Conan-Saga 51 - Conan und die Amazone
sich eines oder zweier mächtiger Zaubersprüche bedient, ist gleich ein schrecklicher Zauberer. Jedenfalls haben sie uns vorhin eine Menge Ärger erspart.«
»Stimmt. Ohne einen guten Vorsprung wäre es mir unangenehm gewesen, die Schar Soldaten auf den Fersen zu haben. Aber trotzdem mißfällt es mir, wie die beiden sie abgeschüttelt haben. Sie haben weder die Macht der Worte benutzt, noch irgendwelchen Staub oder einen Trank. Es war, als beherrschten sie die Soldaten allein kraft ihrer Gedanken.«
»Ich habe so etwas auch noch nie gesehen«, pflichtete sie ihm bei. »Es war so ähnlich, wie wenn eine Kobra ihr Opfer allein durch den Blick lähmt. Aber trotzdem kümmert es mich nicht. Solange sie ihre Künste nicht an uns erproben, können sie die Zamorer nach Lust und Laune verzaubern.«
Am Abend erreichten sie die erste zamorische Stadt, eine Ansammlung niedriger Häuser und kleiner Tempel, wo beständig Gongs von den schlanken Türmen ertönten. Wohlgeruch stieg in Rauchwölkchen vor den Altären der Götter auf. Auf dem Marktplatz herrschte das übliche rege Treiben der Händler. Das Dorf war nicht viel größer als Leng, aber weitaus ansehnlicher.
Dicht vor der Stadt erhob sich die Ruine eines einst großen Tempels. Augenscheinlich war diese Gegend früher viel reicher und dichter bevölkert gewesen, da viel Geld nötig war, um einen solchen Bau zu errichten und zu erhalten. Der dachlose Tempel bedeckte ungefähr einen Hektar Land. Ringsum schützte ihn eine niedrige Steinmauer. Sein Turm ragte fast dreißig Meter hoch auf, doch er war nur ein Stumpf. Früher war er mit Sicherheit noch höher gewesen. Große eckige Statuen von Wächtergottheiten oder Dämonen standen vor dem ehemaligen beeindruckenden Eingang des Tempels. Die Abenddämmerung senkte sich herab. Störche flogen anmutig zu ihren Nestern auf dem Turm.
»Wir werden hier unser Lager aufschlagen«, erklärte Monandas und zeigte auf eine Wiese innerhalb der Tempelwände, wo Wasser aus dem Mund eines grotesken steinernen Hauptes in einen langen Trog floß.
»Warum nicht in der Stadt?« fragte Conan.
»Wir ziehen es vor, uns von Menschen so weit wie möglich fern zu halten«, antwortete Yolanthe. »Hier gibt es ausreichend Wasser und Weidegrund. Wenn das Lager aufgestellt ist, kannst du ja in die Stadt gehen, wenn du willst.«
Alle stiegen ab, nur zwei Hyrkanier nicht, die Brennholz sammeln sollten. Conan, Achilea und ihr Gefolge tränkten ihre Pferde am Trog und banden sie dann in einiger Entfernung an. Das üppige Gras reichte ihnen fast bis zu den Knien.
»In bezug auf die Weide hat sie recht«, sagte Conan und blickte zur Stadt hinüber. »Ich frage mich nur, warum. Schau hinüber.« Er zeigte auf das Land hinter der Stadt, wo kleine Lagerfeuer auf den Hügeln brannten. »Dort sind Hirten, die Schafe und Rinder bewachen. Warum sind sie nicht hier, wo es Wasser und Gras in Hülle und Fülle gibt? Es sieht aus, als sei das Gras hier seit Jahren nicht geschnitten worden.«
Achilea zuckte mit den Schultern. »Vielleicht war es zu stark abgeweidet, und man will dem Boden Zeit geben, sich zu erholen. Was gehen dich Hirten und Stadtleute an? Die sind doch für Leute wie uns nur Beute.«
»Mit liegt überhaupt nichts an ihnen. Es ist nur ...« Er machte eine Pause, weil er seine schlimmen Ahnungen nicht in Worte fassen konnte. »Auch dies ist etwas, das mir an unserer Reise nicht gefällt.« Plötzlich rauschten Flügel hinter ihnen. Conan fuhr herum und zückte fluchend sein Schwert. Eine gewaltige Schar Fledermäuse erhob sich aus ihren Verstecken unter dem Tempel.
Achilea lachte. »Du bist heute abend so ängstlich, Cimmerier. Das sind nur Fledermäuse, auf der Suche nach ihrem Abendessen. Dabei fällt mir ein, daß auch mir ein Essen guttäte.«
Conan war es peinlich, seine Besorgnis so offen gezeigt zu haben. Schnell steckte er das Schwert zurück in die Scheide und folgte der Amazone. Wie immer bewunderte er ihren anmutigen, verführerischen Gang.
Ein Hyrkanier blieb zurück, um die Tiere zu bewachen. Monandas und Yolanthe zogen es vor, in ihrem Zelt zu bleiben. Sie kümmerten sich um keinerlei Vergnügungen, die die kleine Stadt vielleicht zu bieten hatte. Alle anderen machten sich auf den Weg.
Sehr schnell fanden sie eine Herberge, in der die Karawanen zu übernachten pflegten, und stärkten sich. Obgleich sie hier weit von den Zentren der Zivilisation entfernt waren, waren Essen und Wein viel besser als das, was sie in den Bergen
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