Conan-Saga 50 - Conan der Gladiator
Kaufleute und ausländische Gesandte werden zum Wohl unserer Stadt wie magisch angezogen, und wir geben uns Mühe, daß sich unsere corinthischen und zingarischen Verbündeten wie zu Hause fühlen.« Er führte Conan vorbei an den Tiergehegen in den Schatten des alles überragenden Stadions. »Am meisten heben die öffentlichen Spektakel das Ansehen unseres Staates und unserer Tempel – und sie sorgen dafür, daß die Bewohner der Stadt nicht den Respekt verlieren. Diese Vorführungen lehren die wichtigsten moralischen Werte, wie etwa harte Arbeit und anständiges Verhalten.« Sie kamen zu einem Holztor. Memtep stieß es auf und schritt weiter in ein mauerumschlossenes Gelände. »Arbeit und Übung sind die Quellen jeglicher Leistung. Doch das weißt du sicher von deinem eigenen Zirkus.«
Die große Sandarena war von einem Zeltdach aus rauhem Tuch überdeckt. Von drinnen war es durchsichtig, aber es dämpfte das grelle Tageslicht. Das Zeltdach diente ferner dazu, neugierigen Augen den Einblick zu verwehren, besonders vom Rand des Stadions aus, das sich darüber erhob. Die Arena war ein Übungsplatz mit Heuballen, Springpferden und Regalen mit stumpfen Scheinwaffen. Von Kränen und Pfosten hingen Zielscheiben herab. Um diese frühe Stunde waren lediglich vier Athleten anwesend. Sie trainierten stumm und konzentriert, doch offensichtlich war dieses Gelände der Ausbildungsplatz für die Hauptarena.
»Hier bereiten sich unsere wahren Kämpfer vor«, erklärte Memtep. »Es gibt noch viele andere: verurteilte Verbrecher, Sklaven und Kriegsgefangene – wie die wilden Rifs, gegen die du gekämpft hast. Sie sind in einem Gefängnispferch untergebracht, der tiefer liegt. Doch die wahren Herren des Circus Imperius, unsere berühmten Gladiatoren, genießen soviel Bequemlichkeit und Ansehen, wie es sich nur wenige Bürger erhoffen können. Sie werden dadurch ermutigt, sich stets in den Waffen zu üben.« Er trat zu einem armlangen Holzbalken, der an einer Kette hoch oben an einem Kran hing. An einem Ende war ein verbeulter Schild angebracht, aus dem anderen ragte ein stumpfer Metallstab wie eine Schwertklinge hervor. »Manche haben auch Ausbilder, ehemalige Söldner und Offiziere, welche ihnen das Kämpfen beibringen.«
Conan hob ein Übungsschwert mit Holzgriff unter einer Bank in der Nähe des Tors auf und trat zu der hängenden Zielscheibe. Er hob die primitive Waffe und schlug mit aller Kraft auf das Kupferschild. Es verbog sich unter der Wucht des Schlages. Sofort hüpfte der Balken und drehte sich an der Kette, daß das Schwertende auf Conan zugesaust kam. Nur indem er sich rasch duckte, entging er der tödlichen Revanche auf seinen Schlag.
»So schlägt man nicht. Du hast ja völlig offen dagestanden«, sagte eine tiefe Stimme. »Hier, ich zeige dir, wie es richtig ist.«
Conan wich dem immer noch schwingenden Todesbalken aus und blickte umher. Memtep war bei seinem Schlag rasch beiseite gelaufen, doch ein Mann mit schwarzer Haut und breiten Schultern, mit einem Lederrock bekleidet, stand da – dem Aussehen nach ein Kushite. Jetzt kam er näher und schwang selbst einen Schwertstock. Conan beobachtete mit großer Aufmerksamkeit, wie der Kushite zu der dem Ziel gegenüberliegenden Seite marschierte.
»Sei gegrüßt, Muduzaya! Bei seinen fanatischen Anhängern in der Arena als Muduzaya der Schnelle bekannt, bis er den Titel des Schwertmeisters errang«, erklärte Memtep dem Cimmerier. »Und das ist Conan – wegen seines Triumphs von gestern jetzt schon der Schlächter genannt.« Der Eunuch wagte es ebensowenig wie bei Conan, den Kushiten zu berühren oder ihm die Hand zu reichen. Er hielt sich in sicherem Abstand von beiden Männern.
Der Schwertmeister schien nicht besonders kampfwütig zu sein. Als er sich vor dem Schwertbalken aufbaute, verriet seine langsame, zuversichtliche Art keine besondere Schnelligkeit. Er war ein Kämpfer, das stand außer Frage ... viele Narben, doch nicht von Kämpfen in der Arena. Die blassen Ritzungen auf den Wangen kannte Conan. Es waren die rituellen Zeichen eines Stammesoberen im südlichen Kush. Doch als er sich bewegte, glitt er so lautlos und unauffällig wie sein eigener Schatten dahin. Auf Muduzayas Gesicht lag ein verträumtes, meditatives Lächeln, als er mit der mächtigen Faust seine Waffe hob.
»Schau jetzt her!« rief er. »Ehe du zuschlägst, mußt du für den Rückschlag bereit sein.« Stumpfes Metall klirrte, als Muduzayas Schwert auf die am Balken hängende Klinge
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