Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr
Königs?«
Lange Zeit sagte der Cimmerier gar nichts, sondern kämpfte gegen die Schmerzen an, die der Knüppel ihm bereitete. Blut spritzte ihm aus der Nase übers Gesicht und die Brust. Zumindest vermied Julus, ihm den Unterkiefer und die Kehle zu zerschmettern, da Conan ja sprechen sollte. Mehrere Schläge auf die Nieren entlockten dem Cimmerier ein Stöhnen.
»Ich bin in Sicas, um reich zu werden, wie alle anderen auch, verfluchter Hund!« Conan konnte noch mehr Schläge einstecken, doch war das sinnlos. Hätte er früher gesprochen, wäre Julus mißtrauisch geworden. Doch jetzt noch zu warten, wäre Dummheit gewesen. Vor allem wollte Conan vermeiden, irgendwie verkrüppelt zu werden. Er war imstande, Schmerzen zu ertragen, die jeden Mann in den Tod, zumindest in den Wahnsinn getrieben hätten, doch mußte sein Körper so heil bleiben, daß er bei der erstbesten Gelegenheit fliehen konnte.
»Ich glaube dir nicht«, sagte Julus, schlug jedoch weniger kräftig zu. »Welches Abkommen hast du mit Lisip geschlossen, Cimmerier? Und welches Spiel treibst du und Maxio? Offenbar teilt ihr euch seine Frau. Das geht über normale Freundlichkeit weit hinaus. Wo versteckst du dich in den Nächten, die du nicht in der Herberge verbringst?«
»Ich vergnüge mich in der Grube«, antwortete Conan und spuckte Blut auf den Boden. »Und ich suche nach Möglichkeiten, noch mehr zu plündern, genau wie du, elender Hund.« Seine Nase schwoll an, seine Augen färbten sich blau. Er hoffte, daß die Lider nicht so dick wurden, daß er nichts mehr sah. Ein blinder Mann hatte kaum Möglichkeiten zur Flucht.
Julus schlug ihn über die Waden. Sofort hatte er einen üblen Krampf. »Die Wahrheit, Cimmerier!« brüllte Julus. »Ich will die Wahrheit hören!« Ein wahrer Schlagregen prasselte auf Conan nieder.
Der Cimmerier verlor mehrfach das Bewußtsein, doch nicht für lange. Ab und zu gelang es ihm, ein Wort herauszustammeln. Immer beharrte er darauf, hergekommen zu sein, um reich zu werden.
»Ich glaube, dir gefällt das, Cimmerier«, sagte Julus, der vor Anstrengung schwitzte, und schlug ihn quer über die Rippen. »Ja, es macht dir genausoviel Spaß wie mir. Die Götter waren huldvoll, uns beide zusammenzuführen, nicht wahr?« Ein Mann lief über die Stufen herab.
»Was ist los?« fragte Julus. »Hoffentlich hast du einen triftigen Grund, mich in meinem Vergnügen zu stören.«
»Der Statthalter will dich sofort sprechen«, sagte der Mann. »Wir müssen alle in den Sattel und losreiten. Schnell, beeil dich!«
»Was geht vor?« murmelte Julus. »Wir machen später weiter, Cimmerier«, fuhr er laut vor. Zum Abschied versetzte er ihm noch einen Schlag gegen die Schläfe. Purpurrotes Licht flammte vor Conans Augen auf, dann umhüllte ihn Dunkelheit.
Als er erwachte, spürte er seine Hände nicht. Aber er hing immer noch mit ausgestreckten Armen an der Wand. Sein Körper war ein einziges Schmerzbündel, mit Ausnahme der tauben Stellen. Doch soweit er festzustellen vermochte, waren keine Knochen gebrochen und keine inneren Organe ernsthaft verletzt. Allerdings würde er das mit Sicherheit erst im Lauf der Zeit herausfinden. Er hatte jedoch große Hoffnung in die Heilungskräfte seiner starken Natur. In wenigen Tagen würde er nichts mehr spüren. Doch vorher mußte er hier weg, ehe Julus zurückkam. Langsam hob er den Kopf. Das Kinn war durch das Blut festgeklebt.
Eine Minute lang glaubte er, blind zu sein. Er roch den brennenden Docht einer Öllampe, sah jedoch kein Licht. Langsam merkte er, daß auch seine Lider durch Blut zusammengeklebt waren. Mit wilden Grimassen gelang es ihm, ein Auge zu öffnen. Jetzt sah er die Lampe. In einem gegen die Wand gekippten Stuhl saß der Wärter und döste. Der Kerl hatte einen Kugelbauch und einen kahlgeschorenen Schädel. Conan hatte ihn bei seinem letzten Aufenthalt im Gefängnis nicht gesehen. Am Gürtel des Manns hingen ein Schlüsselring und ein Dolch.
Conan stöhnte laut. Der Wärter öffnete die Augen.
»Wasser!« rief Conan. »Bring mir Wasser, um Mitras Liebe willen!«
»Warum sollte ich dir Wasser bringen, du Abschaum?« fragte der Wärter. »Ich liebe weder dich noch Mitra.«
»Ich verdurste.«
»Solange lebst du nicht mehr«, versicherte ihm der Mann. »Julus kommt gleich wieder, dann macht er weiter. Und daran wirst du sterben, nicht am Durst.«
»Ich gebe dir Geld«, sagte Conan.
»Wie?« Der Wärter zeigte auf Conans Kleidung und Rüstung in der Ecke. »Wir haben deine
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