Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr
blieb Conan bei einem Brunnen stehen und spritzte sich Wasser ins Gesicht, um den Wein zu vertreiben. Dabei musterte er den Platz. Er war menschenleer. Auch die Damen hatten die Säulenhalle verlassen. Er nahm eine Fackel aus der Halle und marschierte damit zum Theater.
Er ging jedoch nicht zum Haupteingang, der zwischen den dicken Säulen lag, sondern zu einem kleinen Fenster, wo die Eintrittskarten verkauft wurden. Mit einem Ruck riß er die Fensterläden auf und drückte das Fenster ein. Dann warf er die Fackel voraus und stieg hinein.
Schnell ging er durch die Halle ins Theater, wo die Bänke vor der Bühne standen. Hinten lehnten mehrere Leitern für die Bühnenarbeiter. Conan trug eine davon auf den Laufsteg hinauf. Als er hinunterblickte, sah er, wie zwei Männer über die Bühne schlichen. Als er ihre Schritte auf der Treppe hörte, kletterte er mit der Leiter zur Kuppel. Er trug die Leiter zum Dachrand, obwohl er sie nicht benötigte, um den Tempel zu erreichen. Aber vielleicht hatten seine Verfolger Höhenangst. Auf dem Tempeldach angekommen, lief er bis unter sein Fenster und wartete.
Lange mußte er nicht warten. Die beiden Verfolger tauchten aus der Kuppel auf und spähten umher. Conan hörte sie leise flüstern. Im Mondlicht konnte er keine Farben erkennen, doch der eine war groß und der andere klein und rund. Damit hatte er gerechnet. Ingas würde sich hüten, ihm unerfahrene junge Burschen nachzuschicken.
Der Große zeigte auf die Leiter. Auf Zehenspitzen schlichen sie näher und betrachteten das Tempeldach. Conan drückte sich tief in die Schatten neben seinem kleinen Fenster. Nach kurzer Beratung stiegen die beiden über die Leiter, schauten jedoch unsicher in die Tiefe.
Kaum hatten sie das Tempeldach erreicht, trat der Cimmerier aus dem Schatten hervor. »Sucht ihr mich?«
Zwei lange khorajische Krummschwerter glitten aus den Scheiden. »Warum hast du uns hierhergeführt, Barbar?« fragte der Kleine. »Erst ins Theater, dann zum Tempel. Dieser Scharlatan und sein Weib haben dich bestimmt nicht angeheuert, um unserem Herrn Ärger zu machen.«
Statt einer Antwort zückte der Cimmerier sein Schwert. »Nein, aber ich habe andere Verwendung für euch.«
»Jetzt scheinst du nicht mehr so betrunken zu sein wie vorhin«, sagte der Große mit der finsteren Miene und dem schweren Akzent der Bergbewohner Poitains.
»Warum seid ihr mir gefolgt?« fragte Conan.
»Du hast unseren Herrn beleidigt, Fremder. Er will dich tot sehen. Doch vorher will er wissen, welcher seiner Feinde dich angeheuert hat.«
»Darüber wird er sich noch lange den Kopf zerbrechen müssen«, meinte Conan. »Denn ihr beide werdet ihm nichts mehr melden können.«
»Es reicht«, erklärte der Große und kam mit dem Ausfallschritt eines erfahrenen Schwertkämpfers auf den Cimmerier zu.
Plötzlich schrie Conan: »Ihr Schurken! Was wollt ihr hier?« Die beiden Männer waren einen Moment lang sprachlos. Dann griff der Kleine mit waagrechtem Krummschwert an. Der Cimmerier parierte den Schlag geschickt und wich einem Hieb des Großen zur Seite aus. Dann schlug er wie wild auf die beiden los, aber so langsam, daß sie seine Schläge abfangen konnten, denn er wollte Zeit gewinnen. Das Waffenklirren war Musik in seinen Ohren.
Als der Cimmerier merkte, daß im Tempel alle wach waren, begann er ernsthaft zu kämpfen. Die beiden Gegner waren nicht solche Stümper wie die drei auf dem Platz. Es wäre töricht gewesen, noch länger mit ihnen zu spielen. In der Dunkelheit und auf dem unsicheren Untergrund hatten die beiden Mühe, sich gegenseitig nicht zu behindern.
Conan manövrierte den Kleinen zwischen sich und den Großen und senkte die Deckung, um ihn zu einem hohen Schlag zu verführen. Der Mann führte einen Hieb gegen die ungeschützte Kehle des Cimmeriers. Conan ging blitzschnell in die Knie. Die Schwertspitze des Gegners streifte seinen Helm, doch beim Bücken streckte Conan den Schwertarm aus und durchbohrte die Brust des Dicken. Dann stemmte er einen Fuß gegen ihn und stieß ihn nach hinten, so daß er gegen den Großen stieß. Dieser stolperte und warf die Arme hoch, um das Gleichgewicht zu halten.
Der Cimmerier sprang über die Leiche des Kleinen und führte einen gewaltigen Schlag gegen die ungeschützte Schulter des Großen. Der Mann trug ein leichtes Kettenhemd unter dem roten Lederwams, doch es half ihm nur wenig gegen Conans Klinge. Sie drang tief ins Fleisch ein.
Als der Mann stürzte, lief Conan zur Leiter, die
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