Conan-Saga 51 - Conan und die Amazone
Janagar zu Ende ist. Aber vielleicht sollte ich mit dieser Mitteilung warten, bis wir ein Stück weit weg sind.« Dann redete er mit den braunen Winzlingen in einer Sprache, die der Cimmerier nicht verstand. Schnell beruhigten sich die Flußmänner.
»Wohin führt der Fluß?« fragte Conan.
»Es ist ein Seitenarm des Styx«, antwortete Amram. Er zeigte nach links. »Flußaufwärts leben die Dörfler, dann verläuft er unter einem Gebirge und taucht fast genau an der Grenze zwischen Punt und Keshan wieder auf. Und nach rechts, flußabwärts, mündet er bei der großen Biegung in den Styx. Stygien liegt auf dem südlichen Ufer, und die Shem beanspruchen das Land auf dem nördlichen Ufer. Die Dorfbewohner kommen her, treiben Tauschhandel, darunter auch mit den Baumstämmen des Floßes, und paddeln mit dem Einbaum zurück. Ich werde mit ihnen fahren und dann in mein Heim in Keshan. Ich glaube, das Kanu ist groß genug für uns alle.«
»Nein, wir nehmen das Floß«, sagte Conan. »Ich wette, in Shem tobt ein Krieg, wo ein guter Kämpfer mit einem guten Schwert und einem tapferen Herz sein Glück machen kann.« Er zog die linke Braue hoch und blickte Achilea an. Sie lächelte.
»Ja, ich verspüre plötzlich den Wunsch, die dunklen Länder mit ihren Dschungeln zu sehen. Ich bin für das Floß«, sagte sie.
»Dann lebt wohl, meine Freunde«, sagte Amram und bestieg den Einbaum. »In drei Tagen dürftet ihr das Sonnenlicht wiedersehen.« Er schüttelte den Kopf. »Warum mußte ich ausgerechnet zwei echte Helden treffen, während es so viele Schwachköpfe, Schurken und Feiglinge auf der Welt gibt?«
»Deine Götter lieben dich nicht, Amram«, sagte der Cimmerier. »Aber sie wachen dennoch über dich. Leb wohl.« Die braunen Männer kletterten in den Einbaum und nahmen die Paddel. Gleich darauf waren sie verschwunden.
»Laßt uns fahren«, sagte Conan. Sie betraten das Floß. Die Frauen griffen zu den Stangen. Conan durchtrennte mit dem Schwert die Taue, die das Floß vorn und hinten an der Pier hielten. Sie stießen sich mit den Stangen ab und erreichten schnell die Flußmitte. Jetzt legten sie die Stangen weg, denn die Strömung trieb sie flußabwärts. Langsam verstummten hinter ihnen die Geräusche der Stadt. Bald hatten sie die riesige Höhle verlassen und glitten durch eine kleinere. Die glimmenden Pilze an der Decke wurden spärlicher.
Am Heck des Floßes stand eine mit Erde gefüllte Feuerkiste, daneben war Holz aufgestapelt. Rasch entfachte der Cimmerier ein kleines Feuer. Die rauchenden gelben Flammen kamen ihnen wunderschön sauber vor – nach der widernatürlichen Beleuchtung in der unterirdischen Stadt. Achilea stellte sich neben ihn.
»Payna, kümmere du dich um das Feuer«, befahl sie. »Wenn das Floß zu nahe an eine Felswand gerät, mußt du es mit der Stange fernhalten. Conan und ich haben Dringliches in der Hütte zu erledigen. Stör uns nicht.«
Payna musterte den Cimmerier nicht gerade freundlich von Kopf bis Fuß. Dann gab sie die längste Rede von sich, die Conan je von ihr gehört hatte. »Meine Königin, ich ehre dieses große häßliche Tier wegen der Dienste, die es dir erwiesen hat, aber – wie ich früher schon gesagt habe: Du bist viel zu weich, wenn es um Männer geht.«
Conan und Achilea betraten die Hütte. Sie war primitiv und leer. Doch das war den beiden gleichgültig. Achilea legte den Schwertgurt ab und ließ ihn neben dem seinen auf die Stämme gleiten. Dann löste sie die Riemen, welche ihre spärliche Bekleidung hielten.
»Drei Tage«, sagte sie. »Wieviel können wir in drei Tagen erreichen?«
»Mehr als gewöhnliche Menschen«, antwortete Conan. »Wie Amram gesagt hat, sind wir schließlich Helden!« Dann stürzten sie wie liebesbrünstige Tiger aufeinander los.
Die drei Menschen standen am Nordufer und sahen dem Floß nach, das hinunter zum Westlichen Meer trieb. Der Cimmerier reckte und streckte die Arme und genoß sichtlich die reine Luft und den Schein der Sonne, die hier nicht so gnadenlos herabbrannte wie in der Wüste. Nach Süden hin sah man eine Pyramide, wo irgendein vergessener stygischer König begraben war. Nach Norden, Osten und Westen erstreckte sich Weideland, so weit man sehen konnte.
»Dorthin«, meinte Conan und zeigte nach Westen. »Wenn wir dort nicht bald einen Krieg finden, kenne ich Shem nicht.«
»Nein«, erklärte Achilea und seufzte traurig. »Ich gehe in diese Richtung.« Sie deutete nach Norden.
»Warum?« fragte Conan verblüfft.
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