Conan-Saga 52 - Conan und der Smaragd-Lotus
Außerdem seid Ihr müde, Milady.«
»Müde? Du unverschämter Barbar. Selbst in müden Zustand habe ich noch ausreichend Kraft für alles, was ich tun muß. Deshalb befehle ich dir, weiterzureiten!« Sie wandte sich an ihre Diener. »Wollt ihr etwa diesem unverschämten Wilden folgen anstatt eurer Herrin? Ich ...« Ihre Stimme wurde leiser, als sie die besorgten Gesichter Neesas und Heng Shihs sah. Sie preßte die Hände auf den Bauch, als könne sie die Schmerzen verdrängen. Tränen schimmerten in ihren dunklen Augen.
»O Gnade süße Ishtar«, stieß sie beschämt hervor.
»Es tut mir leid, Freunde. Unser Gefährte Conan hat recht. Wir müssen hier lagern. Ich bin in der Tat müde. Sehr müde.«
Heng Shih war wie ein Geist neben seiner Herrin. Conan hatte ihn nicht absteigen sehen. Mit den großen Händen packte er Zelandra und hob sie behutsam vom Kamel, als wäre sie ein Seidenpüppchen. Er stellte sie auf den Boden und wischte den Staub von einem flachen Stein. Dann bat er sie, Platz zu nehmen. Zelandra folgte ihm und schlug die Hände vors Gesicht, als könne sie den Anblick ihrer Gefährten nicht ertragen.
»Lady Zelandra«, sagte Conan, »sobald wir das Lager aufgeschlagen haben, werden Heng Shih und ich den engen Cañon erforschen. Wir werden so weit gehen, wie es vor Einbruch der Nacht möglich ist. Vielleicht finden wir Ethram-Fals Versteck. Wenn alles gutgeht, planen wir heute abend die nächsten Schritte und führen sie morgen früh aus. Jetzt ruht Euch aus und schöpft Kraft. Ihr werdet Eure Rache bekommen.«
Zelandra nickte und nahm die Hände vom Gesicht. Aber sie hielt die Augen gesenkt. Die anderen schlugen schnell die drei Zelte an einer Stelle unterhalb des Hügels auf, wo man sie von der Ebene aus nicht sehen konnte. Conan verbot es, ein Feuer zu machen. Die beiden Frauen sollten ein kaltes Abendessen einnehmen, falls sie Hunger bekämen, ehe er und Heng Shih zurück wären. Er und der Khiter würden nach dem Spähgang essen. Um diese schlechten Nachrichten zu lindern, öffnete er eine der wenigen Flaschen Wein aus dem Proviant und reichte sie herum. Zelandra war erschöpft. Mit zitternden Händen nahm sie die Flasche und nippte daran. Dann zog sie sich in ihr Zelt zurück. Kaum war sie außer Hörweite, wandte sich der Cimmerier an Neesa.
»Hat sie den Lotus ganz aufgebraucht?«
»Nein. Ich bin sicher, daß sie noch etwas hat, aber ich weiß nicht, wieviel. Sie will aber keinen Lotus nehmen. Nicht einmal eine so winzige Dosis, um die Schmerzen zu lindern. Sie befürchtet, dann würde ihre Willenskraft schwächer, und sie würde zuviel oder gar alles nehmen. Sie ist der Verzweiflung nahe. Tut mir leid, Conan. Du weißt aber, daß sie dich nicht beleidigen wollte, oder?«
»Ihre Worte haben mich nicht getroffen, aber ihre Taten können es. Ist sie stark genug, um es mit dem stygischen Zauberer aufzunehmen, wenn wir ihn finden?«
Neesa hob hilflos die Hände und zuckte mit den Schultern. »Wie kann ich das sagen? Ich glaube, sie will sich mit dem Rest Lotus stärken, ehe sie den Kampf mit Ethram-Fal aufnimmt. Der Lotus scheint ihre Zauberkraft tatsächlich ungemein zu verstärken. Sie nahm etwas, ehe sie die Flammenwand gegen die Räuber schickte.«
»Sie wagt den Kampf gegen einen Zauberer, der behauptet, von der verfluchten Droge unbegrenzt viel zu besitzen. Ich frage mich, welchen Zauber er gegen uns einsetzen wird.«
Neesa antwortete nicht. Heng Shih trat an ihre Seite und machte heftige Handbewegungen. Fragend blickte Conan Neesa an.
»Er fragt, ob du uns verlassen willst. Er sagt, daß er keinen Groll gegen dich hegen würde, falls du es tust.«
»Ach, Crom!« Conan grinste und warf die rabenschwarze Mähne zurück. »Ich habe Zelandra meine Dienste gelobt und werde jetzt bestimmt nicht aufgeben, nachdem es endlich spannend wird.«
Um die Lippen des Khiters huschte der Anflug eines Lächelns. Er reichte dem Cimmerier die Weinflasche. Conan ergriff sie, legte den Kopf zurück und nahm einen großen Schluck.
»Ah«, seufzte er genüßlich. »Der Wein ist einigermaßen gut. Los, Heng Shih, laß uns jetzt das Nest dieses Skorpions ausheben. Neesa, du mußt Wache halten; achte besonders auf die Ausgänge der Cañons. Ich glaube zwar nicht, daß jemand kommt, aber behalte dennoch alles im Auge. Wenn jemand außer Heng Shih und mir aus unserem Cañon kommt, heißt das, daß wir wahrscheinlich tot sind. Dann weck leise Zelandra und verhaltet euch ruhig. Besteht die Gefahr, daß die
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