Conan-Saga 52 - Conan und der Smaragd-Lotus
Lotus.« Zelandra betrachtete stolz ihre Silberschatulle.
»Und Conans Mut«, fügte Neesa hinzu.
»Ja, ja, selbstverständlich«, meinte die Zauberin gleichgültig. Sie öffnete die Silberschatulle und blickte hinein. Ein Schleier legte sich über ihre Augen, und ihr Blick ging in weite Fernen. Langsam leckte sie sich die Lippen. Dann strich sie mit der rechten Hand zärtlich über den Rand der Schatulle.
Da nahm Neesa ihrer Herrin das Kästchen aus der Hand und schloß den Deckel. Sie wich vor der Zauberin zurück und versteckte die Schatulle hinter dem Rücken. Ihre Haltung verriet sowohl Angst als auch Entschiedenheit.
»Die gehört mir!« fuhr Zelandra sie wütend an und ballte die Fäuste. »Gib sie mir sofort zurück, sonst werde ich ...« Plötzlich verengte sich ihr Blick auf die schlanke Gestalt der Schreiberin. Ihre Augen trafen sich. Zelandra schaute verwirrt auf ihre Fäuste und löste sie sofort.
»Verzeih mir, Neesa. Du bist eine hervorragende Dienerin und eine noch bessere Freundin. Bitte, verzeih mir.« Die Zauberin sprach stockend.
»Schon gut, Milady«, meinte Neesa leise. »Hier.« Sie reichte ihrer Herrin die Schatulle. Zelandra befestigte sie wieder sorgsam am Gürtel.
»Kommt, laßt uns aufsteigen und weiterreiten«, sagte Zelandra. »Ich werde mich unterwegs sogleich daran machen, eine Salbe zu mischen, um unsere Verbrennungen zu lindern. Führ uns an, Conan!«
Der Cimmerier schwang sich in den Sattel seines Kamels. Sein Gesicht war finster. Als die kleine Karawane langsam über den heißen Sand ritt, konzentrierte er sämtliche Sinne auf ein Ziel. Er hatte einen Großteil des Wasservorrats über sich geschüttet, um sich vor der übernatürlichen Hitze des Dämons zu schützen. Jetzt war nicht mehr viel übrig. Conan schnupperte und spähte umher, in der Hoffnung, irgendwo eine Wasserquelle zu entdecken. Wenn er die Oase nicht fand, die auf Zelandras alter Karte eingezeichnet war, müßten sie alle zweifellos an Wassermangel sterben.
F ÜNFUNDZWANZIG
Abgesehen von einem Stuhl und mehreren leeren Eimern enthielt der kleine Raum keinerlei Möbel. Und diese wenigen Gegenstände waren zu einem Kreis in der Mitte aufgestellt. Dort befand sich in dem glatten Steinboden eine große Vertiefung, die mit heißem Wasser gefüllt war. Ethram-Fal lag nackt in dieser behelfsmäßigen Wanne. Das dampfende Wasser war dunkel wie Sirup, weil entsprechend viel Smaragd-Lotus hineingemischt war. Der Zauberer lag auf dem Rücken. Sein dünner, hellhäutiger Körper trieb auf der Flüssigkeit. Mit geweiteten Nasenflügeln sog er die parfümierte Luft ein und starrte mit aufgerissenen Augen nach oben. Den geschorenen Schädel hatte er auf den scharfen Steinrand gelegt. Zum Zeitvertreib ersann er Visionen, um sich daran zu ergötzen.
Über ihm erschien in der Luft eine Silberblume. Die glänzenden Blütenblätter schimmerten wie polierter Stahl. Sie drehte sich kurz und wurde zu einem scharlachroten Feuerball. Die Flammen loderten auf, dann teilten sie sich und flogen als tausend winzige Punkte umher. Sogleich sammelten sie sich wieder und wurden zu einer winzigen Galaxie. Im Zentrum verdichteten sich die Lichtpunkte noch mehr. Jetzt sah Ethram-Fal dort die Umrisse einer vollkommenen Frau, die sich in einem wilden Tanz drehte. Dabei entwand sich die Gestalt den Flammen. Jetzt war sie das vollkommene Abbild Zelandras. Nackt wand sie sich in erotisch aufreizenden Posen vor den gierigen Augen des Zauberers.
Ethram-Fal ließ sich tiefer in das heiße, mit Lotus angereicherte Wasser sinken. Er spürte, wie dessen Kraft in seine Knochen vordrang. Über ihm streichelte sich die Nackte und streckte die Hände nach ihm aus. Dann riß sich das Trugbild eigenhändig vor seinen Augen den Körper auf und war plötzlich in einer Wolke aus karmesinroten Tröpfchen verschwunden.
Ethram-Fal brach in Gelächter aus, das in dem steinernen Gemach metallisch und unmenschlich klang. Der Zauberer rollte sich auf den Bauch und wandte die Gedanken ernsthafteren Themen zu.
Er ließ einige Tropfen des grünlichen Wassers über die Unterlippe in den Mund einfließen und genoß den bitteren Geschmack.
Sein ständiges Studium der legendären Entdeckung Cetriss' hatte ihn viel gelehrt, aber immer noch waren einige Schlüsselpunkte ungeklärt. Hauptsächlich hatte er keine Ahnung, wie der Lotus entstanden war. Er hatte in der Natur keinen Platz. Der Smaragd-Lotus war eine einzigartige hybride Form von Pflanze und
Weitere Kostenlose Bücher