Conan und die Straße der Könige
Waffe.
»Conan!«
Sandokazis Schrei brachte ihn wieder zu sich. Er hatte bereits das Schwert zum Todesstoß gehoben. Mordermi wirbelte herum, um nach seiner Waffe zu greifen, die in der Luft zu hängen schien.
Conan erstarrte. Das Rapier schlug auf dem Boden auf und prallte hoch. Mordermi fing es.
»Du blutest«, sagte Mordermi ruhig.
Conan berührte sein Kinn. Blut sickerte aus einer oberflächlichen Schnittwunde.
»Seid ihr vom Wahnsinn besessen?« rief Sandokazi empört. »Ich hörte das Klirren von Klingen ...«
»Tut mir leid«, murmelte Conan verlegen und blickte auf das Blut an seinen Fingern. »Ich bin nicht gewöhnt, nur so zum Spaß zu kämpfen.«
»Ich hätte es besser wissen müssen als in meiner Wachsamkeit nachzulassen«, sagte Mordermi leichthin. »Aber es spielt keine Rolle. Der Kampf war recht lehrreich.«
»Mitra! Was habt ihr beide ...«
»Conan wollte das Breitschwert ausprobieren, und ich war neugierig auf diesen Schwertarm, der Rinnovas Tod brachte«, erklärte ihr Mordermi. »Conan hat eine Theorie ...«
»Das war aber ein Hieb gewesen«, brummte Conan, als er sich erinnerte.
»Wie ich sagte, ein Rapier ist eine vielseitige Waffe.« Mordermi zuckte die Schultern. »Das hättest du sehen sollen, Kazi. Conan schwingt das Breitschwert, als wäre es Teil seines Armes und nicht schwerer als ein Finger.«
»Und du nennst Santiddio einen Wirrkopf!« Sandokazi schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich werde lieber zu ihm gehen und ihm bei seinen Wortgefechten zuhören, da fließt wenigstens kein Blut.«
»Da wäre ich mir nicht so sicher«, murmelte Mordermi, als sie die Waffenkammer verlassen hatte. »Selbst Santiddio und Avvinti werden einmal ihre Schlagfertigkeit als Redner erschöpft haben.«
»Wenn ich dieser Avvinti wäre«, sagte Conan nachdenklich, »hätte ich Sandokazi nicht gern in meinem Rücken, falls es zu einem Fechtkampf kommt. Sie zeigte keinerlei Mitleid, als sie über die zertrampelten Leichen auf dem Galgenplatz ritt. Diese Rettung hat das Leben von mindestens ebensovielen Unschuldigen gekostet wie von Kampfteilnehmern.«
»Keiner vom Esantiblut duldet, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, ein Hindernis in seinem Weg. Weißt du, daß die brennenden Heuwagen ihre Idee waren?« Er begutachtete die Schnittwunde an Conans Kinn. »Ich habe mich beim Rasieren schon schlimmer geschnitten.«
»Esantiblut?« fragte Conan, dem war, als hätte Mordermis Ton enttäuscht geklungen.
»Ja. Santiddio und Sandokazi sind aus dem Geschlecht der Esanti – höhergeboren geht es kaum, wußtest du das nicht? Aber ich vergesse ständig, daß du ja fremd in Kordava bist. Die Esantis waren eine der vornehmsten Familien in Zingara. Aber das ist jetzt natürlich alles vorbei. Es gibt nur noch drei ihres Blutes.«
Conan betrachtete erfreut die Reihe von Dolchen, auf die Mordermi deutete, und dachte, daß es hier genügend Waffen und Rüstung gab, eine kleine Armee auszustatten, sollten Santiddios Kameraden sich vielleicht doch entschließen, ihren Worten mit Stahl Nachdruck zu verleihen. »Du sagtest, es gibt drei ihres Blutes. Trägt dieser dritte den Titel, während Santiddio und Sandokazi als Ausgestoßene leben müssen?«
»Es gibt weder Titel noch Besitz mehr. Nur Santiddio und seine Schwestern – sie sind Drillinge, wußtest du das? Sie waren fast noch Kinder, als ihr Vater König Rimanendo beleidigte. Ich weiß den Grund immer noch nicht genau: ob der Graf mehr als seinen Anteil an Steuern einbehielt, die er von seinen Leuten einzog –, wie Rimanendo ihn beschuldigte –, oder ob er sich weigerte, seinen Leuten die volle Steuerlast aufzubürden, wie der König es verlangte – so ist jedenfalls Santiddios Version. Aber es spielt ja keine große Rolle. Der Graf wurde enthauptet, und sein Besitz ging an einen Günstling Rimanendos über. Was mit dem Rest der Familie geschah, daran möchte ich lieber nicht denken.
Aber Drillinge sind etwas sehr Seltenes. Solange ich lebe, hat es außer den Esantis keine Drillingsgeburten in Zingara gegeben. Drei ist eine heilige Zahl, deshalb wurden sie verschont. Einem einfachen Soldaten widerstrebt es eher, den Zorn seiner Götter heraufzubeschwören, als dem Offizier, der ihm den Befehl erteilt. Jedenfalls taten die Soldaten den Kindern nichts an. Santiddio und Sandokazi fanden schließlich ihren Weg in die Grube wie so viele andere auch. Treue Freunde ihres Vaters versorgten sie mit ausreichend Geld für ihren Unterhalt. Und jetzt tanzt
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