Conan-Saga 47 - Conan das Schlitzohr
du als Wächter nicht viel ... auch nicht für andere Aufgaben, die ich vielleicht für dich hätte.«
»Ich versichere dir, daß ich in Gedanken stets bei dir bin. Du wirst es nicht bereuen, mich eingestellt zu haben.« Conan machte kehrt und verließ den Tempel.
Der große Platz war um diese späte Stunde beinahe menschenleer. Nur in der Säulenhalle, wo die Damen ihrem Gewerbe nachgingen, wurde heftig gefeilscht. Im Schein der Fackeln geizten die Damen nicht mit ihren Reizen. Außerdem boten Händler kleine Geschenke, Getränke sowie Salben und Pülverchen feil, um schwindende Manneskraft wiederzubringen. Einige Tänzerinnen drehten Pirouetten, um ein paar Münzen zu bekommen. Wahrsager boten den Leichtgläubigen ihre Dienste an.
Der Cimmerier hatte Lust, sich noch etwas zu zerstreuen, ehe er sich der lebensgefährlichen Aufgabe widmete, die er sich für die Nacht vorgenommen hatte. Er schlenderte zur Säulenhalle hinüber. Da sah er eine vertraute Gestalt auf den Stufen. Es war Nervus, sein Saufkumpan aus Ermaks Rotte. Er unterhielt sich mit zwei bunt herausgeputzten Frauen. Die verbrauchten Züge hatten sie mit dicker Schminke verdeckt. Der Schein der Fackeln schmeichelte ihnen. Als Nervus den Cimmerier erblickte, lächelte er.
»Conan! Komm her. Diese beiden Damen würden uns gern heute nacht Gesellschaft leisten. Ich muß gestehen, daß ich ein Alter erreicht habe, in dem mir zwei Frauen mehr Schwierigkeiten bereiten als zwei Schwertkämpfer. Komm!«
»Es tut mir leid, doch ich muß mich um eine wichtige Angelegenheit kümmern«, sagte Conan. »Vielleicht ein andermal. Aber ich möchte mit dir reden.«
Nevus wendete sich den beiden Damen zu. »Ich bin sofort zurück, meine Schönen. Laßt euch inzwischen nicht mit einem minderwertigerem Mann ein.« Die Frauen lachten.
»Ich danke dir«, sagte Conan, als sie sich auf eine Steinbank in einer Nische gesetzt hatten, wo die Bürger im Sommer Zuflucht vor der sengenden Hitze fanden. »Nervus, wo vergnügen sich Ingas' Leute abends?«
Der Soldat schaute ihn mit offenem Mund an. »Also, von dort solltest du lieber wegbleiben! Du bist nicht gerade der Liebling der Rotröcke, seit du drei ihrer Kameraden getötet hast. Ich wünschte, ich hätte das sehen können. Ermak hat sich sehr lobend über deine Tat geäußert, und er geht mit Lob mehr als sparsam um.«
»Was soll's. Ich muß trotzdem hin«, erklärte Conan.
»Es ist dein Kopf«, meinte Nervus. »Meistens feiern sie in der Grube in einer Spelunke, die Eisenschädel heißt.«
Conan nickte. »Ich habe das Schild gesehen. Sag mal, Nervus, was weißt du über die Beziehung zwischen deinem Führer und Xanthus? Ich habe Gerüchte gehört, daß er für Xanthus das Dorf der Minenarbeiter überfallen und die Frauen und Kinder verschleppt hat.«
Nervus wich Conans Blick aus. »Davon weiß ich nicht viel. Das war vor meiner Zeit. Die anderen reden nicht darüber.«
»Kein Wunder«, meinte Conan. »Für einen Krieger ist es eine Schande, so etwas zu tun. Das ist Arbeit für Sklaventreiber.«
»Also, ich hatte nichts damit zu tun«, erklärte Nervus.
»Freut mich, das zu hören. Danke für deine Hilfe, Nervus.«
»Conan, du solltest nicht allein in den Eisenschädel gehen. Soll ich mitkommen?«
»Nein, aber danke fürs Angebot.« Conan machte eine kurze Pause. »Nervus, ich halte dich für einen Krieger von Ehre. Deshalb rate ich dir: Brich mit Ermak und verlaß die Stadt. Es wird hier bald ziemlich übel werden.«
»Ich weiß nicht, was du meinst, Cimmerier. Üble Zeiten bringen dem Soldaten am meisten ein. Und wenn ich in den Dienst eines Manns trete, bleibe ich an seiner Seite, bis er tot ist oder seine Seite des Abkommens nicht einhält. Ermak hat bis jetzt seine Männer immer pünktlich bezahlt.« Das war das höchste Lob eines Söldners. Dagegen konnte Conan nichts einwenden.
»Dann leb wohl, Nervus.«
»Viel Glück im Eisenschädel, Cimmerier«, sagte der Söldner.
»Dir auch viel Glück bei diesen Frauen. Du wirst es mehr brauchen als ich.« Conan lachte.
Er marschierte durch die dunklen Gassen in die untere Stadt. Er erinnerte sich, auf seinen Streifzügen bei dem Schild vorbeigekommen zu sein, das wie ein Totenschädel geformt war. Die Schenke war nur wenige Gassen vom Drachen entfernt. In den Augenhöhlen des Schädels brannten Lichter, die einzige Beleuchtung in dieser engen Straße. Man hatte Salz und Pfeffer in die Flammen gestreut, denn sie brannten unheimlich grün.
Im Gegensatz zum
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