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Conan-Saga 45 - Conan der Grosse

Conan-Saga 45 - Conan der Grosse

Titel: Conan-Saga 45 - Conan der Grosse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonard Carpenter
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einer roh behauenen Statue, das Conan nicht sehen konnte. »Wenn du Ratten fangen willst, muß du schlau sein.« Wieder schnappte die Schlinge ein Opfer. »Ja, schlau muß man sein und leise.«
    Sie waren jetzt schon unter die Grundlinie des Heiligtums hinabgestiegen. Jetzt sah Conan, daß sich darunter tatsächlich eine unterirdische Höhle befand. Das Gestein des Bergs hatte Nischen und zwiebelförmige Vorsprünge gebildet. Stalagmiten ragten empor. Stalaktiten hingen in phantastischen Formen von der Decke. Die Tropfsteingebilde waren so dicht, daß ein nur schmaler Pfad hindurchführte, der von Menschenhand stammen mußte. Der Schein der Laterne brachte bizarre Schattenspiele hervor. Die feuchte Oberfläche der Tropfsteine leuchtete in allen nur erdenkbaren Farben. Die Schatten flohen vor dem Hünen mit der Lampe und dem Alten, der schon ein wenig gebeugt ging. Hier unten huschten keine Ratten mehr umher. Die Luft wurde kühler. Der Geruch des Bergbalsams wurde durch den Modergeruch des Erdinnern vertrieben.
    »Ja, ja, so war es immer schon«, bemerkte der alte Rattenfänger. »Jeder Tempel, den die Menschen gebaut haben, wurde auf einem älteren Heiligtum der Mutter Erde errichtet – selbst die Schreine des großen und erhabenen Mitra.«
    »Was macht dich so sicher, daß das hier ein Mitratempel ist?« fragte Conan. Eigentlich sprach er nur, um die unheimlichen Schatten zu vertreiben, die überall umherhuschten.
    »Wenn nicht Mitra, wer dann?« Der Alte drehte sich um und schaute Conan an. Der Schein der Lampe fiel auf sein koboldhaftes, weises Gesicht und betonte die vielen Fältchen.
    »Nun, alter Mann, vielleicht ist es ein Tempel, um mich darin zu verehren!« Die Stimme des Königs bebte nicht wirklich so wie die eines Kindes, das angibt; aber das Echo in der Höhle ließ sie so klingen.
    »Du betrachtest dich als einen der unsterblichen Götter?« Der Rattenfänger lächelte und ging wortlos weiter. Conan mußte ihm mit der Lampe folgen, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren.
    »Hast du auch die nötige Geduld?« fragte der Alte nach einiger Zeit. »Ich könnte mir vorstellen, daß die Götter, die gezwungen sind, Jahrhunderte lang in so modrigen Heiligtümern wie diesem zu hausen, ungeduldig werden.«
    »Geduld war noch nie ein Laster von mir«, sagte Conan mürrisch. »Sollte ich ein Gott werden, dann, weil mir Geduld völlig fehlt.«
    »Hmm. So viel Geduld braucht man nun auch wieder nicht«, meinte der Alte. »Wichtiger ist ein unbeirrbarer Glaube an deinen Wert. Kämpfst du manchmal mit Gespenstern und Truggestalten, nur um die Selbstzweifel zu beseitigen, die insgeheim in dir sind? Oder hast du ein Ziel vor Augen, das es wirklich wert ist, sich anzustrengen, um es zu erringen, und hältst du unter allen Umständen daran fest?«
    »Im Augenblick, alter Mann, kann ich kein Ziel sehen – überhaupt nichts Wichtiges, nicht einmal dich! Aber genug davon! Wie weit müssen wir noch in diesem Rattenloch nach unten gehen?«
    »Noch weit!« Der Alte drehte sich um und blickte Conan verwundert an. »Ich habe dir doch gesagt, daß die größten Schätze immer ganz in der Tiefe liegen.« Er ging einige Schritte sehr schnell, blieb dann jedoch abrupt stehen. »Doch jetzt kommen wir an eine Stelle, die vielleicht eine Herausforderung für dich ist und deine umherschwirrenden Gedanken ablenkt. Komm und geh voran, aber tritt behutsam auf!«
    Conan ging weiter. Als er bei dem Alten angelangt war, sah er, daß dieser am Rand einer schwarzen Felsspalte stand. Der Schein der Lampe erreichte die gegenüberliegende Seite. Conan hielt die Lampe hoch, konnte aber mit ihrem Licht nicht den Boden der Spalte erkennen. Lediglich an der senkrechten Felswand erspähte er einige feine Risse und Vorsprünge. Das Licht drang ungefähr zwölf Manneslängen nach unten. Aus der Tiefe drang leises Plätschern zu ihm herauf.
    Staunend und stumm betrachtete König Conan diese Erdspalte, weil sie die Höhle, die hier kreisförmig zu sein schien, offenbar von einer Seite zur anderen teilte. Neugierig schwenkte er die Lampe langsam hoch über den Kopf. Bizarre Schatten tanzten auf den Wänden. Der Pfad, auf dem sie gekommen waren, ging jedoch weiter. Eine uralte Brücke aus roh behauenen Felsquadern führte über den Spalt hinüber.
    Die Brücke hatte kein Geländer und sah alles andere als sicher aus. Die äußeren Kanten waren bereits abgebröckelt, so daß man nur in der Mitte auf einem schmalen Streifen, der ungefähr so breit wie ein

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