Conan-Saga 54 - Conan der Gnadenlose
heimatlos sein, bis wir den Fuß in ein anderes Reich setzen, und mein Vater und ich werden eher sterben, als dass wir das tun.«
Conans Meinung nach hatte Graf Syzambry auch noch ein Wörtchen mitzureden über den Aufenthaltsort der königlichen Familie, lebend oder tot. Doch je eher die Prinzessin mit ihrem Söhnlein zu Eloikas zurückkehrte, desto schneller konnte der König Verbündete um sich scharen – sofern er sie hatte. Wenn es genügend waren, würde Syzambry womöglich gar nichts mehr zu melden haben.
Der Cimmerier hoffte es zumindest. Syzambry in die Hände zu fallen war, als würde man von giftigen Vipern zu Tode gebissen oder von Ratten in blutige Fetzen gerissen. Beides kein Tod für einen Krieger, kein Tod für irgendjemanden – Mann, Frau oder Kind –, der Scham empfand.
Conan und seine Schar waren zwei Tage auf dem Heimweg, als sie auf Spuren einer stattlichen Schar stießen.
»Pougoi«, erklärte Marr, nachdem er die Abdrücke untersucht hatte. »Krieger, aber auch etliche Frauen und Kinder.«
Er erhob sich und blickte nachdenklich auf die bewaldeten Höhenzüge im Westen. »Meiner Meinung nach wollen sie das Tal so schnell wie möglich hinter sich lassen. Doch sie marschieren nicht zum Lager des Königs, es sei denn, sie würden zufällig darauf stoßen.«
»Wenn sie das tun, können wir sie getrost Decius überlassen«, sagte Rainha. »Welche Gefahr bedeuten sie für uns?«
»Wenn sie Frauen und Kinder in Sicherheit bringen wollen, kämpfen sie vielleicht nur, wenn wir sie dazu zwingen«, meinte der Cimmerier.
»Sie könnten aber gerade deshalb besonders erbittert kämpfen«, gab Chienna zu bedenken. »Rache kann klügeren Menschen als den Pougoi – verzeih, Wylla – den Verstand rauben.«
Wylla war über die Entschuldigung einer Prinzessin eines Königshauses, das so viele Jahre ihrem Volk feindlich gesinnt war, so verblüfft, dass sie mit offenem Mund dastand. Marr legte den Arm um sie und verneigte sich vor der Prinzessin, um für beide zu danken.
»Ich werde mit meiner Magie dafür sorgen, dass sie nicht in unsere Nähe kommen«, erklärte der Pfeifer. »Doch einige der Sternen-Brüder sind vielleicht noch am Leben und marschieren mit den Pougoi.«
»Ist ihre Macht zusammen mit dem Ungeheuer erloschen?«, fragte Aybas. Seiner Stimme war zu entnehmen, dass er das aus tiefstem Herzen hoffte.
»Was könnten lebende Sternen-Brüder ohne das Ungeheuer tun?«, fragte Conan.
»Zumindest meine Magie aufspüren«, antwortete Marr. »Wenn sie das tun, könnten sie Pougoi-Späher ausschicken und uns suchen.«
»Dann lasst uns schnell weiterziehen«, befahl die Prinzessin. »Ich habe mit den Pougoi keinen Streit, solange sie mich in Ruhe lassen.«
Sie sprach so laut, dass alle Umstehenden sie vernahmen – und auch der Lauscher. Doch sie hörten seine nackten Sohlen auf dem Waldboden nicht, als er zu seinen Gefährten zurücklief.
Am Nachmittag trafen sie auf den Lauscher und ein knappes Dutzend seiner Kameraden. Prinz Urras saugte gerade an einem Lappen, den sie in den Rest Ziegenmilch getaucht hatten, als Rainha schrie. Sofort griffen alle nach den Waffen.
»Pougoi!«
Conan war mit wenigen Sätzen neben Rainha hinter dem Baum, den sie als Spähsitz ausgewählt hatte. Der Cimmerier zählte zehn Männer, alle mit Speeren oder Schwertern in der Hand, doch mit den Spitzen nach unten. Die Bogenschützen hatten die Bogen über die Schulter geschlungen. Am Ende marschierte ...
»Vater!«, schrie Wylla und rannte zu den Pougoi. Dann warf sie sich in die Arme ihres Vaters. Der Hüne küsste sie auf die Stirn. Conan sah die Tränen, die ihm übers Gesicht liefen.
Der Cimmerier trat aus dem Versteck. »Sei gegrüßt, Thyrin. Ich freue mich, dich wiederzusehen. Dann ist also doch nicht dein ganzer Stamm mit den Sternen-Brüdern und dem Ungeheuer gestorben.«
Thyrin schob Wylla liebevoll beiseite. Die Freude auf dem Gesicht war verschwunden, jetzt war seine Miene düster. »Ich wünschte, die Sternen-Brüder wären tot. Doch zwei leben noch und sind im Besitz ihrer Kräfte. Vielleicht befehligen sie sogar noch über einige Männer. Und wenn sie weitere Freunde finden ...«
»Wie Graf Syzambry?«, ertönte die Stimme der Prinzessin.
Thyrin und Chienna starrten sich an, jeder maß den anderen mit Blicken. Weder die grünen noch die braunen Augen senkten sich, doch die Prinzessin sprach als Erste.
»Ich weiß nicht, ob es laut euren Sitten und Gebräuchen passend ist, wenn meine
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