Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer
für die meisten ihrer Diener einen genügend hohen Preis zahlen würde, um an Informationen zu gelangen. Eine Ausnahme bildete nur Reza.
Welche Wahl blieb Livia? Sie konnte Lady Doris und ihren Sprößling so empfangen, als sei alles in schönster Ordnung. Oder sie konnte sie ausladen und ihnen die Wahrheit erzählen. Oder sie konnte sie mit einer Lüge abwimmeln, die allerdings innerhalb eines Monats ruchbar sein würde.
Über letztere Möglichkeit wollte Livia gar nicht nachdenken. Lady Doris würde niemals glauben, daß der magische Angriff eine unwichtige Angelegenheit gewesen sei, falls sie ausgeladen würde.
Livia konnte nichts anderes tun, als den Besuch wie verabredet stattfinden zu lassen. Sollten die Gäste neugierige Fragen stellen, mußte sie ihr bestes geben, um ihre Neugier zu stillen.
Vielleicht konnte ihr Lady Doris sogar einige brauchbare Ratschläge erteilen. In Argos nannte niemand sie eine Törin, allerdings waren viele der Meinung, daß sie ihren Verstand nicht an ihren einzigen Sohn weitergegeben hatte.
Lady Doris würde jedoch keinen Rat geben, ohne einen Preis dafür zu verlangen. Vielleicht sogar ein Ehegelöbnis, das nur mit sehr viel Gold und einem größeren Skandal als diese Zauberei gebrochen werden könnte.
Livia lief es plötzlich kalt über den Rücken, als sie daran dachte, daß dieses Gelöbnis Harphos Rechte im Bett zugestehen würde. Der Schauder hörte auf, als sie sich an die Lust erinnerte, die der Zauberer ihr eingeflößt hatte. Gab es einen Mann – einen Gemahl –, der im Bett diese Lust in ihr wecken und dann stillen konnte?
Wenn sie noch viel Zeit damit verbrachte, sich über Dinge Sorgen zu machen, die nicht zu ändern waren, würde sie nicht empfangsbereit sein, wenn Lady Doris und Harphos eintrafen. Livia betrachtete die Schatten auf den Teppichen und schüttelte müde den Kopf.
»Reza, ist mein Badezimmer so in Ordnung, daß ich es benutzen kann?«
»Ich rufe sofort einen Boten, um das herauszufinden, doch solltest du dich zuvor bekleiden, Mylady.«
»Na schön.« Livia klatschte in die Hände und streifte das Hemd über, das ihr die Zofen reichten. Dann ließ sie sich in die Hausrobe helfen.
Man erwartete Lady Doris und ihren Sohn um die fünfte Stunde. Nachdem alle im Haus wie die Galeerensklaven geschuftet hatten, war der Damaos-Palast bis dahin wieder einigermaßen in Ordnung. Zwar konnte jeder Trottel sehen, daß irgend etwas nicht stimmte, aber es sah nicht mehr aus, als hätte eine Schar von Kozaki-Banditen dort übernachtet.
Livia stand im Schatten des Säulenhalle und war sich bewußt, daß sie der Dienerschaft viel verdankte. Alle hatten ihre Angst vergessen und wie Soldaten ihre Posten ausgefüllt. Selbst ihre Zofen hatten so hart gearbeitet, die Räume wieder in Ordnung zu bringen, daß sie sie daran erinnern mußte, die schmutzigen Kleider zu wechseln. Und Reza – ja, für ihn genügten weder ausreichend Worte noch Belohnungen.
Livia strich sich eine unbotmäßige Locke aus dem Gesicht. Ihr Haar war morgens noch offen gewesen. Jetzt erhob es sich zwei Handbreit über ihrem Kopf. Es war zu einer Krone hochgebürstet worden und mit den großen Kämmen aus Gold und Perlen ihrer Mutter festgesteckt. Sie trug ein Gewand aus feinster blauer khitaischer Seide, dessen Farbton ihren Augen glich. An ihrem Hals hing die herrliche Rubinkette des Hauses Damaos. In der Mitte funkelte der Geheime Stern, so groß wie die Faust eines Kleinkinds.
Es konnte nicht schaden, Lady Doris daran zu erinnern, daß das Haus Damaos mit ihrem Haus keine Verbindung nötig hatte – auch mit keinem anderen. Wenn Livia die Heiratsanträge aller Bewerber abwies, würde nichts Schlimmeres passieren, als daß sie ein keusches Leben führen mußte. Das würde zwar kein ideales Leben sein – sie erinnerte sich daran, wie sie vor Lust und Begierde gebebt hatte, aber sie war nicht den Launen eines Manns wie Harphos ausgeliefert.
Am Fuß des Hügels erklang eine Trompete. Eine zweite gesellte sich zu ihr. Das Horn des Torwächters antwortete. Nach geraumer Zeit hörte man wieder die Trompeten. Sie schienen nicht näher gekommen zu sein. Livia legte den Kopf schief. Sie glaubte, Rufe zu hören, vielleicht waren es Flüche. Dann schrien Esel und Kühe muhten.
Sie schickte ein kurzes unpassendes Gebet zum Himmel, daß Lady Doris zwischen den Bauern stecken geblieben sei, die ihr Vieh zum Markt trieben. Dann läutete sie nach Reza.
»Ist alles bereit?«
»Alles, was Götter
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