Conan-Saga 48 - Conan der Jäger
aus. Der Cimmerier verlor zuerst das Schwert, dann das Gleichgewicht. Die Klinge fiel klirrend auf den Boden. Gleichzeitig schlüpfte Lamici aus der Tür und verschwand in der Nacht.
Vor Wut und Enttäuschung war Conan außer sich. Rote Wolken wirbelten vor seinen Augen. Er packte Wenaks Knöchel und zerrte ihn unter dem Tisch hervor. Wenak schrie wie ein Irrer, doch Conan hielt ihn mit eisernen Griff fest.
»Du mutterloser mieser Wurf! Leiste deinem Bruder in der Hölle Gesellschaft!« Conan hob Wenak hoch und schleuderte ihn, mit dem Kopf voraus, gegen die Mauer. Wenaks Schädel platzte wie eine reife Melone.
Conan kochte vor Wut. Das Blut brodelte in seinen Adern. Er hob sein Schwert auf und stieß einen Tisch aus dem Weg. Wild entschlossen wollte er den Meuchelmörder des Priesters finden und töten.
Da schwang ein Bauer hinter Conan ein ziemlich großes Holzstück. Er schlug auf jeden ein, der in seine Nähe kam. Er erwischte den ahnungslosen Cimmerier direkt im Nacken. Der Schlag war so kräftig, daß das Holz splitterte. Conan machte noch einige unsichere Schritte zur Tür, dann stürzte er zu Boden, ließ jedoch das Schwert nicht los. Er wollte weiterkriechen, doch dann schlossen sich seine Augen und sein Kopf sank auf die Schwelle.
Als Conan erwachte, stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Sie schien direkt in die Kammer in Malgoreshs Herberge. Benommen sprang der Cimmerier auf und griff instinktiv nach dem Schwert. Da kam die Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse des gestrigen Abends zurück. Er sank auf das harte Lager und rieb sich den Nacken. Ein dicker Bluterguß, so groß wie eine Dattel, hatte sich dort gebildet. Er zuckte zusammen, als er die Beule berührte.
Sein Kopf hämmerte wie eine piktische Kriegstrommel. Ihm war schwindlig, weil er so schnell aufgesprungen war. Er erhob sich langsam und ging zu der Schüssel mit Wasser, die in einer Ecke auf dem Fußboden stand. Die Wände der Kammer waren gemauert, er befand sich offensichtlich in einem der besseren Häuser des Dorfs, vielleicht in der Herberge neben der Schenke.
Gierig trank er das kalte Wasser. Den Rest schüttete er über den schmerzenden Kopf. Er hatte keine Ahnung, was oder wer ihn umgelegt hatte, hoffte aber, daß es dem Angreifer übel bekommen sei. Er war froh, als er sein Schwert sah, das an der Wand lehnte. Wie durch ein Wunder hing auch der Beutel mit dem Gold noch an seinem Gürtel. Schnell sandte er Crom ein Dankgebet, daß er ihm die Kraft verliehen hatte, sich so schnell von der Prügelei zu erholen. Mit dem Schwert und dem Beutel mit Gold fühlte sich der Cimmerier gleich bedeutend besser.
Er verließ die Kammer. Seine Vermutung bestätigte sich: Er hatte die Nacht in der Herberge neben der Schenke verbracht. Sie stand weniger als dreißig Schritte entfernt. Mehrere Dorfbewohner standen vor dem Eingang. Er fragte sich, was wohl aus Kailash und Malgoresh geworden war.
Leider war es bittere Wahrheit, daß Madesus den Mordanschlag gestern abend nicht überlebt hatte. Wieder sah er die leblose bleiche Hand des Priesters in der großen Blutlache vor Augen. Wut und Verzweiflung stiegen in ihm auf. Sein Herz brannte wie Feuer, und eine innere Stimme schrie nach Rache. Er würde den feigen Meuchelmörder finden und mit ihm abrechnen. Aber später. Jetzt mußte er herausfinden, wie es um Kailash stand.
Der Vordereingang der Schenke war verbarrikadiert. Einige Dorfbewohner musterten Conan mürrisch. Als er näher kam, senkten sie die Stimmen und bis auf zwei alte Männer gingen alle ein Stück weiter. Die beiden Graubärte blickten ihm ruhig entgegen. Der Cimmerier bezweifelte, daß sie gestern abend in der Schenke gewesen waren.
»Wo ist Malgoresh?« fragte er barsch. Er war nicht in der Stimmung, Höflichkeiten auszutauschen.
Der eine Alte runzelte bei Conans Ton die Stirn und antwortete nicht. Der andere, dessen Gesicht so zerklüftet und verwittert wie das Karpash-Gebirge war, ließ sich ebenfalls mit der Antwort Zeit. Er stützte sich auf seinen krummen Gehstab und öffnete schließlich seinen zahnlosen Mund.
»Drinnen. Schon den ganzen Morgen«, erklärte er gleichmütig.
Conan ging zum Eingang, schlug mit den Fäusten gegen die Bretter und brüllte Malgoreshs Namen so laut, daß die Mauern beinahe geborsten wären. Er riß ungeduldig die Bretter aus der Wand und stapfte in den Schankraum.
Malgoresh stand mit blassem Gesicht und hängenden Schultern da und berichtete dem Cimmerier von den letzten
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