv gescheut, sich einem uralten Tempel oder Grab zu nähern. Doch dieser Schrein vermittelte den Eindruck, daß er aus einer glücklichen Zeit stammte. Neugierig lief er zum Eingang. Dort blieb er stehen, weil er nicht sicher war, ob hinter der dunklen Öffnung nicht irgendein wildes Tier hauste. Die Steinpfosten und der Sturz stammten in der Tat aus längst vergangener Zeit. Flechten und Moos bedeckten diese. An den Rändern war das Gestein abgebröckelt. Im Dämmerlicht konnte er im dunklen Innern nur schwer etwas erkennen. Angestrengt spähte er hinein.
    »Na, suchst du nach einem Schatz? Schon möglich, daß einer dort drinnen ist. Es sind viele Jahre vergangen, seit die letzten Pilger auf diesem Weg gegangen sind.«
    Die Stimme kam aus dem Hintergrund. Blitzschnell hatte er sich zu Boden geworfen und zur Seite gerollt. Dann kniete er da, den Dolch kampfbereit in der Rechten.
    Doch der Mann, der ihn angesprochen hatte, war offensichtlich keine Bedrohung. Er war alt, mit grauem Bart und Haar. Gebeugt kam er näher. Auf dem dunklen, von der Sonne tief gebräunten Gesicht lag ein neugieriges Lächeln. Der Alte blieb in respektvoller Entfernung vor dem kampfbereiten König stehen.
    Conan stand auf und steckte den Dolch zurück in die Scheide. Mit dieser Geste drückte er eher Verachtung als Vertrauen aus und musterte den Fremden scharf. Er trug ein langes, ziemlich schmutziges Gewand, darüber eine Fellweste und eine Pelzkappe. Er war unbewaffnet. Nur ein Jagdmesser steckte in der Scheide am Gürtel. Über der Schulter trug er eine dünne Stange mit einer Drahtschlinge. An einem breiten Riemen baumelte ein rundlicher Käfig aus Bronzedraht – offensichtlich eine Art Falle, denn irgendein Tier lag darin, wohl die Beute dieses Tags. Der Alte hatte das Gewand über die Knie geschürzt, so daß man die knochigen Beine sehen konnte. Die staubigen Füße steckten in Sandalen. Obwohl der Mann alt war, traute Conan ihm zu, daß er durchaus in der Lage war, sich allein in dieser oder einer anderen Wildnis durchzuschlagen.
    »Was denn, Großvater«, sprach Conan ihn an. »Willst du mich etwa zum Kampf herausfordern? Bist du ein Priester dieses verfallenen Heiligtums oder ein Eremit?«
    »Ich – ein Priester Mitras?« Der Alte grinste so, daß man die wenigen gelben Zähne sah, die er noch hatte. »Nein, Fremdling, ich war nie ein Anhänger dieser hochmütigen Götter aus dem Süden! Ich bin nur ein Wandersmann, wie du auch. Um nicht zu verhungern, gehe ich in diesen Bergen ein bißchen auf die

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