Conan-Saga 52 - Conan und der Smaragd-Lotus
fragte sich ferner, wie sie einen so mächtigen Feind besiegen wollte, der zudem wohl davon wußte, daß sie ihn verfolgte. Diese Fragen beschäftigten ihn, aber er sprach sie nicht aus.
Neesa betupfte mit einem Tuch, das sie im Teich angefeuchtet hatte, den Riß an seinem Hals und am Schlüsselbein. Er gestattete ihr auch, die tiefere Wunde am linken Oberarm zu behandeln, dann stand er auf.
»Ymir, Weib! Mir ging es mit einem Kater schon viel schlechter. Hilf Zelandra bei der Pflege Heng Shihs, ehe seine gelbe Haut ausgeblutet ist und weiß wird. Ich suche derweil Feuerholz und stelle die Zelte auf.«
Als die Sonne unter dem westlichen Horizont versunken war, hatte er drei Zelte aufgestellt, und sie hatten ein kärgliches Mahl aus getrocknetem Fleisch, hartem Brot und Wasser eingenommen.
Das Lagerfeuer knisterte und verströmte Wärme, die bei Anbruch der kalten Nacht angenehm war. Hinter dem Leuchtkreis der Flammen und dem dunklen Kreis der Büsche erstreckte sich die Wüste mit ihren endlosen Wellen aus Sand. Im Schein des silbernen Mondlichts lag sie wie ein Eismeer da. Die Mondsichel am Himmel leuchtete am Rand des eisigen Stroms der Milchstraße.
»Ich übernehme die erste Wache«, erklärte der Cimmerier und hockte sich neben das erlöschende Feuer. Heng Shih nickte ihm dankbar zu, stand auf und ging langsam zu seinem Zelt. Zelandra nahm den Kessel von der Glut und schenkte sich Tee ein. Der sanfte Duft von Jasmin stieg aus ihrer Tasse auf. Neesa hatte den Kopf an Conans Schulter gelehnt, und der Cimmerier den Arm um ihre schlanke Taille geschlungen.
Ein heiserer Schrei drang durch die Wüstennacht und verklang in der Ferne. Erschrocken zuckte Neesa an Conans Seite zusammen.
»Was war das?« flüsterte sie ängstlich.
»Ein Schakal«, antwortete Conan.
»Vielleicht ein Yizil«, sagte Zelandra und blies über ihre Teetasse. Die Glut des Feuers verwandelte ihre Augen zu Flammen.
»Yizil?« fragte Neesa und setzte sich unvermittelt auf.
»Wüstendämonen«, erklärte Conan. »Sie treiben in Ruinen ihr Unwesen und nagen an Gebeinen. Offene Wüste meiden sie aber.«
»Ach ja?« Neesa spähte in die Dunkelheit. Conan lachte laut.
»Ja, allerdings. Und jetzt ins Bett. Ich verspreche dir, daß ich jeden Yizil, der vorbeikommt, seinen Brüdern zum Fraß vorwerfen werde.«
Neesa stand auf und ging zögernd zum Zelt des Cimmeriers. »Jetzt werde ich kein Auge zutun, bis du bei mir bist.«
Conan blickte ihr nach, bis sie im Zelt verschwunden war. Dann blickte er Zelandra vorwurfsvoll an. »Mußtet Ihr das sagen? Ihr wißt doch genau, daß die Yizil in dieser Gegend keine Gefahr mehr sind.«
Zelandra lächelte ihn verschmitzt an. Dann hob sie die Hände und blickte zu seinem Zelt.
»Du solltest mir danken«, sagte sie. Da mußte auch der Cimmerier lächeln.
»Doch nun im Ernst, mein Freund«, sagte die Zauberin leise. »Ich bin besorgt, daß wir ein Geschöpf Ethram-Fals so weit entfernt von seinem Horst getroffen haben.«
»So weit ist das nicht. Als wir auf der hohen Sanddüne bei der Oase standen, konnte ich den Drachenkamm sehen.«
»Ishtar!« stieß sie hervor. »So bald? Du bist in der Tat ein hervorragender Führer, Conan.«
»Nun, noch sind wir nicht da«, wehrte der Cimmerier verlegen ab. »Wir müssen nach Südosten reiten, zu den Ausläufern der Berge um den Drachenkamm, um uns von dem Standpunkt aus zu nähern, den wir auf Ethram-Fals zauberischer Verführung gesehen haben. Morgen sollten wir nahe genug sein, um beurteilen zu können, ob ich tatsächlich ein guter Führer bin.«
Zelandra nickte. Conan stand auf, wischte sich den Staub ab und machte sich auf zu einer Runde um das kleine Lager.
Schon bald war nur er allein noch wach. Lautlos wie ein Schatten bewegte er sich im Lager. In der einen Minute war er hier, gleich darauf an einer ganz anderen Stelle. Er prägte sich die Umrisse der umliegenden Wüste genau ein.
Der Cimmerier hielt Wache, während über ihm die Mondsichel höher stieg, die Sterne sich drehten und ein Meteoritenschwarm den Himmel mit Feuer überzog.
S IEBENUNDZWANZIG
Langsam stieg die Wüste an und ging in die rauhe felsige Hochebene über. Und irgendwo in diesem Labyrinth aus Steinen lag der Drachenkamm. Das scheinbar grenzenlose Meer ockerfarbener Sanddünen ging in niedrige Hügel mit bröckelnder Erde über, und danach kam wieder eine steinerne Wildnis mit Geröll, Findlingen und Felszacken. Hier hatte sich die Erde wie unter einem unerträglichen
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