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Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose

Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose

Titel: Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Green
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Pougoi in vielfacher Hinsicht ihren Gesetzen. Darunter auch dem Gesetz, dem sich sogar die Magier seit den ersten Tagen ihrer Sternenmagie unterworfen haben. Ein Mitglied der Pougoi, ob Mann, Frau oder Kind darf nur dann geopfert werden, wenn er selbst zustimmt oder ein schweres Verbrechen begangen hat.«
    »Ein Säugling ist unschuldig!«, sagte die Prinzessin heftig. Dann lächelte sie. »Es sei denn, es zählt als Verbrechen, die Mutter oder die Amme mit seinem Weinen gelegentlich zur Verzweiflung zu bringen.«
    Aybas schwieg, bis er sicher war, dass sie nichts hinzufügen wollte. Die Prinzessin sagte nichts mehr, doch er sah, wie sie sich bemühte, die Angst um ihr Kind zu verbergen.
    Doch dann quälte sie etwas anderes. Aybas vermochte ihre Gedanken zu lesen, als wären diese mit feurigen Runen in die Luft gezeichnet: Wenn ich zugebe, dass Prinz Urras durch gewisse Gesetze an die Pougoi gebunden ist, könnte man seinen Anspruch auf den Thron anzweifeln. Jetzt schon fürchten viele die Regentschaft eines Säuglings. Es werden noch mehr werden, wenn sie glauben, er müsse sich dem Geheiß eines verlausten Bergstamms fügen. Doch wenn ich meinen Sohn einen Pougoi nenne, können die Magier ihn nicht opfern, ohne die eigenen Gesetze zu brechen. Das Volk zöge sich von ihnen zurück. Und wenn mein Sohn nicht geopfert werden kann, ist der größte Trumpf der Magier gegen mich ein geknicktes Schilfrohr!
    »In der Tat«, flüsterte Aybas und stimmte der unausgesprochenen Klugheit der Prinzessin zu. Sie selbst war so lange sicher, wie der Graf beabsichtigte, sie zu ehelichen. Bei ihrem Sohn, dem Erben des Reichs, war es stets eine andere, schlimmere Sache gewesen.
    Wortlos betete Aybas, sie möge den Weg erkennen, den sie beschreiten musste.
    »Ich und meine Sippe haben stets die Sitten und Gebräuche der Pougoi geehrt«, sagte die Prinzessin, als spräche sie zu dem gesamten Hof. »Daher ist es nur recht und billig, dass man meinen Sohn zu einem Milchbruder der Pougoi erklären kann. Er soll die gleichen Rechte wie jedes männliche Pougoi-Kind seines Alters haben und seine gesetzmäßigen Pflichten übernehmen, sobald er das Alter erreicht hat.«
    Die Dienerin schien in Ohnmacht zu fallen. Aybas beschlich Angst. Doch dann wurde ihm klar, dass die Frau lediglich Mühe hatte, ihr Lachen zu unterdrücken. Die Vorstellung, dass eine königliche Prinzessin behauptete, die Bergstämme zu ehren, ging über ihre Kräfte.
    »Äh ...?«, sagte Aybas.
    »Myssa«, erklärte die Dienerin, als sie sah, dass Aybas sie meinte. »Ich werde jederzeit diesen Eid vor allen bezeugen, wenn nötig, mit Blut.«
    Aybas fragte sich, welches Blut sie meinte, hielt es jedoch für besser, seine Unwissenheit nicht zu enthüllen. Nachdem er von dem Gesetz der Pougoi erfahren hatte, das Prinz Urras retten konnte, hatte er sich um die anderen Sitten nicht mehr gekümmert.
    »Sehr gut«, sagte Aybas. »Ich schwöre, die Angelegenheit den gesetzeskundigen Männern des Stamms vorzutragen. Ferner schwöre ich, Prinz Urras von diesem Augenblick an als Milchbruder der Pougoi zu betrachten.«
    Dieser Schwur konnte ein unglückliches Versprechen sein, falls von Graf Syzambry ein direkter Befehl kam, den Prinzen betreffend. Doch Aybas befürchtete nicht, dass ein solcher Befehl bald kommen werde. Er hatte genügend über die Wunde des Grafen gehört, um zu bezweifeln, dass der Mann in geraumer Zeit mehr als einen Nachttopf befehligen würde. Vielleicht würde der Graf sogar sterben.
    Dann wäre es gut für Aybas, die Gunst Chiennas zu genießen. Der Graf hätte das Reich eher ins Chaos gestürzt, als sich des Throns zu bemächtigen, und ein Mann im Exil, der dieses Chaos überleben wollte, hätte nicht zu viele mächtige Freunde.
    Aybas verabschiedete sich mit den höflichsten Worten, zu denen er fähig war. Jetzt war es ganz dunkel, und zweimal stolperte er, ehe er sich in der Dunkelheit zurechtfand.
    Wenigstens kehrte der Traum nicht zurück. Mit dieser Gnade hatte Aybas nicht mehr gerechnet. Vielleicht hatte er vor den Augen der Götter Gnade gefunden?
    Vielleicht. Doch die Sternen-Brüder waren näher als die Götter, und es würde schwieriger sein, sie zu überzeugen, als Chienna. Als Aybas zu seiner Hütte hinaufging, probte er die Rede, die er den Magiern halten wollte.
    Er war darin so vertieft, dass er an Wylla vorbeiging, als wäre sie unsichtbar. Er hörte auch nicht den Schlag des Zauberdonners, der übers Firmament rollte, als er seine Hütte

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