Conan-Saga 53 - Conan der Ausgestossene
Cimmerier hatte keine Ahnung, woher Khumanos das Schwert hatte oder warum er es aus der Hand fallen ließ, anstatt die Klinge am waffenlosen Cimmerier zu erproben. Der Sarkadier stand wie erstarrt da, mit einer Hand nahe der Brust, blass und mit vor Angst geweiteten Augen – oder war es vielleicht Staunen? Beides war für den Priester Votanthas uncharakteristisch. Khumanos hielt den Lederriemen, den er ständig um den Hals trug, doch Conan sah das Amulett nicht, das stets dort hing.
Conan nahm das Langschwert auf und musterte Khumanos hasserfüllt. Er könnte die Güte der Waffe damit erproben, den Priester in der Mitte zu spalten, doch der Schurke war unbewaffnet. Außerdem drohte ein viel gefährlicherer Feind. Conan schritt auf das glühende, sich windende Phantom des Dämonengottes Votantha zu.
Das Schwert lag außergewöhnlich gut in seiner Rechten. Es war für diese Aufgabe ebenso hervorragend geeignet wie die goldene Rüstung. Die Bronzeklinge zog die unheilvolle Energie, die um das Phantombild des Gottes wirbelte, nicht an. Der vergoldete Griff lag kühl in Conans Hand. Die nächste Frage war: Würde die Klinge gegen das schemenhafte Abbild des Gottes etwas ausrichten können? Mit einem gewaltigen Satz sprang er ins Flammenmeer und führte einen kraftvollen Schlag gegen den Dämonenbaum aus.
Die Wirkung war nicht ganz unbefriedigend. Die Klinge war fast unbehindert durch das Phantom gedrungen. Gleichwohl hatte Conan den Hauch eines Widerstands gespürt, so wie zähe Spinnweben sich gegen den Besen einer Haussklavin wehrten. Die in allen Farben schimmernden Linien des Schemens wirbelten umher und bemühten sich, wieder ihr ursprüngliches Muster zu weben.
Aus den höllischen Früchten des Baums ertönte ein Heulen, wie vor unterdrückter Wut und Schmerzen. Als Conan aus den Flammen heraussprang, neigten sich einige Köpfe und schnitten vor Conans Gesicht Grimassen; dabei spuckten sie ihm ihren heißen Atem entgegen. Sofort ergriff er die Gelegenheit zum nächsten Schwertkampf. Blitzschnell führte er mächtige Hiebe gegen die widerlichen Fangarme. Er hörte Schmerzensschreie, dann lösten sich die Trugbilder vor seinen Augen auf.
Conan sprang mehrmals in das Feuer hinein und wieder heraus. Dabei schlug er jeweils wutentbrannt gegen die merkwürdige Gestalt des Gottes. Das Ding blutete nicht, starb auch nicht, aber die heftigen Bewegungen ließen darauf schließen, dass es Schmerzen empfand.
Dennoch wuchs der Phantombaum ständig, indem er sich die Energie aus den drei Teilen der Statue holte. Diese waren jetzt kaum noch ein Dutzend Schritte voneinander getrennt. Die letzten kranken und ausgemergelten Sklaven des Hohenpriesters schoben sie zusammen.
Inzwischen beteiligten sich auch andere Bewohner Qjaras, vornehmlich die Tempelkrieger, am Kampf. Da es ihnen an der richtigen Rüstung mangelte und sie das Schicksal ihrer Kameraden nicht teilen wollten, gingen sie gegen die Elenden an den Streitwagen vor. Sie packten die Unglücklichen, zogen sie von den Deichseln weg und schleuderten sie aufs Pflaster, um sie daran zu hindern, die Teile weiter vorwärts zu schaffen. Prinzessin Afriandra und ihre Brautjungfer-Priesterinnen warfen sich ebenfalls ins Getümmel. Als Conan bei seinem Schweiß treibenden Kampf einen Blick zur Seite wagte, sah er Kinder und Jugendliche, die unter Ezrels Führung Steine auf die Sklaven warfen.
Es war jedoch nicht leicht, diese Verblendeten von ihrer Mission abzuhalten, da die Hitze von den Statuen sehr intensiv war. Jetzt leuchteten die riesigen Metallteile grün. Das gleiche unheimliche Licht pulsierte in den Feuerlinien. Auch die Streitwagen rauchten. Die dämonische Hitze löste die Farbe ab und setzte das Holz in Brand.
Aber die Pilger aus Sark und Shartoumi schienen in ihren weißen Gewändern die Hitze mittels übernatürlicher Kraft zu ertragen. Sie erhoben sich vom Pflaster und krochen zurück zu den Wagen. Sie glichen belebten Skeletten. Die normalen Sterblichen litten jedoch unter der Hitze, die sie blendete und ihnen Brandwunden zufügte.
Doch ihr Kampf war unwichtig. Conan war sicher, dass die Teile des Götterbildes sich zusammenfügen würden, auch wenn nicht eine einzige Menschenhand die Räder darunter in Bewegung setzte. Die Kraft des Kommens Votanthas zog sie unerbittlich über die Agora. Auch seine Arbeit, das Beschneiden des Baums der Münder, schien ebenso aussichtslos zu sein. Der Stamm wurde ständig dicker und brachte neue Köpfe schneller hervor, als
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