Conan-Saga 45 - Conan der Grosse
Jagd.«
Conan trat ein paar Schritte näher und blickte auf den Käfig. Über einer spitzen Schnauze funkelten ihm zwei kleine rote Äuglein entgegen. »Sieht aus, als wärst du nur ein Rattenfänger, Alter. Ist das das edelste Wild, das man in dieser rauhen Bergwelt erlegen kann?«
Der Alte lachte und zwinkerte Conan zu. »Bestimmt nicht das edelste Wild.« Er zuckte mit den Schultern. »Aber auf alle Fälle das, was am meisten vorkommt und das am leichtesten zu fangen ist. Diese kleinen Teufel vermehren sich höllisch schnell – jemand muß sie erlegen, sonst würden sie die Welt überrennen und alles fressen, was darauf wächst oder lebt.«
»Verstehe.« Der König nickte langsam. Diese Begegnung in der Mitte von Nirgendwo war wirklich sehr seltsam. »Du ernährst dich demnach allein von Ratten?«
»Ja, von Ratten und anderen Schädlingen«, antwortete der alte Jäger. »Was gerade so rumläuft. Ich habe auch schon Schlangen gefangen.«
»Hmmm.« Der König ließ sich mit der nächsten Bemerkung Zeit. Er suchte, in welche Richtung diese seltsame Unterhaltung ging. Der Alte hatte nicht gefragt, wer er war. Conan fühlte sich deshalb in seiner Königswürde etwas beleidigt. Trotzdem wollte er seine Identität nicht freiwillig preisgeben und dadurch Gefahr laufen, daß der Kerl plötzlich habgierig wurde und Lösegeld erpressen wollte, nachdem er seine Fallen an einem königlichen Wild erprobt hatte. »Du hast etwas von einem Schatz gesagt. Was ist damit?« fragte Conan schließlich. »Suchst du danach?«
»Schatz? Aber was sollte ich mit einem Schatz anfangen?« Der Alte zog offensichtlich ehrlich erstaunt die Brauen hoch. »Für mich wäre das nur eine Last, die ich bestimmt nicht schleppen kann. Außerdem wäre ich dann ständig in Gefahr, daß mir ein junger Spund wie du eins über den Schädel haut, um ihn mir wegzunehmen. Nein, für einen Schatz will ich nicht getötet oder zum Krüppel gemacht werden! So ein Blödsinn! Ich brauche keinen Schatz! Ich bin bedürfnislos glücklich.«
»Verstehe.« Conan hielt es für besser, über diese erstaunliche Behauptung nicht weiter zu diskutieren. »Aber wenn ich dich richtig verstanden habe, glaubst du, daß es dort einen Schatz gibt.« Er zeigte auf den Eingang des Heiligtums. »Und du erwartest, daß ich hineingehe und danach suche.«
»Gewiß! Dort muß es einen Schatz geben! Daran besteht gar kein Zweifel!« Der Alte nickte. Seine Miene verriet Conan, daß er es ernst meinte. »Aber ich schätze, daß du tief hineingehen mußt. Der größte Schatz liegt immer an der tiefsten Stelle.«
»In diese Steinhütte?« fragte Conan verblüfft. »Wie tief kann man hineingehen? Kannst du mir das verraten?«
Der alte Mann langte über die Schulter und holte einen halb zerrissenen Beutel hervor. Darin kramte er herum. »Wenn du willst, helfe ich dir gern bei der Suche. Hier!« Er holte eine alte Laterne hervor und einen Lederbeutel, in dem sich wohl Flint, Stahl und Zunder befanden.
Dann ging der seltsame Alte zum Heiligtum und lehnte seinen Krummstab an die Mauer neben dem Eingang. Er kniete nieder und schlug geschickt Feuer. Gleich darauf brannte der Docht in der Laterne. Als ein paar Funken zum Abendhimmel emporstoben, schob er den Windschutz herunter und trat neben den wartenden König. »Hier, nimm die Lampe und folge mir! Ich gehe voran.«
Der Alte nahm den Krummstab auf und trat über die Schwelle des Heiligtums. Conan sah keinen vernünftigen Grund, warum er ihm nicht hätte folgen sollen. Er hielt die Lampe seitlich hoch, damit ihn das Licht nicht blendete, und ging ebenfalls hinein. Der Schrein war so klein und eng, wie er ihn sich vorgestellt hatte. Aber der Boden führte steil nach unten. Vielleicht in eine Höhle oder einen Tunnel.
Als der Alte vor ihm plötzlich eine hastige Bewegung machte, spannte Conan sofort kampfbereit alle Muskeln an. Doch dann sah er zwei rote Äuglein in einer Nische hinter einer Skulptur aufblitzen. Die Drahtschlinge am Ende der Stange sauste durch die Luft und zog sich zu. Der Alte holte den Nager zu sich, packte ihn, machte die Klappe des Drahtkäfigs auf und verstaute den Nager darin.
»Herzlichen Glückwunsch, alter Mann! Du hast deinen Schatz bereits gefunden!« Conan ging mit der Lampe zu seinem Führer.
»Fürwahr. Tempel, Grabmäler und Burgen sind voll von Ratten. Sie untergraben gern die Fundamente. Aber man muß wissen, wo man sie findet.« Wieder sauste die Schlinge vor. Diesmal erbeutete sie ein Tier hinter
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