Conan-Saga 52 - Conan und der Smaragd-Lotus
beinahe mit dem Schwert durchbohrt hätte. Doch dieser wich geschickt aus, so daß die Klinge des Barbaren an der Holzkeule entlangschrammte und sich Splitter ablösten. Conan vermochte den Schwung nicht aufzuhalten und prallte gegen seinen Gegner. Beide Männer packten einander. Der Mann aus Khitai erwischte Conans Schwertarm, doch mit einem lauten Schrei löste sich der Cimmerier aus dem eisenharten Griff und schlug dem Feind die Faust wie einen Hammer ins Gesicht. Trotz des unerwarteten Schlags reagierte der gelbe Riese und wich zurück. Zu seinem Glück, denn sonst hätte ihm Conan wohl das Genick gebrochen. Aber selbst der gemilderte Schlag zwang ihn auf die Knie. Blut strömte aus seinen Mundwinkeln.
Als der Cimmerier zum tödlichen Streich ausholte, traf ihn ein furchtbarer Schlag hinten auf den Schädel. Gelbe Funken flogen vor seinen Augen umher. Der Barbar ging zu Boden, seine Klinge entglitt klirrend seiner Hand. Mit geradezu übermenschlicher Kraft wälzte Conan sich unter Schmerzen auf den Rücken. Durch den blutigen Nebel sah er die schwarzhaarige Frau, die ihn anstarrte und einen Stuhl in der Hand hielt. Zwei Stuhlbeine waren abgesplittert.
Wie Galle schmeckte Conan den beißend-süßen Trank Shakars hinten im Hals. Er wollte sich aufrichten, doch der Schwindel bereitete ihm Übelkeit. Eine wie durch Drogen verursachte Benommenheit stieg in ihm auf, um ihn in die Dunkelheit zu hüllen. Er griff nach seinem Schwert. Doch kaum berührte seine Hand den Knauf, verlor er das Bewußtsein.
S ECHS
Conan hatte einen Geschmack nach altem Stroh im Mund. Der Boden des Raumes, in dem er lag, war mit dem verfaulten Zeug ausgelegt. Mit Mühe spuckte er die Halme aus und setzte sich auf. Doch sogleich spuckte er wieder und lehnte sich gegen die feuchte Mauer. Obgleich sein Kopf wie ein Schmiedeamboß dröhnte, griff er sich als erstes an den Hals.
Shakars todbringendes Amulett war noch da und verhieß immer noch einen langsamen qualvollen Feuertod. Vorsichtig betastete der Cimmerier den schmerzenden Schädel. Über zwei deutlichen Beulen war das Haar blutverkrustet. Beim Drücken zuckte er zusammen, doch stellte er keine ernstliche Verletzung fest. Erleichtert ließ er die Augen in seinem Gefängnis umherstreifen.
Die Zelle war klein und ohne Fenster, kaum länger, als ein ausgestreckter Mann war, und so breit, daß zwei Männer nebeneinander stehen konnten. Den Eingang versperrte ein schweres Eisengitter, auf dessen Stäben Rostflocken lagen.
Conan fragte sich, wieviel Zeit ihm noch bis zum Morgen bliebe. In seinem Innern öffnete sich ein großes Loch. In einem Käfig, hilflos wie ein Tier, von einem Magier in Brand gesteckt zu werden, war nicht die richtige Todesart für einen Krieger.
Die Eisenstangen waren viel zu dick, als daß er sie hätte verbiegen können, und die Angeln waren zu tief in der Mauer eingelassen, um sich herausbrechen zu lassen. Langsam kam der Barbar auf die Beine. Finster starrte er auf die Eisenstangen und ballte die Fäuste, bis die Sehnen wie Stricke hervortraten. Conans Freiheitswille war so stark wie der eines eingesperrten Wolfes. Auch wenn es ihm gar nichts nützte, würde er doch an den Stäben des Gefängnisses rütteln, bis das Amulett am Hals ihn verbrannte.
Der Cimmerier blähte die Nasenflügel, als er durch das rostige Gitter in die Dunkelheit hinausspähte.
»Ist da jemand?« rief er heiser.
Auf dem dunklen Korridor vor der Zelle wurde die schlanke Frauengestalt sichtbar, der er oben im Haus begegnet war. Sie griff sich an die Kehle und wich zurück.
Dann nestelte sie umständlich an ihrem Gürtel. Gleich darauf blitzte der Funke von Stahl auf Stein auf. Eine kleine goldene Flamme leuchtete in der Öllampe auf, die sie in der ausgestreckten Hand hielt.
»Wie lautet dein Name?« fragte sie mit fester Stimme.
»Conan«, antwortete er.
Im weichen Licht sah er die Frau in voller Schönheit. Ihre Haut schimmerte wie Elfenbein. Dunkle Beinkleider umhüllten eng die wohlgeformten Beine. Sie hatte die schlichte braune Tunika um die schmale Taille gegurtet. Ihr Hals war frei.
»Laß mich hinaus!« rief der Cimmerier grollend. Trotz seiner mißlichen Lage verschlang er sie mit den Augen, vor allem ihre schwarze Lockenpracht, welche das elegante Oval ihres Gesichts umrahmte, gefiel ihm.
»Ein eigenartiger Name.« Ihre Blicke schienen den Cimmerier vor Neugier zu durchbohren.
»Wenn du mich nicht vor Sonnenaufgang freiläßt, bin ich ein toter Mann«, erklärte
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