Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose
wünschen mag«, warf der Unterscharführer demütig ein. »Er muss jetzt den Palast verlassen, um den Männern zu entkommen, welche Graf Syzambry von hinten gegen uns anführt.«
Vielleicht lag es daran, dass das Blut des Cimmeriers immer noch toste oder dass die Zauberei so nahe war. Conan war fest davon überzeugt, dass der Mann etwas über Eloikas' Gründe für den hastigen Aufbruch wusste, die er ihm jedoch verschwieg.
»Ich habe nicht gefordert, dass der König unseren Angriff selbst führt«, sagte Conan. »Nur, dass er seine Männer an ihren Eid erinnert und einen letzten Versuch unternimmt, den Sieg zu erringen. Wir können den Grafen immer noch schlagen. Und falls uns das nicht gelingt, können wir zumindest seine Männer verwunden und sie aufhalten.«
»Vielleicht ...« Der Bote schien zwischen der Furcht vor Decius und dem König und der Angst vor Conan hin- und hergerissen zu sein. Oder wusste er, dass der Rat des Cimmeriers klug war?
»Rainha«, sagte Conan. »Sammle zehn Bogenschützen und halte sie bereit. Ich klettere so hoch wie möglich, um nach den Männern in den Unterkünften zu schauen. Wenn sie gefallen oder geflohen sind, tun wir, was Decius wünscht.«
Der Bote öffnete den Mund, um zu widersprechen, doch dann sah er, dass Rainhas Hand auf dem Schwertgriff ruhte, und er schloss den Mund.
Conan las in Rainhas Gesicht den Wunsch, er möge einen anderen schicken, aber auch das Wissen, dass jeder Widerspruch nutzlos wäre, sondern höchstens zu einem Streit in den letzten Minuten ihres Lebens führen würde. Conan wollte keinen Untergebenen mit einem Auftrag betrauen, den er selbst nicht ausführen wollte, umso weniger, wenn der Mann kaum zum Soldaten ausgebildet war.
Conan ließ sein Bärenfell fallen und hängte sich Bogen und Köcher über. Er streifte die Stiefel ab, damit er die Zehen auch beim Klettern einsetzen konnte. Als die anderen Bogenschützen sich sammelten, trat er an die Mauer.
Rainha hob die Hand. Als sie sie senkte, zischten Pfeile durch die Nacht, und der Cimmerier kletterte nach oben.
K APITEL 10
Graf Syzambry war kein Mann, der sich einen Fehlschlag eingestand und noch weniger eine Niederlage. Er konnte seine Pläne ändern, wenn sie offensichtlich nicht durchzuführen waren.
Wenn er von vom in den Palast eindrang, brauchte er mehr Männer, als er hatte. Er musste nicht nur die Soldaten des Königs überwinden, sondern auch den Hünen mit der rabenschwarzen Mähne, der allein eine halbe Kompanie wert zu sein schien. Ferner musste er damit rechnen, Männer durch Fallen, einstürzende Mauern und Hinterhalte zu verlieren, und allein die Götter wussten, welche Gefahren ansonsten noch im Palast lauerten.
Hielt er aber die Verteidiger in Schach, konnten seine Männer hinter dem Palast die Falle schließen. Es würde ein heißer Kampf werden, die jetzige Stellung zu halten, doch das war seinen Männern durchaus zuzumuten.
Syzambry musste blitzartig eine Entscheidung treffen, deshalb erteilte er sofort Befehle.
»Schickt die Hälfte der Männer von den Unterkünften der Garde an die Front. Den Rest postiert zwischen unsere Nachhut und die Garde. Dann soll jeder Mann sich zum Vorrücken bereit machen.«
Etliche hielten ihn für verrückt oder zumindest einfältig. Das las er in ihren Augen. Doch sie schwiegen, deshalb musste er nicht befürchten, diese Krieger wegen Befehlsverweigerung zu verlieren.
Möglicherweise bedeutete die Schwächung bei der Garde, dass Überlebende flohen. Jeden Getreuen des Königs, der in dieser Nacht entkam, würde er später mühsam jagen müssen. Die Pougoi-Krieger hatten sich geweigert, mit ihm gegen den Palast zu Felde zu ziehen, aber sie würden bedenkenlos königliche Soldaten jagen, denn dann würden die Sternen-Brüder sie von der Mühe entbinden, Futter für das Ungeheuer zu beschaffen.
Conan hockte auf der Mauer, ehe Rainhas Bogenschützen zum dritten Mal geschossen hatten. Als der dritte Pfeilhagel auf den Feind schwirrte, sah er, dass Syzambrys Bogenschützen nicht zurückschossen.
In der Tat schienen die Männer des Grafen den Kampf aufgegeben, das Schlachtfeld allerdings nicht verlassen zu haben. Conan strengte seine außergewöhnlich scharfen Augen an, um zu sehen, was sich jenseits dieses mittels Magie aufgetürmten Erdwalls tat.
Der Staub legte sich, das magische Licht war völlig erloschen und das Mondlicht nur spärlich. Um keinen Preis wollte der Cimmerier mehr Licht durch ein erneutes Zaubereiduell,
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