Conan-Saga 52 - Conan und der Smaragd-Lotus
drückte auf den azurblauen Schutzschild, vermochte ihn jedoch nicht zu durchdringen. Schließlich zitterte der Lichtschein und verschwand vollständig im Brunnen.
Sofort kühlte die Luft merklich ab, und die Sonne schien nicht mehr so grell. Die gewöhnliche Hitze der Wüste war nach der Attacke des Dämons beinahe angenehm. Conan rang nach Luft und spähte in den schwarzen Brunnenschacht. Eine unerträgliche Hitze schlug ihm entgegen.
»Versiegle den Schacht!« rief Zelandra über den geschmolzenen Sand hinweg. »Der Dämon sammelt Kraft und kommt zurück, aber dann noch stärker als zuvor.«
Conan taumelte zurück. Dann sah er die schwere graue Steinplatte am Brunnen lehnen. Schnell packte er sie. Die Ränder waren so kunstvoll bearbeitet, daß die Platte nahtlos auf den Brunnen paßte. Der Cimmerier spürte seltsame Runen, die in vielen Jahrhunderten fast verwittert waren, unter den Fingern. Mit namenloser Kraftanstrengung spannte Conan sämtliche Muskeln an. Es gelang ihm schließlich, die Platte bis auf Brusthöhe zu heben. Dann tat er einen unsicheren Schritt. Doch in diesem Moment stieg der Dämon wieder aus dem Brunnenschacht.
Von dem schimmernden Gebilde strahlte eine höllische Hitze aus, wie aus tausend Brenngläsern. Conan hob die runde Platte an und ließ sie auf den Schacht fallen. Es klang wie Donner. Damit hatte er den Dämon in der Mitte zerteilt. Die obere Hälfte löste sich wie Rauch im Wind auf und verblaßte schnell. Conan hörte aus dem Schacht dumpfe Schläge. Die Platte rührte sich leicht. Dann trat Stille ein.
Der Cimmerier ließ sich gegen den Brunnen sinken und holte Luft. Jeder Atemzug schien ihm so köstlich wie Wein aus Kyros zu sein. Seine Gefährten liefen über den geschmolzenen Sand zu ihm.
»Geht vom Brunnen weg!« befahl Zelandra. »Ich versiegle ihn mit Magie.« Die Zauberin murmelte einige unverständliche Worte und schlug mit den Handflächen auf den Steindeckel. Die kreisrunde Platte leuchtete dunkelblau auf. Ein leiser, aber schriller Ton traf schmerzend auf Conans Ohren. Mit triumphierendem Lächeln wandte Zelandra sich vom Brunnenkegel ab.
»Glückwunsch, Freunde. Wir haben einen Schutzdämon besiegt, der diese Wüste seit dem Krieg Acherons mit dem Alten Stygien heimgesucht hat.« Ihr Gesicht war angespannt, strahlte aber auch eine übernatürliche Energie aus. Sie umklammerte die Silberschatulle mit dem Smaragd-Lotus. »Unser barbarischer Freund hat wieder einmal recht gehabt. Wir dürfen ihn nicht mehr unterschätzen. Dieser Dämon war ein Geschöpf Pteions, das vor über dreißig Jahrhunderten den Auftrag erhielt, die Grenzen zu bewachen. Ich spürte sein Alter, als ich mit ihm rang. Er verfügt über eine Art Intelligenz. Wenn ich doch nur bleiben und diese studieren könnte! Welche Wunder muß dieser Dämon in seiner Jugend erfahren haben.«
Conan streifte den verkohlten Burnus ab. Jetzt sah man die Brandwunden. Wortlos wühlte er im Gepäck und suchte sich ein neues Kleidungsstück. Dabei warf er einen Blick auf Heng Shih und lächelte. Der Khiter hatte den Turban verloren. Jetzt war seine Glatze hochrot und zeigte böse Blasen. Der goldene Kimono war schmutzig und stellenweise verkohlt. Der Khiter erwiderte Conans Blick und berührte mit schmerzlichem Lächeln den kahlen Schädel.
»Kann der Dämon den Brunnen wieder verlassen?« fragte Neesa.
»Nein, Kind«, versicherte ihr Zelandra. »Meine Macht hat ihn dort unten eingesiegelt, bis es mir beliebt, ihn freizulassen. Ursprünglich brauchte man nur den Deckel zu heben, um ihn herauszulassen. Doch jetzt habe ich die Steinplatte mit Zauberei verschlossen. Nur zu, Conan, versuch jetzt, die Platte zu heben. Selbst du bist dazu nicht imstande. Los, versuch es.«
»Ich glaube Euch, Milady«, sagte Conan gleichmütig und wühlte weiter im Gepäck.
»Aber der Dämon ist vorher aus dem Brunnen herausgekommen«, meinte Neesa zweifelnd.
»Irgendein Narr muß den Deckel gehoben haben«, sagte Zelandra. »Wahrscheinlich vor vielen Jahren, aber genau weiß man das nicht. Pteor allein weiß, warum jemand so etwas täte.«
»Wahrscheinlich haben sie nach Schätzen gesucht. Die armen Teufel haben wohl geglaubt, ein stygisches Grabmal gefunden zu haben.« Der Cimmerier fand endlich einen anderen Burnus. Er streifte ihn über die schmerzenden Schultern. Der Burnus war etwas zu klein, aber er mußte sich damit behelfen.
»Auf alle Fälle haben sie den Tod gefunden, wie wir ihn auch gefunden hätten – ohne meinen
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