Conan-Saga 50 - Conan der Gladiator
entgegenbrachte.«
Die beiden Gladiatoren unterhielten sich auf dem schmalen Schattenstreifen am Arenarand und warteten auf den Beginn des Riesenspektakels. Jetzt, ehe sich die Menschenmassen ins Stadion drängten, wurde Qwamba, die schwarze Tigerin, auf einem vergoldeten Wagen durch die Arena gefahren. Knaben, mit Girlanden geschmückt, zogen den Wagen. Kaum verschleierte weibliche Wesen folgten ihm. Sie sprangen und führten Pirouetten aus. Das war eine religiöse Darbietung, die zu der frommen Feier des Tempelfestes gehörte, des Bast-Tages.
»Dieser wieselige Talentbeschaffer macht tot ebensoviel Ärger wie lebendig«, klagte Muduzaya. »Jetzt hat jeder, der ihn gekannt hat, Angst zu sprechen. Das behindert meine Rache ungemein.«
»Deine Rache ist nicht so eilig«, meinte Conan. »Du scheinst andere Dinge im Kopf zu haben.«
»Na schön. Erst mußte ich mich von der Vergiftung erholen, oder etwa nicht?« erklärte der Schwertmeister. »Und dann ist da noch Babeth. Ihre Heilbäder und Massagen haben mir großartig geholfen, aber sie stellt große Anforderungen an meine Kraft und meine Zeit. Ich verstehe jetzt, warum du sie gleich an mich weitergereicht hast. Trotzdem danke ich dir.«
Als die Prozession mit der Raubkatze verschwunden war, trat Commodorus an die Balustrade seiner Loge, um den ersten Kampf dieses Tages anzukündigen. Conan nahm an, daß der Tyrann heute keinen Fuß in die Arena setzen würde, da er nirgends die vergoldete Rampe sah, auch nichts von einem Kampf des hohen Herrn gehört hatte. Auch er stand nicht auf einer Liste der Zweikämpfer, obwohl seine Wunde praktisch verheilt war. Vermutlich sollte er nur beim Massenkampf mitmachen. Als die Trompetenstöße durch das große Oval ertönten, blickte er zum Tor der Helden und auf die Loge darüber.
»Seid gegrüßt, Bürger von Luxur!« rief Commodorus. »Ich heiße euch alle im Circus Imperius willkommen und freue mich, mit euch diesen heiligsten aller Feiertage in der uralten Tradition unseres heiligen Tempels zu begehen. Gelobt sei Vater Set und seine irdischen Diener.« Der Tyrann klang so, als meine er es vollkommen ernst.
»Ich lenke eure Aufmerksamkeit auch auf die Verbesserungen, die ich an unserem Amphitheater habe vornehmen lassen«, fuhr Commodorus fort. »Wie ihr seht, haben jetzt die Sitzplätze im Osten und Westen ebenfalls Sonnendächer. Ferner habe ich Balkone anbauen lassen. Bei der nächsten Darbietung in der Arena werden wohl auch die anderen für die Allgemeinheit fertiggestellt sein.« Er deutete nach rechts und nach links, auf die schlanken Säulen der Balkone. »Und nun, um unser Fest gebührend zu eröffnen: Sets Sprecher auf Erden, unser verehrter Hoherpriester Nekrodias!«
Schnell überließ Commodorus dem kahlköpfigen Priester mit dem Gesicht eines Totenschädels, der so oft mit ihm über die Spiele gewacht hatte, den Platz. Der kleine, drahtige Nekrodias sprach als geübter Redner so laut und deutlich, daß die Schreier, die um die Arena standen, seine Worte nicht wiederholen mußten.
»Freunde und treue Diener Sets! Wie es sich geziemt, beginnt die heutige Aufführung mit einem Ereignis, das – wenn die Götter gnädig sind – unseren schlichten, ehrlichen Glauben stärken wird. Im Spiel wird uns die volle, harte Bestrafung der göttlichen Gerechtigkeit vor Augen geführt. Es dürfte für euch sehenswert sein und zu eurer Erbauung dienen.«
Conan sah, daß die Arena für diese Darbietung besonders vorbereitet war. Ein Dutzend viereckige tiefe Gruben war in Abständen in den Sand gegraben worden. Die Knaben, die den Wagen der Tigerin gezogen hatten, und die Tänzerinnen hatten aufpassen müssen, um nicht hineinzufallen.
Während Nekrodias noch zu den Menschen sprach, kam vom Tor der Champions ein Streitwagen in schneller Fahrt angesaust. Hinter dem Lenker befanden sich ein Sklave und ein rauchender Feuertopf. Als der Streitwagen gefährlich nahe an eine Grube kam, zündete der Sklave eine Fackel an und schleuderte sie in die Tiefe. Damit entflammte er das Öl auf dem Boden der Grube. Flammen und dicker öliger Rauch stiegen empor.
Die Menge murmelte verblüfft. Das Staunen steigerte sich zu brodelnder Erwartung, als der Sklave auf dem Streitwagen eine Grube nach der anderen entzündete.
»Ihr, die ihr an Set glaubt«, rief Nekrodias, »seht vor euch die heilige Macht der reinigenden Flamme! Was vermag eine Seele mehr zu reinigen als das Feuer der Strafe irdischer Folter? Gibt es eine Glaubensprobe, die
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