Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose
Böse aus einer Welt jenseits der Welt seine Klauen ausstreckte und dass es hungrig war und unbedingt diesen Hunger stillen wollte. Vielleicht würde das Böse bald an sämtlichen Hemmnissen vorbeischlüpfen.
Aybas sprach schärfer als üblich, als er sich an den Sternen-Bruder wandte, der über die größte Selbstbeherrschung zu verfügen schien. »Was ist das? Ist Euer Lieblingstier krank?«
»Es hat Angst«, antwortete der Magier. Aybas machte sich nicht die Mühe, sich umzudrehen, ehe er die Abwehrgeste machte. Was auch immer das Lieblingstier der Magier in Furcht versetzte – es würde einem Menschen mit klarem Verstand ebenfalls Angst einjagen.
Wieder donnerte es, und Aybas und der Magier zuckten zusammen. Doch das Scheusal jenseits der Mauer antwortete nicht auf den Donner. Aybas suchte den dunklen Himmel ab. Dann sah er hinter einem fernen Gipfel, der so rund war, dass er einem Totenschädel glich, Blitze zucken.
Es war ein Wunder der Natur! Den Göttern sei Dank! Aybas hielt mit den Gesten inne, ehe die Magier sie bemerkten und Anstoß daran nahmen. Dann sah er, dass die Magier zu tief ins Gespräch vertieft waren, um ihn zu bemerken, selbst wenn er eine Trommel geschlagen oder Kriegsrufe ausgestoßen hätte.
Aybas schlich sich fort und durchquerte das Tal in Richtung Dorf. Auf halbem Weg sah er zwei Gestalten, die halb verborgen hinter einem Teebeerenstrauch standen. Beim nächsten Blitz erkannte er Wyllas kupferrotes Haar. Sie hatte die langfingrigen Hände zum Gebet erhoben. Neben ihr erhob sich die vertraute massige Gestalt Thyrins, ihres Vaters.
Gebete oder sonstige weibliche Riten? Die Sternen-Brüder hatten Wylla bestimmt verboten, dergleichen zu tun. Das konnte die von Aybas lang gesuchte Gelegenheit sein, Wyllas Dankbarkeit zu gewinnen, weil er sie gerettet hatte.
Doch dieser Gedanke trieb Aybas nicht mehr so stark an wie zuvor, obgleich er immer noch an Wylla dachte. Aber es war ein zu hoher Preis für eine Frau, wenn er sich ihretwegen unnötigerweise mit den Sternen-Brüdern anlegte!
Jetzt, den Sieg so nahe vor Augen, war es fürs Erste besser, abzuwarten und später mit dem Grafen Syzambry zu sprechen. Der Graf würde mit den Aufsässigen unter den Pougoi fertig werden, sollten einige protestieren, wenn eine Frau aus ihrer Sippe aus dem Tal verkauft würde.
Selbstverständlich konnte der Graf ihm diese Bitte abschlagen, aber dann hatte Aybas es mit einem Sterblichen zu tun – einem zwar ehrgeizigen Mann, der kaum Hemmungen hatte, über dieses elende Land zu herrschen –, aber doch mit keinem Magier, der Botschaften ohne Boten verschickte und Kreaturen aus einem Reich jenseits der Welt zähmte.
»Herrin Rainha! Herrin Rainha!«
Langsam drangen die Rufe in Conans Ohren. Er setzte sich auf und trieb mit Willenskraft den Schlaf aus Muskeln und Verstand. Mit zwei schnellen Schritten war er an der Tür.
Hinter sich sah er die gebräunten Gliedmaßen Rainhas, als diese eilig in ihre Kleider schlüpfte. Conan schob den Riegel zurück und erlaubte dem dagegenhämmernden Mann, sie eine Handbreit zu öffnen.
»Herrin Rainha! Herrin Rainha!«, wiederholte der Mann.
»Greift man uns wieder an?«, rief Rainha.
Der Mann antwortete nicht, sondern stand mit offenem Mund da und stierte den hünenhaften Cimmerier hinter dem Türspalt an. Der Cimmerier in derselben Hütte wie Herrin Rainha – und unvollständig bekleidet!
Conan vernahm den Gedanken so deutlich, als hätte der Mann ihn herausgeschrien. Jetzt bückte sich der Kerl, um durch eine Ritze in den verwitterten Planken der Tür zu schauen. Doch da packte ihn eine große Hand am Kragen seines schäbigen Hemdes und riss ihn hoch.
Um den Mann hochzureißen, hatte Conan die Tür weiter geöffnet, doch verstellte seine Hünengestalt den Blick in die Hütte. »Deine Befehlshaberin hat dir eine Frage gestellt, mein Freund«, sagte Conan mit gefährlicher Sanftheit. »Ist es deine Gewohnheit, ihre Befehle zu missachten?«
»Chch ...«, machte der Mann. Conan bemerkte, dass seine Hand am Kragen den Mann am Sprechen hinderte. Er lockerte den Griff. Der Mann rieb sich den Hals und musterte den Cimmerier finster, dann schien er sich eines Besseren zu besinnen.
»Vor dem Dorf ist ein Graf Syzambry, ah ...«
»Conan aus Cimmerien, einst in turanischen Diensten«, erklärte Rainha. Sie war jetzt halbwegs ordentlich bekleidet und trat zur Schwelle. Über der hauchdünnen Tunika trug sie den Gurt mit Schwert und Dolch, ferner den Helm.
»Ah,
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