Conan-Saga 52 - Conan und der Smaragd-Lotus
Welt der Menschen und Zeiten zu erheben.
Ethram-Fal seufzte tief. Auch er wollte Macht über die Zeitalter hinweg, aber ihm hätte bereits die Macht über das Hier und Jetzt genügt. Der Lotus hatte seine zauberischen Fähigkeiten weit über seine Erwartungen hinaus verstärkt und versprach, ihn sogar noch viel stärker zu machen. Ach was, sieben scharlachrote Höllen! Dann wußte er eben nicht, wo der Ursprung des Lotus war. Hauptsache, er konnte weiterhin die Blüten ernten.
Der Stygier glitt zurück in die warme Umarmung der Wanne. Seine zu Schlitzen verengten Augen glitzerten. Jetzt konnte er mit der nächsten Fütterung eine Zeitlang warten. Das nächste Opfer würde auch kein Pferd sein. Das hatte sich als zu schwierig erwiesen. Ethram-Fal dachte an den Soldaten mit den gebrochenen Rippen, der jetzt so unnütz im Großen Gemach lag. Der Zauberer lächelte.
Schwere Tritte auf dem Korridor rissen ihn aus diesen angenehmen Träumen. Die Decke vor dem Eingang wurde beiseite geschoben, und Ath trat keuchend herein.
»Milord, ich ...« begann der Hauptmann.
»Was ist das? Habe ich nicht ausdrücklich befohlen, nicht gestört zu werden?« Empört setzte der Zauberer sich auf. Der Krieger in der Rüstung hatte so große Angst vor dieser runzligen kleinen Figur, daß seine Eingeweide weich wie Gelee wurden.
»Milord, bitte, ich käme doch nie ohne einen triftigen Grund.«
Ethram-Fal schwieg und dachte kurz nach. Die gelbgrünliche Beleuchtung ließ Ath noch größer als sonst erscheinen. Deutlich sah man das nervöse Zucken unter dem rechten Auge.
»Nein«, sagte Ethram-Fal schließlich. »Ich nehme an, das tätest du nicht. Sprich! Was gibt's?«
Ein tiefer Atemzug entfloh Aths Lippen. Erst jetzt wurde ihm klar, daß er die Luft angehalten hatte. Unwillkürlich griff er sich an die Wange, um das Zucken abzustellen.
»Ihr müßt Euch etwas ansehen, Milord. Ein Wachposten. Man fand ihn im Raum der großen Statue.«
Eilig stieg Ethram-Fal aus der Wanne und rieb sich mit dem Handtuch trocken. Dann warf er schnell die grauen Gewänder über. Gleich darauf folgte er Ath den Korridor hinab. Seine bloßen Füße hinterließen Abdrücke im Staub. Die Männer sprachen erst wieder, nachdem sie das riesige runde Gemach betreten hatten.
Ein Soldat stand zu Füßen der schwarzen Statue. Seine Leuchtkugel erhellte den Raum nur spärlich. Stumm starrte er ihnen entgegen. Ethram-Fal bemerkte den lebenden Mann anfangs kaum. Seine Augen waren auf den glatten schwarzen Stein zwischen den ausgestreckten Pranken der Götterstatue gerichtet.
Mit ausgestreckten Armen und Beinen lag dort ein Mann; er hatte den Kopf dicht unter den glänzenden schwarzen Brüsten des Sphinx abgelegt. Die Hände und Füße reichten bis zu den blanken Metallringen an jeder Ecke des glatten Steinblocks. Er war nicht gefesselt. In der Brust hatte er ein Loch, das auch im Kettenhemd sichtbar war. Blut ergoß sich über den Sockel der Statue und bildete unten eine Pfütze. Wie ein schwarzer Mond hing das Antlitz des Sphinx über allem und verriet nichts.
»Was in Sets Namen?« Ethram-Fals Stimme war nur ein heiseres Krächzen.
»Es ist Dakent, Milord«, erklärte Ath mit fester, gefühlloser Stimme. »Er teilte die Wache mit Phandoros, als es geschah.«
Ethram-Fals Blick fiel auf den Soldaten mit der Lichtkugel. Der schlanke Stygier zuckte zusammen, als hätte man ihm ein Messer in den Körper gestoßen. Doch sprach er erst, nachdem der Zauberer ihn angesprochen hatte.
»Was ist geschehen? Wie konnte das deinem Kameraden zustoßen?«
Phandoros leckte sich die Lippen. »Es wurde kalt im Hof, Milord. Es war schon fast Tagesanbruch, aus der Schlucht wehte ein Wind. Ich ließ Dakent allein am Portal, um meinen Umhang zu holen. Ich warf ihn über, trank noch einen kleinen Schluck Wein und kehrte zurück zu Dakent. Doch er war verschwunden.« Phandoros zögerte und schluckte hörbar.
»Und dann?« fragte der Zauberer ungeduldig.
»Ich habe ihn im Hof gerufen, dann habe ich ihn drinnen gesucht. Als ich ihn nicht fand, habe ich Hauptmann Ath geweckt, und wir haben den Palast gemeinsam durchsucht. Als wir in diesen Raum kamen ...« Dem Soldaten versagte die Stimme. Er konnte nicht weitersprechen.
Ethram-Fal wandte sich an den Hauptmann.
»Ath, sprich du weiter.«
»Vor diesem Raum haben wir eine Stimme gehört, Milord.«
»Eine Stimme? Wer hat gesprochen?« Der Zauberer rang die Hände vor der Körpermitte.
»Ich weiß es nicht, Milord. Wir kamen durch
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