Conan-Saga 50 - Conan der Gladiator
unbedingt darauf hin, ihn zu ermorden. Es reicht, wenn es in der Arena zu einem Unfall kommt – wo, wenn ich richtig verstanden habe, du seinen Leibwächter spielen sollst. Wenn du ohnehin in der Nähe bist, kannst du doch seinen kaiserlichen Lorbeerkranz aufheben. Vielleicht ist ein Held, ein Abenteurer wie du, genau die Galionsfigur, die wir brauchen.«
Conan bedauerte nicht, daß es für ihn keine Sitzgelegenheit gab. Aufrecht stand er vor dem breiten Tisch. »Das wäre wirklich der übelste Verrat! Ich schließe mit einem Auftraggeber kein Abkommen, um seine Leiche dem nächsten zu verkaufen! Ihr behauptet, Commodorus werde ohnehin fallen. Ihr versucht, mich mit diesem mächtigen alten Tempel, der goldenen Setschlange und den verstümmelten, stummen Sklaven zu beeindrucken. Aber ich habe die wahre Macht Eures Tyrannen in dieser Stadt gesehen, das Volk steht hinter ihm. Ich habe gehört, wie die Leute bei seinem Erscheinen in der Arena jubeln und schreien, bei Euch jedoch rümpfen sie die Nase. Ich habe die Aquädukte gesehen und die breiten Stadttore, die er gebaut hat. Wenn Commodorus so sicher dem Untergang geweiht ist, könnt Ihr ihn doch einfach nicht wiederwählen. Ihr habt doch durch das Gesetz diese Macht.« Impulsiv streckte er den Arm aus. Wieder spürte er einen Funken des alten Kampfgeistes. »Selbst wenn es sicher wäre, daß er stirbt und Ihr mich zum Herrscher über Luxur machen würdet, wäre mir Commodorus dennoch lieber! Er hat zumindest den Schimmer einer Vision für diese Stadt, Einfälle, wie man das Leben seiner Bewohner verbessern kann. Er bewegt sich auf den Fortschritt zu, anstatt zurück ins finstere Zeitalter Sets!«
»Aha!« Nekrodias nickte triumphierend. »Endlich ist es heraus! Auch du bist ein Opfer seiner gottlosen Reden geworden – wie viele andere leichtgläubige Narren, die an die hehren Ziele glauben, die er ihnen für seine nächste Herrschaft verspricht. Er stachelt die Gier der Menschen nach materiellen Gütern an und vergrößert den Circus Imperius, um ihren ständig zunehmenden Blutdurst zu stillen. Weißt du, daß er für das bevorstehende Spektakel plant, die gesamte Arena zu fluten, mit Wasser aus den Aquädukten zu füllen und dann mit Ruderschiffen eine Seeschlacht aufzuführen, mit richtigen Waffen und Opfern? Hunderte will er in den Tod schicken, während er sich, stolz wie ein Pfau, als Admiral der siegreichen Flotte aufspielt!«
Conan fühlte sich wieder matt. Er zuckte nur mit den Schultern. »Auch Ihr, Nekrodias, habt bei den Exzessen in der Arena mitgemacht – genau wie ich. Die Arena ist zum pulsierenden, pumpenden Herz, zum Lebensblut Luxurs geworden. Das hat Commodorus selbst zu mir gesagt. Doch er plant, das alles zu beenden.«
Jetzt lachte Nekrodias laut – es klang unangenehm. »Ach ja! Welch edles Vorhaben! Die Arena nicht mehr zu betreten – das kann sich unser Tyrann nicht leisten! Weißt du eigentlich, daß von allen Buchmachern Commodorus den größten Profit aus den Spielen in der Arena zieht? Alle Buchmacher werden von ihm bezahlt. Er war es, der entschieden hat, deine Zirkusfreunde den wilden Tieren zum Fraß vorzuwerfen, und er hat wie üblich befohlen, den Gladiatoren Drogen zu geben und sie zu töten. Alles nur, um seine Wettquoten hochzutreiben. Hat er je erwähnt, wieviel Schmiergeld er durch seine großartigen öffentlichen Bauten einsteckt? Diese Summen verwendet er dann zur Bestechung, um den Einfluß der stygische Kirche und der vornehmen Familien zu untergraben. Oder wie er sich dieser Straßenräuber bedient, um die Wetten und die von ihm willkürlich festgesetzten schwarzen Zolltarife auf Handel und Schmuggelgut einzutreiben? Paßt all das in dein Bild vom gottgleichen Commodorus?«
Conan hatte plötzlich das Gefühl, als hätte man ihm das Gewicht von ganz Luxur auf die Schultern gelegt. Er drehte sich um und ging zur Tür, solange er dazu noch imstande war. »Nekrodias«, rief er über die Schulter zurück, »mir ist es gleich, ob der Herrscher über Eure Stadt ein lebendes Ungeheuer ist, ein schlimmerer Teufel als Set! Ich mache bei Euren schurkischen Intrigen nicht mit und werde auch ihm nicht mehr helfen. Ich sage Euch, ich habe es satt zu töten! Mir ist die Lust dazu vergangen!«
So bemerkenswert Conans Besuch beim Hohenpriester Nekrodias war, machte jedoch eine andere Begebenheit am selben Tag noch mehr Eindruck auf ihn. Als er auf der breiten Straße zurückging, die zur Säulenhalle des Tempels führte, traf
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