Conan-Saga 51 - Conan und die Amazone
waren. Manche Kuppeln ähnelten Palmblättern, andere dem Turban eines Sultans, der mit funkelnden Juwelen besetzt ist. Es gab Terrassen, vielleicht hängende Gärten, wie man sie oft in den großen Städten Stygiens sieht. Aber nirgends sah ich auch nur einen Hauch von Grün, weder innerhalb noch außerhalb der Stadt.
Sogleich war mein Wunsch, Firagi zu töten, wie weggeblasen; denn er hatte mich tatsächlich zu dieser Stadt geführt, auch wenn es viel gekostet hatte. Firagi schrie wie ein Kamel, das nach langer Durststrecke Wasser sieht: ›Da ist sie! Wahrlich, da ist Janagar mit den Opaltoren!‹ Zum erstenmal sprach er den Namen der Stadt aus. Bis zu diesem Moment hatte ich nie von Janagar gehört, und ich halte mich für einen Mann, der mit den alten Erzählungen über die Wüste hervorragend vertraut ist.«
Conan und Achilea wechselten einen beredten Blick.
»Du bist gerade bei uns eine Stufe aufgestiegen«, sagte der Cimmerier. Diesmal klang er nicht so ungläubig wie zuvor. »Erzähl uns mehr.«
Amram grinste und nickte. »Ah, ihr wißt eine gute Geschichte tatsächlich zu schätzen! Gut, gut! Niemals habe ich etwas so Phantastisches erzählt, das obendrein wahr ist. Wohlan denn! Wir stolperten über die Düne zur Stadt hinab. Nachdem ich über meine anfängliche Verblüffung hinweggekommen war, fielen mir weitere seltsame Dinge an diesem Ort auf. Die Stadt lag in der Mitte einer riesigen Sandmulde. Diese Mulde war nicht sehr tief, aber tief genug, um die Stadt vor den Blicken zu verbergen, bis man den Kamm der letzten Düne erreicht hatte. Es flogen keinerlei Vögel über der Stadt, obgleich man sie selbst tief in der Wüste sieht, da die Vögel mit den langen Schwingen weit fliegen, wenn sie ein Aas erspähen. Doch über Janagar war der Himmel so tot und ohne Leben wie die Stadt.
Keine Spur von Leben gab es dort. Kein Rauch kräuselte sich über den Mauern, Palästen und Tempeln. Am unheimlichsten schien mir, daß auch kein Laut aus der großen Stadt drang. Für gewöhnlich hört man in einer Stadt selbst in tiefster Nacht, wenn alle schlafen, irgendwelche Geräusche. Und wenn es nur das Schnarchen eines Wachpostens oder das Taumeln eines Betrunkenen ist. Außerhalb einer Stadt gibt es immer den Geruch und die Laute von Vieh. Doch außerhalb Janagars herrschte Totenstille.
Ich glaubte bereits, alles sei ein Traum oder eine Fata Morgana, da hörte ich plötzlich ein Geräusch. Es war das angenehmste Geräusch, das ich mir vorstellen konnte!«
»Menschliche Stimmen?« fragte Achilea.
»Nein, Wasser! Ich hörte das Plätschern von Wasser! Meine schmerzenden Füße bekamen Flügel, als ich das letzte Stück Weg zur Stadtmauer zurücklegte. Unmittelbar vor dem gewaltigen Tor stand ein Trog, wie ihn viele Städte haben, damit die Ankommenden ihre Pferde und Kamele tränken können. Dieser Trog war zehn Schritte lang und zwei breit – und bis zum Rand mit reinem, klarem Wasser gefüllt! An einem Ende des Trogs sah ich ein Podest mit dem aus Stein gemeißelten Kopf eines phantastischen Tiers. Zwischen den Fängen in seinem Schnabel schoß das Wasser heraus. Ich fiel auf die Knie und tauchte mein Gesicht in das gesegnete Naß. Ich kam erst wieder heraus, als ich atmen mußte.
Dann sah ich, daß Firagi, dieser Narr, am Wassertrog vorbeimarschiert war, als hätte er ihn gar nicht gesehen. Jetzt stand er vor dem prächtigen Tor und starrte es mit offenem Mund an. Und in der Tat waren die Torflügel verziert und mit Opalen besetzt. ›Komm, trink!‹ rief ich ihm zu. ›Sonst verdurstest du.‹ Doch er hörte mich nicht – oder er wollte mich nicht hören. Statt dessen kreuzte er die Arme vor der Brust« – Amram senkte den Kopf und ahmte die Geste nach – »und sprach Worte. Ich war wie vom Donner gerührt, als das Tor zu ächzen und zu quietschen begann!
Die Türflügel waren zehn Fuß hoch, aus schwerem dunklen Holz gefertigt und mit Bronzebeschlägen und bronzenen Buckeln verziert. Ich hatte für ihre Schönheit kein Auge, denn es öffnete sich langsam. Majestätisch schwangen die Flügel nach außen, bis ein Mann durch sie hindurchgehen konnte. Wortlos schritt Firagi hindurch.
Ich war wie betäubt, doch nur kurz. Dann ging auch ich los, um diese mystische Stadt zu betreten, die das Ziel all unserer Leiden war. Doch da schwangen die Torflügel wieder nach innen. Ich lief schneller, doch der Spalt war bereits zu schmal, um mich einzulassen. Ich packte die Ränder, doch vergeblich. Sie entglitten
Weitere Kostenlose Bücher