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Conan und die Straße der Könige

Conan und die Straße der Könige

Titel: Conan und die Straße der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Edward Wagner
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dunklen Augen wirkten scharf und durchdringend, wenn er jemanden anblickte, und verschleiert, wenn man zurückschaute.
    Auch er hatte den dunklen Teint der Zingaraner und dichte schwarze Locken, die ölig glänzten. Genau wie Sandokazi bändigte er sie mit einem Tuch um die Stirn. Conan fand den dünnen Schnurrbart und die goldenen Ohrringe ein wenig geckenhaft, aber die zingaranische Mode war ebenfalls nicht gerade nach dem Geschmack des Cimmeriers. In seinem hautengen Beinkleid und dem filigranverzierten Wams aus dunklem Samt mochte er sehr wohl ein echter Prinz sein, nicht nur der Anführer einer Räuberbande. Doch an seinem zweischneidigen Rapier und dem Dolch im Gürtel um seine schlanke Taille war nichts Verweichlichtes.
    Conan leerte den Becher. Seine dralle Bedienerin füllte ihn sofort nach. Das Hühnchen war zäh und nur halb durchgebraten, aber er war zu hungrig, um sich daran zu stören. Er genoß das warme schmeichelnde Wasser und nagte weiter an dem Gerippe. Die größeren Knochen spuckte er auf den Boden, während er die kleineren zwischen den Zähnen zermalmte. An seinen Hand- und Fußgelenken, wo die engen Schellen eingeschnitten hatten, waren tiefe Schürfwunden. Conan betrachtete sie stirnrunzelnd und nahm sich vor, sie mit Salben zu behandeln und zu verbinden, bis sie verheilt waren. Er wollte nicht, daß Narben zurückblieben, weil sie verraten würden, daß er Gefangener gewesen war.
    Mordermis Frage ließ darauf schließen, daß er des Cimmeriers Augen und Gedankengängen gefolgt war. »Was wirst du jetzt tun, Conan?«
    »So schnell wie möglich aus Kordava verschwinden«, antwortete der Barbar. Weiter hatte er noch nicht nachgedacht. »Ich werde sehen, ob mich ein Schiff mitnimmt, oder vielleicht komme ich über die Stadtmauer, dann werde ich versuchen, Aquilonien oder Argos zu erreichen.«
    Mordermi schüttelte den Kopf. »Sinnlos. Genau damit rechnen sie. Sie werden den Hafen bewachen und Doppelposten entlang der Mauer aufstellen, und außerdem wird man auch außerhalb der Stadt eure Beschreibung verbreiten. Nach dieser Vorstellung auf dem Tanzboden wird Korst befehlen, euch beide um jeden Preis wieder einzufangen. Der General ist kein Dummkopf, und du bist in etwa so unauffällig wie ein vendhyanischer Elefant im Vogelkäfig.«
    »Um so mehr Grund, aus Zingara zu verschwinden«, erklärte Conan. »Die Piktische Wildnis beginnt dicht hinter dem Schwarzen Fluß. Die Chance besteht, daß Korst diese Grenze nicht allzu genau beobachten läßt.«
    »Weshalb sollte er auch«, pflichtete Mordermi ihm bei. »Kein Weißer hat je die Piktische Wildnis durchquert.«
    »Willst du einen Cimmerier über Pikten belehren?« fragte Conan ein wenig spöttisch.
    Mordermi grinste. »Warum bleibst du nicht hier? Du bist in der Grube vielleicht sicherer als sonstwo. Bei Mitra! Die Hälfte meiner Leute müßten ›tanzen‹, spazierten sie vor dem Königspalast herum. Korst kennt ihre Gesichter und weiß, wo sie zu finden sind – aber er wagt nicht, in der Grube nach ihnen zu suchen.«
    »Nach dem, was heute geschah, bin ich mir da nicht mehr so sicher«, gab Santiddio zu bedenken. »Zweifellos haben wir Korst um seinen Appetit gebracht. Ich habe mich schon öfter gefragt, ob er nicht einmal mit geballten Kräften gegen die Grube vorgehen wird, wenn er genug provoziert wird.«
    »Na, dann soll er uns doch suchen! Und wenn sie tausend Eingänge versperren, bleiben uns immer noch tausend weitere, durch die wir uns verziehen können. Und wenn sie tausend Keller durchsuchen, lachen wir sie aus tausend Verstecken aus, die sie nie finden werden. Wenn ich mich in Korst nicht täusche, wird er Meuchler anwerben, um euch umzubringen, und damit betrachtet er seine Pflicht als erfüllt. Und mit Meuchlern wissen wir umzugehen. Würdest du dir wegen Meuchlern Sorgen machen, Conan?«
    Der Cimmerier biß den Kopf des Brathähnchens ab und lachte, während er knirschend die Knochen zerbiß.
    »So sieht es also aus«, brummte Mordermi. »Bleib hier, während Rimanendos Dummköpfe auf deine Flucht warten. Ich bin ein guter Menschenkenner, und ich habe gesehen, was du auf dem Tanzboden getan hast. Und einer, der Rinnova in einem fairen Zweikampf töten konnte, verfügt über mehr als nur Mut und Muskeln. Ich kann dich brauchen, Conan. Meine Männer und ich leben hier ziemlich gut, wie du sehen kannst, und jeder bekommt einen anständigen Anteil von allem, was wir herbeischaffen. Bei mir würdest du verdammt mehr verdienen als das

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