Conan-Saga 52 - Conan und der Smaragd-Lotus
etwas von dem smaragdgrünen Lotusstaub auf. Diesen schob er seiner Herrin vorsichtig unter die Zunge.
»Derketo!« fluchte Zelandra und erbebte. Dann breitete sich langsam auf ihrem Antlitz ein schreckliches Lächeln aus. Ihre Zähne waren grün verschmiert. Die azurblaue Kuppel über ihnen hob sich und wurde dunkler.
»Nun, wie gefällt dir das, alter Teufel?« Zelandra öffnete die Augen und betrachtete die schwankende Gestalt des feindlichen Dämons. Ihre Stimme klang weich, beinahe sinnlich. »Du bist noch nie jemandem wie mir begegnet, stimmt's?«
Die schimmernde Spirale dehnte sich rasch auf die doppelte Höhe; einem blauweißen Lichtstrahl ähnlich schoß sie nach oben. Zelandra stieß einen heiseren Schrei aus, als ein unglaublich kräftiger Schlag ihre Schutzbarriere traf und sie nach unten drücken wollte. Unwillkürlich schrie Neesa vor Angst auf und hielt sich schützend die Hände über den Kopf. Die azurblaue Kuppel flackerte und ließ mehrere Hitzestöße herein.
»Ich kann es nicht länger halten! Ich kann nicht mehr!«
»Kann Stahl den Dämon verletzen?« Conan hatte das Krummschwert gezückt und war neben der Zauberin in Kampfstellung gegangen. Seine Augen blitzten vor tollkühner Verzweiflung.
»Starke Hiebe können ihn vielleicht vorübergehend zerstückeln, aber keine irdischen Waffen vermögen ihn zu töten. Sei kein Narr! Oh! « Zelandra verzog das Gesicht, als der Dämon wieder mit all seiner übernatürlichen Kraft gegen ihren Schild hämmerte.
Conan lief zu seinem Kamel und band den Wasserschlauch neben dem Sattel los. Dann schüttete er sich Wasser über den Kopf, bis der Burnus völlig durchnäßt war.
»Hast du den Verstand verloren?« rief Neesa und packte ihn am Arm. Conan schüttelte sie ab.
»Es ist unsere einzige Hoffnung. Wenn ich den Dämon ablenken kann, müßt ihr fliehen.« Ohne ein weiteres Wort sprang der Cimmerier durch Zelandras Barriere in das Inferno dahinter. Beim Verlassen der azurblauen Kuppel spürte Conan kurz einen eisigen Schauer, als wäre er durch einen kalten Wasserfall gelaufen. Dann traf ihn die Hitze des Dämons wie eine einstürzende Mauer. Als der Cimmerier über den glühenden Boden rannte, stiegen Dampfwolken aus seinem nassen Burnus auf. Es war, als liefe er über glühende Lava. Das grelle weiße Licht trieb Tränen in die Augen des Barbaren, und nur verschwommen konnte er die Umrisse des schwankenden Dämonen erkennen. Vorbei an den verkohlten Überbleibseln unglücklicher Karawanen rannte er direkt auf den grauen Kegel zu. Dicht davor blieb er stehen. Der Kegel war zweifellos eine Art Brunnen, dem die Spitze fehlte. Man sah einen tiefen Schacht, neben dem eine kreisrunde Steinplatte lehnte, ungefähr so groß wie ein Wagenrad. Der Dämon schwebte zwanzig Fuß über Conan. Ständig erneuerten sich seine schimmernden Spiralen aus dem offenen Schacht. Er schwankte von einer Seite auf die andere, dann neigte er sich, als wolle er das winzige Menschlein näher in Augenschein nehmen, das gewagt hatte, sich ihm zu nähern.
Conan hörte das Zischen, als die Flüssigkeit seiner Kleidung verdampfte. Er roch brennendes Haar. Der Schwertgriff brannte sich in seine Handfläche. Mit einem wilden Kriegsschrei schlug er auf den Dämon ein. Es war, als schlüge er auf ein Spinnennetz. Die Klinge glitt durch die körperlose Gestalt, zog aber eine dichte glitzernde Spur. Jäh fiel die Temperatur, obgleich der Cimmerier es nicht sofort bemerkte. Erneut stieß er einen markerschütternden Schrei aus und schlug mit dem Krummschwert quer über den Brunnenschacht, gleich darauf noch einmal. Der Dämon fiel in sich zusammen. Nach jedem Schlag war er ein Stück kürzer, bis er den Cimmerier nur noch um eine halbe Mannshöhe überragte. Er neigte sich vorwärts, als wolle er Conan segnen. Dann ging der Burnus des Cimmeriers in Flammen auf.
Schnell ließ Conan sich fallen und rollte über den harten Boden, um das Feuer zu ersticken. Grauenvolle Schmerzen lähmten Schultern und Arme, doch dann waren sie wie weggeblasen. Die Flammen waren erloschen. Conan rollte sich auf den Rücken und sah über sich die azurblaue Kuppel. Er sprang auf und hörte die Schreie der Gefährten. Da wurde ihm klar, daß Zelandra ihn schützte. Schnell schlug er mit der Klinge immer wieder über den Brunnenschacht und zerstückelte die Substanz des Dämons, der sich jetzt wieder auf ihn konzentrierte. Immer tiefer sank die Lichtspirale in den Brunnenschacht. Die übernatürliche Hitze
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