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Confusion

Confusion

Titel: Confusion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson , Nikolaus Stingl
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warum er die Bedeutung solcher heidnischer Bezeichnungen kennen sollte. Also hielt Jack so lange den Mund, dass mehrere Staffeln von Oda Baschis (Leutnant) und Wekelichard Baschis (Hauptfeldwebel) sich aufstellen und ans Ende der Parade setzen konnten. Ihnen folgten verschiedene Hocas wie der Salz-Hoca, der Steuer-Hoca, der Hoca für Maße und Gewichte und allen voran der Ober-Hoca, dann die sechzehn Cavusse in ihren langen smaragdfarbenen Roben mit karmesinroten Schärpen, ihren weißen Lederkappen, ihren phantastischen, nach oben gerichteten Schnurrbärten und ihren roten, mit groben Nägeln beschlagenen Stiefeln, die auf dem steinernen Kai einen Furcht erregendem Lärm verursachten. Dann waren die Kadis, Muftis und Imame an der Reihe. Zum Schluss marschierte eine Truppe prachtvoller Janitscharen von Deck der goldenen Galeere, gefolgt von einem einzelnen Mann, der in viele Meter kalkweißen Stoffes gehüllt war; dieser Stoff wurde mithilfe verschiedener juwelenbesetzter Broschen aus massivem Gold zu einem richtigen Gewand zusammengehalten, wäre dem Mann aber wahrscheinlich
vom Leib gefallen, hätte er nicht auf einem weißen Schlachtross mit rosafarbenen Augen gesessen, dessen Sattel und Zaumzeug mit so viel Silber und Edelsteinen versehen war, wie es tragen konnte, ohne darüber zu stolpern.
    »Der neue Pascha – direkt aus Konstantinopel!«
    »Ich werd verrückt – haben sie deswegen die ganze Schießerei veranstaltet?
    »Es ist üblich, einen neuen Pascha mit fünfzehnhundert Salutschüssen zu begrüßen.«
    » Wo ist das üblich?«
    »Hier.«
    »Und hier ist...?«
    »Verzeih mir, ich vergaß, dass du ja nicht ganz richtig im Kopf warst. Die Stadt, die sich auf jenem Berg dort erhebt, ist die unbesiegbare Bastion des Islam – der Ort der immerwährenden Wache und des nie endenden Kampfes gegen die Ungläubigen -, die Geißel der Christenheit, der Schrecken der Meere, das Zaumzeug Italiens und Spaniens, die Heimsuchung der Inseln: Sie stellt das Meer unter ihr Gesetz und macht alle Nationen zu ihrer gerechten und gesetzmäßigen Beute.«
    »Ein ganz schöner Bandwurm, nicht wahr?«
    »Die Europäer nennen die Stadt Algier.«
    »Also in der Christenheit habe ich erlebt, wie ganze Kriege mit weniger Aufwand an Schießpulver geführt wurden, als Algier braucht, um einem Pascha Hallo zu sagen – deine Worte sind also vielleicht nicht nur Prahlerei. Was für eine Sprache sprechen wir überhaupt?«
    »Sie wird mal Lingua Franca, mal Sabir genannt, was mit spanisch saber , ›wissen‹, verwandt ist. Manches davon kommt aus dem Occitan, dem Spanischen und Italienischen, manches aus dem Arabischen und Türkischen. Dein Sabir enthält viel Französisch, Jack, meins dagegen mehr Spanisch.«
    »Du bist aber doch kein Spanier...!«
    Der Mann verneigte sich, allerdings ohne sein Käppchen zu ziehen, und sein Stirnhaar fiel ihm von der Schulter und baumelte in der Luft. »Moseh de la Cruz, zu Euren Diensten!«
    »›Moses vom Kreuz‹? Was zum Teufel ist denn das für ein Name?«
    Moseh schien das nicht besonders lustig zu finden. »Das ist eine lange Geschichte – selbst für deine Verhältnisse, Jack. Nur so viel: Als Jude auf der Iberischen Halbinsel zu leben, ist kein Zuckerschlecken.«
    »Und wie bist du hier gelandet?«, hob Jack gerade an zu fragen, als er von einem kräftigen, mit einem Bullenpenis bewaffneten Türken unterbrochen wurde, der Jack und Moseh aus dem Wasser herauswinkte und ihnen befahl, ihre Arbeit wieder aufzunehmen – die Siesta sei finie und jetzt, da der Pasha durch das Beb in die Cité geritten sei, sei es wieder Zeit für Trabajo .
    Der Trabajo bestand darin, die Bernakelmuscheln vom Rumpf der Galeere abzukratzen, die auf den Strand gezogen und zur Seite gekippt worden war, um ihren Kiel freizulegen. Jack, Moseh und ein paar Dutzend weiterer Sklaven (denn dass sie Sklaven waren, daran führte kein Weg vorbei) machten sich mit verschiedenen groben Eisenwerkzeugen an die Arbeit, während der Türke, seinen Ochsenziemer schwingend, längs des Schiffsrumpfs auf und ab schlenderte. Hoch über ihnen, hinter der Mauer, konnten sie eine Art fortwährende Salve hören, die sich mit der weiterziehenden Parade durch die Stadt bewegte; das dumpfe Schlagen der Kesselpauken und das Aufschreien der Belagerungsoboen und Angriffsbassons wurde durch die Stadtmauer glücklicherweise gen Himmel abgelenkt.
    »Ich glaube, es stimmt – du bist geheilt.«
    »Egal was deine Alchimisten und Chirurgen dir erzählen

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