Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr
sicher, er flieht heute nacht mit der Beute und läßt mich hier sitzen.«
»So ein verlogener Kerl«, sagte Conan.
»Nun, ist dir das hundert Mark wert?«
»Du glaubst doch nicht im Ernst, daß Maxio mich bei einer Sache mitmachen läßt, die er seit Monaten vorbereitet.«
Delia lächelte listig. »Ein Mann mit deinem Verstand findet bestimmt einen Weg, aus dieser Nachricht Honig zu saugen.«
»Mit Sicherheit«, sagte Conan und holte die Münzen aus dem Beutel neben dem Schwert und legte sie in Delias nasse Hände.
Sie schaute an sich hinab. »Aber wo soll ich das hinstecken?« fragte sie kokett.
»Das ist deine Sache«, meinte Conan nur und schob die Wand wieder zu. Dahinter hörte er ihr melodisches Lachen.
Treuloses Luder, dachte er, konnte Delia aber nicht böse sein. In ihrer Unmoral lag eine herrliche Naivität. Sie war eine einsame Frau zwischen raubgierigen Männern. Wer konnte ihr einen Vorwurf machen, wenn sie einen verkaufte, der sie sitzenlassen wollte? Sie behauptete, eine erfahrene Frau zu sein. Das bezweifelte er nicht. Bestimmt hatte sie einschlägige Erfahrungen machen müssen.
Eine Dienerin brachte seine frischgewaschene Kleidung, die man beim Feuer im Keller getrocknet hatte. Der Barbier des Badehauses hatte den Cimmerier rasiert. Jetzt legte er den Brustharnisch und den Waffengurt an und trat hinaus, um zu sehen, was der Tag noch so zu bieten hätte.
In einer Bude verkaufte eine alte Frau Seidentücher. Spontan fragte er sie, ob sie Brita gesehen habe. Die Alte musterte ihn mürrisch.
»Das arme verrückte Mädel, das durch die ganze Stadt rennt und die Schwester sucht? Ich sehe die Kleine fast täglich. Wenn du ihr Mann bist, solltest du sie einsperren, damit sie nicht umgebracht wird – oder damit ihr nicht noch Schlimmeres zustößt. Ich habe gehört, daß sie sogar nachts umherläuft. Sie muß unter dem besonderen Schutz eines Gottes stehen.«
»Und was ist mit ihrer Schwester?« fragte Conan.
»Sie könnte eine von hundert Mädchen sein.« Jetzt blinzelte die Alte listig. »Vielleicht ist die Kleine aber auch böse mit dir und läuft deshalb Tag und Nacht durch die Straßen. Ein Geschenk würde sie vielleicht besänftigen. Ein schönes Tuch?«
Der Cimmerier schüttelte den Kopf und ging. Die Alte schimpfte laut. Er fragte noch bei anderen Händlern nach Brita. Ja, es stimmte. Brita suchte immer noch. Langsam zweifelte er an ihrem Verstand. Sie brauchte einen Aufpasser, aber diese Aufgabe wollte er nicht übernehmen. Er war ein freier Mann, eingeschlossen alle Wagnisse dieses Stands. Er wollte sich von einer Närrin ebensowenig anbinden lassen wie von einer Ehefrau.
Bei Einbruch der Nacht erschien der Cimmerier mit Umhang und Kapuze im Hauptquartier des königlichen Statthalters. Die Wachposten starrten ihn verwundert an.
»Ich muß den Statthalter sprechen«, erklärte Conan.
»Aber er ist noch bei Tisch«, sagte der eine.
»Dann soll er mich zum Abendessen einladen. Ich habe Neuigkeiten, die er unbedingt erfahren muß. Sagt ihm, es geht um die Sache, über die wir geredet haben.«
Kopfschüttelnd ging der eine Posten hinein. Conan hoffte, der alte Schwachkopf werde sich die Nachricht merken. Gleich darauf erschien Julus.
»Mein Herr ist bereit, dich zu empfangen. Verschwende jedoch seine kostbare Zeit nicht.«
Conan machte sich nicht die Mühe zu antworten, sondern folgte Julus ins Speisezimmer. Bombas saß vor einer Tafel, auf der viele Teller mit abgenagten Knochen und Speiseresten standen. Der Statthalter biß in eine Rehkeule und musterte den Eindringling aus wäßrigen Augen.
»Was willst du?« fragte er mit vollem Mund.
»Du hast mir befohlen, zu dir zu kommen, wenn ich gewisse Neuigkeiten hätte.« Julus lehnte mit verschränkten Armen an der Wand.
»Rede.« Bombas legte die Keule weg und wischte sich die Finger mit der Serviette ab.
»Willst du immer noch Maxio?« fragte Conan. »Ich kann ihn dir bringen, heute nacht.«
Die Schweinsäuglein funkelten gierig. Der Statthalter lächelte beinahe, als er auf den Stuhl gegenüber deutete. »Setz dich, Fremder, und iß!«
»Ich habe bereits gegessen«, antwortete Conan und setzte sich. Der Statthalter winkte. Eine Sklavin füllte einen Becher für den Cimmerier.
»Und jetzt erzähl mir, was du weißt.«
Conan faßte kurz zusammen, was er von Delia erfahren hatte. Bombas nickte und aß weiter. Er trank ziemlich viel, aber seine Augen verloren nie den verschlagenen Glanz. Als Conan fertig war, nickte er.
»Sehr
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