Conan-Saga 52 - Conan und der Smaragd-Lotus
es.« In diesem Moment kehrte Gulbanda zurück und brachte Conans Schwert in der Scheide.
Beides warf er dem Cimmerier zu. Conan befestigte beides am Gürtel, während er zum Gartenfenster ging.
»Denk an das Amulett. Enttäusch mich nicht, Barbar!« rief Shakar. Doch da war Conan bereits in die Nacht hinausgegangen und in der Dunkelheit verschwunden.
F ÜNF
Der großen Wagen holperte unter dem Gewölbe der mondlosen Nacht auf der Straße der Rosen dahin. Die mit dicken Speichen versehenen Räder knarzten auf dem Kopfsteinpflaster, als der Fahrer um eine Biegung lenkte. Auf der Ladefläche des Wagens standen zwei mächtige Holzfässer. Unter ihrem Gewicht bogen sich die Wagenbretter bedenklich. Der Fahrer rief seinem Gespann ermunternde Worte zu und schnalzte mit der Zunge. Er war so damit beschäftigt, daß er den Schatten nicht bemerkte, der sich aus dem Dunkel der Gasse löste und lautlos über das Pflaster auf den Wagen zulief. Der Mann sprang leichtfüßig auf das hintere Faß und umklammerte die gewaltige Rundung mit kraftvollen Armen, während der Wagen weiterholperte.
Kurz darauf gelangte der Wagen zu einer hohen Mauer auf der linken Straßenseite. Als der Mann sie erblickte, zog er sich geschmeidig auf das Faß hinauf und ging in die Hocke. Aus dem Gürtel holte er einen leichten Lederhelm und stülpte ihn auf den Kopf.
Schwankend näherte sich der Wagen der Mauer. Der Mann stieß sich mit aller Kraft ab und schnellte wie der Bolzen einer Armbrust durch die Luft auf die Mauer zu. Nach einem schmerzhaften Aufprall fanden seine Fingerspitzen an dem kalten Stein Halt. Zischend entwich sein Atem durch die zusammengebissenen Zähne. Dann gab er sich einen Ruck, schwang ein Bein auf die Mauer und zog sich nach oben. Dort blieb er reglos einen Moment lang liegen und wartete darauf, daß sich der Schwindel legte, der ihn befallen hatte. Offenbar hatte Shakars keshanische Droge ihn noch nicht ganz verlassen. Er schüttelte den Kopf wie ein zorniger Löwe, um sich von dem Schwindelgefühl zu befreien, das ihn daran hinderte, in der Dunkelheit unter ihm alles deutlich zu erkennen.
Dort erstreckte sich ein kunstvoll angelegter Garten. Er sah die Umrisse von Bäumen und Büschen vor einer sanft geschwungenen Rasenfläche, die zu dem prachtvollen Haus hinaufführte, das sich als dunkler Schattenriß vor dem Sternenhimmel abzeichnete. Die leichte Brise war vom Duft der Nachtblumen geschwängert.
Conan stand auf dem schmalen Mauerkranz. Ungeachtet der Höhe, huschte er schnell dorthin, wo die dicken Äste eines hohen Baumes dicht an die Mauer reichten. Er ging in die Hocke und schnellte mit einem Satz in Richtung des Baumes. Seine eisenharten Finger umklammerten einen dicken Ast, der sich unter dem Gewicht auf und ab senkte. Der Cimmerier warf einen Blick nach unten und ließ den Ast los. Geschmeidig rollte er im nassen Gras ab und ging sogleich in Kampfstellung, die Hand am Schwert liegend, die Augen in die Dunkelheit gerichtet.
Er war ganz allein auf der gepflegten grünen Rasenfläche. Vor ihm säumten dichte Buschreihen einen Kieselweg, der im Sternenlicht weiß schimmerte. Der Pfad schlängelte sich zu dem dunklen Gemäuer von Lady Zelandras Herrensitz. Der Barbar bewegte sich parallel zu dem Pfad, lautlos schlich er durch die Dunkelheit. Um eine gepflasterte Terrasse machte er einen Bogen und gelangte zu einem dunklen Fenster. Dort erstarrte er abrupt, denn auf dem Kies ertönten Schritte. Conan preßte sich in den Schatten einer Hecke, wie immer den Schwertknauf griffbereit. Zwei Männer in Uniform tauchten auf dem Pfad auf, die sich leise unterhielten. Ihre Stimmen durchdrangen die Nachtluft. Der Cimmerier verharrte reglos in der Hocke, als die beiden keine zehn Schritte von ihm entfernt stehen blieben. Die Männer trugen leichte Rüstungen, mit Kurzschwertern am Gürtel. Der größere der beiden schulterte eine lange Pike mit spitzem Dorn. Conan spannte den Körper, bereit zuzuschlagen. Doch der Pikenträger holte einen Weinschlauch unter dem Umhang hervor, trank kräftig und reichte ihn seinem Kameraden. Dieser nahm auch einen Schluck, gab den Schlauch zurück und schlug dem Kameraden fröhlich auf den Rücken. Dann gingen beide weiter, ahnungslos, wie nahe sie dem Tod gewesen waren.
Der Cimmerier entspannte sich. Wieder überfielen ihn leichte Schwindel und Übelkeit. Bis sich dieses unangenehme Gefühl legte, fluchte er leise vor sich hin und wünschte allen, die sich mit der schwarzen Kunst
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