Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr
Einhundertdreiundsiebzigsten einen Beschützer. Er gab ihnen die Stadt, die jetzt Khet heißt, die Stadt der Skorpione, mit viel Land vom Fluß bis in die Wüste hinein. Natürlich mußte die Königin eine untergeordnete Rolle hinnehmen. Der Kult Sets, der Alten Schlange, war in Stygien bereits vorherrschend und duldete keine Rivalin.
Aus Dankbarkeit für Khopshefs Großzügigkeit fertigten die Priester Selkhets ein Abbild ihrer Göttin, um es dem Gottkönig zu schenken. Es sollte keine gewöhnliche Statue sein. Als erstes gingen sie zu dem größten Bildhauer jener Zeit. Es war Ekba, ein Diener des Königs von Budhra. Von seinem Land kennt man heutzutage nur noch den Namen. Der Bildhauer war wahnsinnig und schien daher für das Werk geeignet. Die Priester bestellten bei ihm eine Statue der Göttin als Skorpion mit einem Frauenkopf. Sie unterwarfen ihn vielen Ritualen und sangen unzählige Zauberlieder, um ihm die richtige Inspiration zu vermitteln. Er bekam jedes gewünschte Material, ganz gleich wie kostbar oder selten es war.
Zwei Jahre dauerte es, bis alle Materialien beisammen waren. Viele Helden in jener Zeit, Männer die dir ähnlich sein mußten, widmeten sich der Suche nach diesen Materialien, und viele ließen dafür ihr Leben. Ekba verlangte die Knochen einer lebenden Prinzessin, die Organe eines bestimmten Drachen, eine Perle, wie man sie nur in Khitai findet, und so weiter. Der Künstler zerrieb alle Substanzen zu Staub, den er in Metall mischte. Über zehn Jahre lang arbeitete Ekba an der Statue. Er verbrachte viel Zeit im Gebet und mit Ritualen, um die richtige Vision zu gewinnen. Mehrere Gußversuche waren vergeblich. Die Priester bewachten ihn ständig, weil er mehrfach versuchte, Selbstmord zu begehen.
In seiner Verzweiflung erbat sich Ekba einen schrecklichen Absud aus schwarzem Lotus. Dieser Trank wird von den größten Magiern nur bei den kraftvollsten Zaubersprüchen verwendet. Widerstrebend bereiteten die Priester den Absud. Ekba trank ihn und verfiel in einen ohnmachtähnlichen Schlaf, der zehn Tage und zehn Nächte währte. Alle, bis auf erfahrene Magier, hielten ihn für tot.
Als Ekba erwachte, war er besessen. Er ließ das gesamte Material aus seiner Werkstatt ins Heiligtum der Göttin schaffen. Dort verriegelte er die Türen und machte sich ans Werk. Zwanzig Tage lang arbeitete er, ohne zu essen oder zu trinken. Seltsame, unheimliche Laute drangen aus dem Tempel zu den Priestern heraus, die davor standen. Als der Mond den Zenit über dem Tempel erreichte, genau um Mitternacht, hörte man einen grauenvollen Schrei.
Die Priester schlugen die Türen ein und stürzten hinein. Auf einem Podest stand das herrliche Abbild ihrer Göttin. Ihr zu Füßen lag der tote Ekba. Sein Gesicht war zu einer entsetzlichen Grimasse verzerrt. Er hatte den Giftbecher bis zur Neige geleert, worauf sein Leib dem Druck nicht standgehalten hatte und geplatzt war.« Der Fette schien diese abstoßende Enthüllung irgendwie zu genießen.
»Selbstverständlich war der Gottkönig über das Geschenk hocherfreut und ließ in seinem Palast einen Schrein für die Statue errichten. Das Götterbild war nicht etwa wegen des Materials wertvoll, denn es war hauptsächlich aus Bronze gegossen. Die seltenen kostbaren Dinge waren alle zu Pulver gestoßen und daher wertlos. Nein, mein Lieber, der unvergleichliche Wert der Statue liegt in ihrer magischen Kraft. Mehrere Jahrhunderte benutzten die Gottkönige Stygiens das Skorpionbild für ihre esoterischen Riten. Damals genossen die Priester Selkhets besonderes Ansehen und Schutz.
Doch selbst an jenem fabelhaften Königreich ging die Zeit nicht spurlos vorüber. Die Macht Sets wuchs und die der anderen Götter wurde schwächer. Selkhets Bild wurde immer weniger verwendet, ihre Priester verloren jegliche Macht. Dann kamen die Jahre der Auflösung: Drei Jahrhunderte, in denen Stygien in sich gegenseitig bekämpfende Provinzen zerfiel, in denen jeder Führer behauptete, der Gottkönig zu sein. Schreckliche Schlachten wurden auf der Erde und in magischen Gefilden geschlagen.
Die wenigen Priester Selkhets wollten die Statue vor Plünderung schützen, schafften sie daher in die königliche Krypta und stellten sie anstelle einer Göttin auf, die sich bereits dort befand. Um das Götterbild zu tarnen, bedeckten sie es mit einer dicken schwarzen Lackschicht, damit sie aussah wie eine Statue aus gewöhnlichem schwarzen Marmor.
Im Lauf der Kriegswirren wechselte der Palast mehrfach die
Weitere Kostenlose Bücher