Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene
er weiter. »Und wenn du einen Lagerplatz suchst ... nun, leg deinen Kopf wieder ins Unkraut am Ufer, wie du es früher getan hast!« Der Posten hielt seine Hellebarde quer übers Tor, um den Weg zu versperren. »Da du vom Tempel der Einen Wahren Göttin geächtet wurdest, darfst du niemals wieder diese Mauern betreten!«
»Spar dir dein Geschwätz, du Wicht!«, fuhr Conan ihn an und saß lässig, mit einem Bein über dem Buckel seines Kamels geschlungen. »Wenn ich jetzt dieses Tor hätte durchreiten wollen, wäre ich längst drin. Und dein Kopf wäre ein gespaltener Flaschenkürbis, an dem die Krähen sich laben könnten.« Seine Rechte ruhte auf dem Ilbarsi-Schwert an seiner Seite. »Doch wäre eine derartige Tat für einen hohen Abgesandten Anaximanders, des Priesterkönigs von Sark und des Heiligen Tempels Votanthas, unziemlich. Deshalb bitte ich höflich um die Erlaubnis, die Stadt zu betreten.«
»Was?«, ertönte eine harsche Stimme von der Stadtmauer herab. »Willst du etwa behaupten, du seiest ein Repräsentant des Verbündeten unseres Königs? Du willst in Angelegenheiten der Götter hierher gekommen sein?«
»Wenn du mir nicht glaubst, frag die Wächter des Götterbildes.« Conan wandte sich im Sattel nach hinten und deutete auf das verhüllte Ungetüm auf dem schweren Karren, den Khumanos und seine Schar durch einen Dattelgarten auf der anderen Flussseite schoben. Sie kamen nicht auf der Karawanenstraße, sondern durch ein verlassenes Tal, das in die weite öde Wüste im Westen führte.
»Bei der Göttin!«, rief der Mann auf der Mauer. »Es ist die heilige Prozession aus dem Süden! Benachrichtigt den Tempel! Und ruft eine Schwadron Kavallerie zusammen, um sie in den Palast zu geleiten.«
Nach einigen Minuten voller Trompetenstöße, Trommelwirbel und lauten Befehlen aus Offizierskehlen trabte eine Abteilung Kavallerie durchs Karawanentor. Conan wendete das Kamel, um sie zu begleiten. Inzwischen hatte die Prozession beinahe den Fluss erreicht, sodass der Empfang nicht mehr der Sicherheit diente, sondern lediglich eine Frage des Protokolls war. Die Soldaten stiegen ab und halfen, den Karren mit dem Götterbild durch den nassen Sand und die Furt zu schieben.
Khumanos verbat mit strenger Miene, dass die Pferde vorgespannt würden, um das Bild in die Stadt zu schaffen, oder dass die Soldaten Qjaras das Ziehen übernahmen. Die Pilger beendeten ihre schwere Aufgabe, bei der sie unsägliche Leiden auf sich genommen hatten. In Fetzen, schmutzig und von Wunden bedeckt, stemmten sie sich gegen die Räder und legten sich in die teilweise schon zerschlissenen Seile, um die Bürde vorwärts zu bewegen.
Schon bald rumpelte das Götterbild, gefolgt von der Kavallerie, durch das Karawanentor. Conan schritt neben Khumanos und führte sein Kamel am Zügel. Ehrfürchtig machten die Wachen Platz, die ihm zuvor den Zugang hatten verwehren wollen. Als sie in die Stadt kamen, trafen Priester und Offiziere der niederen Ränge ein, um sie zu begrüßen.
Khumanos bestand darauf, mit dem Götterbild im Karawanenhof anzuhalten und nicht weiter in die Stadt zu ziehen. Es war immer noch verhüllt, damit kein Qjarer oder sarkischer Soldat es entweihen konnte. Auf Befehl des Priesters mussten alle Helfer beim Götterbild in der Karawanserei bleiben, bis bestimmte Einzelheiten des Einweihungsrituals vollständig festgelegt waren.
Die Obrigkeit Qjaras hatte keinerlei Einwände gegen diese Entscheidung, vielleicht wegen des Mitleid erregenden, sogar abstoßenden Aussehens der Pilger. Trotz Conans Bemühungen, ihnen den Marsch zu erleichtern, hatte sich ihr Zustand während der letzten Tage nicht verbessert. Eher im Gegenteil. Es schien so, als würden sie mit ihrer verbrannten Haut mit den offenen Schwären und ihren großteils kahlen Schädeln und blutenden, oft fast zahnlosen Mündern eine grauenvolle Seuche, womöglich die Pest, in die Stadt einschleppen.
Doch diese Furcht wurde öffentlich nicht erwähnt. In den Willkommensreden, zu deren Anhörung sich eine große Menschenmenge versammelt hatte, wurde der erbärmliche Gesundheitszustand der Pilger als fromme Kasteiung und Beweis für die Standfestigkeit in ihrem Glauben gepriesen.
Doch Conan, dem Führer der Schar, wurde keinerlei Ruhm als Held oder Heiligem zuteil. Obgleich sich die Obrigkeit noch sehr gut an seine kürzliche Verbannung aus der Stadt erinnerte, musste man ihn jetzt zähneknirschend als einen heiligen Gesandten aus Sark aufnehmen. Die Bürger waren ihm
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