Conan-Saga 46 - Conan der Beschützer
des Kellers kräuselte. Offensichtlich wehte eine Brise herein. Sie wurde stärker, je länger er hinschaute. Wind kam aus einer Kellerecke.
Der Cimmerier gab den Männern das Zeichen, sich zurückzuziehen. Kaum hatten sie kehrtgemacht, wurde ein Grollen laut. Metall kratzte auf Stein. Der Lärm wurde ohrenbetäubend. Die Erde unter ihren Füßen schien zu beben. Dann erloschen die magischen Lichter.
Auch die Fackeln der Diener wurden schwächer. Conan preßte sich gegen die nächste Säule. Vor seinen Augen drehte sich ein schmaler Abschnitt in der Wand und gab einen Durchgang frei. Männer schlüpften hindurch. Einer nach dem anderen. Die meisten trugen nur Fetzen, einige waren halbnackt, doch alle hielten Dolche in den schwieligen, schmutzigen Händen.
Auch die anderen Männer sahen zu, wie ein Dutzend dieser zerlumpten Gestalten eindrang. Zum Glück hatten sie soviel Verstand, sich ruhig zu verhalten. Conan stieß einen der Männer vorsichtig mit der Schwertspitze an und bedeutete ihm, daß alle sich zur Treppe zurückziehen sollten. Als der letzte Mann die Stufen endlich erreicht hatte, war die Zahl der Eindringlinge auf über zwanzig angewachsen.
Conan holte das Zündbesteck aus dem Gürtel und maß die Entfernung mit den Augen. Wenn die Erinnerung ihn nicht trog und diese ungebetenen Besucher sich nach ihrem Marsch durch die unterirdischen Gänge der Stadt kurz verschnaufen würden, konnte er ...
Conan hatte das Faß gefunden, das er gesucht hatte. Er packte den Rand und rollte es auf einen Fuß. Dann trat er mit dem Stiefel mit aller Kraft gegen den Spund. Er öffnete sich, und das Faß platzte an mehreren Stellen.
Beim Lärm des Tritts und des berstenden Fasses blieben die Eindringlinge wie angewurzelt stehen. Erschrocken blickten sie umher. Keiner konnte so gut in der Dunkelheit sehen wie der Cimmerier, daher entdeckte ihn niemand. Er schirmte Flint und Stahl mit dem riesenhaften Körper ab. Ein Funke setzte den Zunder in Brand. Conan ließ den glimmenden Zunder in den Feuerwein fallen, der aus dem zerbrochenen Faß floß.
Feuerwein vertrug jeglichen Transport nur schlecht. Außerhalb von Argos hatten nur wenige Menschen von ihm gehört und noch weniger ihn getrunken. Nach einem Becher war der Cimmerier bereit, ihn mit Freuden den Argossern zu überlassen. Feuerwein schmeckte zwar scheußlich, hatte aber eine Eigenschaft, die ihm jetzt zustatten kam. Sobald er mit einer offenen Flamme in Berührung kam, brannte er wie flüssiger Teer.
Da dieser Feuerwein sich mit dem anderen Wein vermischte, dauerte es länger, bis er Feuer fing. Conan fragte sich schon, ob der gewöhnliche Wein die Flamme ausgelöscht hätte, als bläuliche Flämmchen über den Kellerboden huschten. Sie näherten sich den Männern unaufhaltsam. Dabei wurden die Flammen immer höher. Schließlich loderten sie kniehoch.
Die Eindringlinge warteten nicht, bis die Flammen sie erreichten. Schreiend und heulend rannten sie zur Öffnung in der Wand oder zur Treppe. Ohne einen Schwertstreich hatte Conan anscheinend der Hälfte der Männer den Kampfgeist geraubt.
Die andere Hälfte war aus härterem Holz geschnitzt. Vielleicht fürchteten sie aber auch etwas anderes mehr als die Flammen des Feuerweins. Sie stürmten fluchend und schreiend durch den spritzenden Wein und die Flammen.
Im nächsten Augenblick drängten sie sich um den Cimmerier. Er wich zurück an die Wand und hieb mit dem Breitschwert um sich. Die Gegner schienen mit ihren Klingen nicht besonders gut umgehen zu können. Vielleicht behinderten sie sich aber auch gegenseitig. Conan brauchte jedoch nicht lange, um drei niederzustrecken und zwei weitere so schwer zu verwunden, daß sie kampfunfähig waren.
Die restlichen fünf Männer reichten aus, um das Schwert des Cimmeriers voll zum Einsatz zu bringen. Conan webte einen Vorhang aus blitzendem Stahl vor sich. Dabei kam ihm der Gedanke, daß er die anderen vielleicht etwas voreilig zurückgeschickt hatte.
Jetzt endlich hörte er auch das Kriegsgeschrei der Feinde: »Immer vorwärts in die Schlacht!« Das war der Ruf des Hauses Lokhri.
Das Haus, dessen Erbe um Livia warb, schickte bewaffnete Männer gegen sie? Das ergab überhaupt keinen Sinn, sondern war das Absurdeste, was Conan in den dreiundzwanzig Lebensjahren erlebt hatte – und er hatte vom Wahnsinn in der Welt mehr gesehen als viele, die doppelt so alt waren wie er.
Vielleicht hatte man geplant, Livia zu entführen? Möglich. Wenn ja, war es das beste, diese
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