Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose
war von Rainhas Gesicht gewichen, als sie aufstand und den Cimmerier anschaute. Ihr Ausdruck glich dem einer Wölfin, die soeben den ersten Hirsch gerissen hat. Risse in ihrer Kleidung zeigten die mit Blut verschmierte Haut. Ihre Brüste hoben und senkten sich, als sie schwer atmete.
Sie trat vorwärts. Einen Augenblick lang hielt Conan sie umfangen, ohne dass sie das Schwert losließ. Dann warf sie den Kopf zurück und strich sich das schweißverklebte Haar aus der Stirn.
»Dazu ist genügend Zeit, wenn wir unser Lager aufschlagen, mein Freund. Sag mir, warum hast du Syzambrys Kriegsschrei benutzt?«
»Wenn unsere Gegner seine Männer waren, was ich vermutete, dann hätten sie Zeit verloren, bis sie erkannten, wer wir waren. Meiner Meinung nach hätten sie diese Zeit gut genutzt.«
»Du hattest Recht. Aber was, wenn sie Freunde gewesen wären?«
»Dann hätten sie das bewiesen und sich auf unsere Seite geschlagen. Oder sie hätten die Flucht ergriffen, denn hier erwartet einen Mann, der König Eloikas die Treue hält, nur der Tod.«
Conan spürte, wie Rainha erbebte, als ihr die Wahrheit seiner Worte bewusst wurden. Dann küsste sie ihn und löste sich aus seinen Armen.
»Ho, Zweite Gardekompanie!«, rief sie. »Alle zu Hauptmann Conan! Unser Werk ist für heute Nacht beendet!«
Es war noch nicht beendet. Conan wusste es. Am Ende drohte immer noch allen der Tod. Aber Graf Syzambry hatte an die hundert Mann verloren, tot oder geflohen. Sie waren zwar nur ein trauriger Haufe, doch selbst dieser Verlust kam den Thronräuber vielleicht teuer zu stehen.
K APITEL 11
Für gewöhnlich hätte Conan nach zwei harten Kämpfen von seinen Leuten keinen Nachtmarsch verlangt, zumal einige Männer so schwer verwundet waren, dass sie unbedingt hätten liegen müssen. Kameraden trugen ihre Kameraden auf roh zusammengezimmerten Bahren, um sie nicht den Wölfen, Räubern oder der nicht zu erwartenden Gnade der umherstreunenden Männer des Grafen auszuliefern.
Sie marschierten bis Tagesanbruch. Dann taumelten viele mehr schlafend als wachend dahin und hatten die Hand auf die Schulter des Mannes vor ihnen gelegt. Doch dank der Gnade der Götter hatten sie endlich die schlimmsten Berge hinter sich.
In einem leeren Dorf am Rande des unberührten Walds trafen sie auf die Garde, die aus den brennenden Unterkünften geflohen war. Es waren etwas über siebzig Männer, die meisten von ihnen bewaffnet und nur wenige verwundet, unter dem Befehl der Veteranen.
Der Feldwebel der Ersten Kompanie hob die Hand, als Conan auf ihn zu schritt. »Heil, Hauptmann Conan. Ich erwarte deine Befehle. Du bist hier der einzige Führer der Garde.«
Conan wollte dem Mann sogleich befehlen, dass seine Männer die Wache übernehmen sollten, damit die Zweite Kompanie schlafen konnte, den Hauptmann eingeschlossen. Doch er hielt es für klug, zuerst den Bericht des Manns anzuhören.
Dieser war schlicht. Sobald der Feldwebel weit genug vom Palast entfernt gewesen war, hatte er nach einem Hauptmann gesucht, um die Männer zu sammeln. Da er keinen gefunden hatte, hatte er selbst das Kommando übernommen und war mit den Männern in ziemlich guter Formation bis kurz vor Morgengrauen marschiert. Da waren sie auf das Dorf gestoßen.
»Es war bereits verlassen, daher schien es uns nicht schlimm, hier zu lagern.«
»Es war bereits verlassen?« Conan verspürte keine Lust, mit einem Mann zu streiten, den er vielleicht in den nächsten Tagen dringend brauchte. Andererseits war er nicht davon begeistert, mit einem Mann zusammenzuarbeiten, der seine eigenen Landsleute ausgeraubt hatte.
»Beim Roten Felsen. Ich schwöre es.«
Der uralte Thron des Grenzreichs war etwas, in dessen Namen fast niemand einen Meineid geleistet hätte. Es dünkte Conan am klügsten, die Sache auf sich beruhen zu lassen.
»Wirklich, Hauptmann Conan, sie waren verschwunden und hatten nur das mitgenommen, was sie auf dem Rücken tragen konnten, was nicht viel war«, fügte der Feldwebel hinzu. »Wir haben einige Männer mit Speeren gesehen, vielleicht die Nachhut, aber sie blieben nicht lange genug, um unsere Fragen zu beantworten. Ich wollte meine Männer nicht in die Wälder schicken, um sie zu verfolgen.«
»Das war klug von dir.«
Gefälligkeit gegen Gefälligkeit. Conan berichtete über die Abenteuer der Zweiten Kompanie. »Ich wette, die Dorfbewohner sind weggelaufen, als der Abschaum vorbeikam, gegen den wir gekämpft haben. Mit etwas Glück erfahren wir mehr von
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