Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer
Herren ins Gesicht schleudern. Wir wollen doch den Herren Angst machen, nicht den Knechten.«
Reza blickte den Cimmerier empört an. Zweifellos störte ihn die Sprache Conans. Reza schien zu glauben, daß die Ohren seiner Herrin immer noch jungfräulich waren und vor Soldatenausdrücken verschont werden sollten.
Doch ehe der Haushofmeister den Cimmerier zurechtweisen konnte, nickte Livia. »Ja, ich möchte keinen langen Kampf, damit das Haus Damaos wieder sicher ist. Solange wir kämpfen, habe ich nur wenig Verehrer – höchstens diejenigen, welche mich für einen Preis schützen wollen, den ich niemals bezahlen werde.«
Conan hatte von der Schar der Verehrer gehört, die Lady Livia gerade umschwärmten. In diesem Punkt waren Reza und er sich völlig einig: Keiner verdiente Livia. Wenn diese Affen zu Haus blieben, wäre das für das Haus Damaos wirklich kein herber Verlust.
Der Cimmerier wußte jedoch, daß es nicht seinem ›Platz‹ entsprach, das offen auszusprechen. Seit er nach Argos gekommen war, hatte er die Bedeutung des Worts ›Platz‹ nur zur Genüge kennengelernt. Vom Aufstehen bis zum Einschlafen schien dieses Wort über seinem Kopf zu schweben, so wie die Menschen in Khitai ständig Angst hatten, das ›Gesicht‹ zu verlieren.
Schon nach wenigen Tagen in Argos hatte er gelernt, daß es meist bedeutete, daß man dasaß und anderen zuhörte, wenn sie redeten. Dabei hatten sie ihm jedoch oft mehr verraten, als es ihnen lieb war. Daher hatte er mit der Vorstellung von ›Platz‹ weniger Probleme, als er anfangs befürchtet hatte.
»Allein Ihr könnt Euren Wert richtig beurteilen, Mylady«, sagte Conan. »Ich bin nur ein Soldat. Ich halte es für lächerlich, einem Feind mit diesen Fallen Angst einjagen zu wollen. Außerdem möchte ich nicht, daß einer meiner Männer aus Versehen hineingerät.«
»Deine Männer sollten die Gärten inzwischen kennen«, meinte Reza mürrisch.
»Einige ja, einige nicht«, entgegnete Conan. »Die aus der Herberge wissen nicht Bescheid.«
»Außerdem, falls es im Palast einen Spion gibt« – Reza räusperte sich, und Livia winkte ihm, still zu sein –, »wird er schnell weitermelden, daß die Fallen nicht mehr da sind und der Garten sicher ist. Angreifer können über die Mauer steigen und zum Palast vorrücken. Dort können unsere Männer ihnen praktisch auf den Kopf pissen.«
Erst lächelte Livia, dann kicherte sie, schließlich lachte sie schallend. Es war ein Lachen, an dem jeder Mann seine Freude haben konnte, ebenso wie der Anblick dieser schönen jungen Frau erfreulich war.
»Ich wünschte, wir könnten das wirklich tun«, sagte Livia schließlich. »Stellt euch nur vor, was diese armen Narren ihren Herren erzählen müßten, wenn sie wieder nach Hause zurückkehrten. Falls sie das wagen würden. Die meisten würden lieber nach Kush fliehen und ihren Namen ändern.«
Auch Reza mußte jetzt lächeln. »Ja, Conan, damit hast du wieder gezeigt, wie gut Hauptmann Khadjar dich ausgebildet hat.«
»Laßt uns nicht die Wolle verkaufen, ehe wir die Schafe gekauft haben«, sagte Conan. Sie tranken auf viele fette Schafe, die hoffentlich in den nächsten Nächten kommen würden.
Vom Dach des Palasts erklang der Ruf der schwarzen Eule. Lautlos wie ein Tiger auf der Jagd eilte der Cimmerier zum vereinbarten Treffpunkt. Kaum hatte er sich gegen einen dicken Baumstamm gelehnt, lief Vandar bereits herbei.
»Wir haben vom Dach aus Bewaffnete gesichtet.«
»Irgendwelche Abzeichen?«
In den meisten Städten war es schwierig, in dunkler Nacht Menschen von Affen zu unterscheiden, und erst recht, die Abzeichen der Familien zu erkennen. Doch in den reichen Vierteln Messantias verbreiteten die Fackeln so viel Licht, daß man das Prägedatum auf einer aquilonischen Zehn-Kronen-Münze lesen konnte.
»Keine. Aber die Damaos-Männer meinten, daß es Wächter sein müßten.«
»Erlik, vernichte die Wächter!«
Conan konnte es in einer Stadt aushalten, wo sich die Straßen zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang nicht in einen Dschungel verwandelten. Er hatte das Gewerbe eines Diebs schon vor geraumer Zeit an den Nagel gehängt, als er erkannte, daß dieses kärgliche Verpflegung und ein kurzes Leben bescherte. Aber heute abend verspürte er nicht die geringste Lust, in einen privaten Kampf mit den Wächtern verwickelt zu werden, da er sich darauf vorbereitete, den wahren Feind mit seiner Stärke und mit Stahl zu stellen.
Vandar zuckte mit den Schultern. »Reza ist
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