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Congo

Congo

Titel: Congo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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am ehesten dem Knall beim Durchbrechen der Schallmauer vergleichbar. Munro hatte sie schon früher einmal gehört und hatte eine Vorstellung davon, was sie bedeuten konnten. Er sah auf, zum dunklen Kegel des Muhavura und dem blassen Schimmer des Teufelsauges hinüber. Er sah auf die sich kreuzenden grünen Laserstrahlen über ihnen und merkte, daß einer von ihnen leicht schwankte.
    Zuerst hielt er es für eine Sinnestäuschung, glaubte, das Blatt bewege sich und nicht der Strahl.
    Aber nach einem weiteren Augenblick der Beobachtung war er sicher: der Strahl schwankte, wanderte einige Zentimeter am Himmel über ihm hin und her.
    Munro wußte sofort, daß sich hier etwas Unheilvolles ankündigte, aber das würde bis später warten müssen. Im Augenblick hatten sie drängendere Sorgen. Er sah zur anderen Seite des Lagers hinüber, wo Elliot und Karen Ross über ihre Geräte gebeugt standen, leise miteinander sprachen und sich benahmen, als hätten sie alle Zeit der Welt vor sich.
    In Wirklichkeit arbeitete Elliot so rasch, wie er konnte. Er hatte jetzt elf gesicherte Wörter der gesprochenen Sprache auf Band aufgenommen.
    Seine Schwierigkeit bestand darin, eine unmißverständliche Botschaft zusammenzustellen.
    Das war nicht so leicht, wie es zuerst den Anschein hatte.
    Erstens arbeitete die Sprache der Gorillas nicht nur mit Wörtern. Die Tiere benutzten zur Weitergabe von Mitteilungen Kombinationen aus Zeichen und Lauten. Damit war ein klassisches Problem der Sprachstruktur angesprochen — wie wird Information weitergegeben?
    Bei L. S. Verinski hieß es, wer Italienern beim Sprechen zusehe, müsse zu dem Schluß kommen, das Italienische sei im wesentlichen eine Gestensprache, bei der die gesprochenen Laute nur einer zusätzlichen Verstärkung dienten.
    Elliot brauchte eine einfache Botschaft, die ohne zusätzliche Gesten verständlich war.
    Er hatte keine Vorstellung von der Syntax der Gorillasprache, und sie konnte in der Mehrzahl der Fälle die Bedeutung der Wörter entscheidend beeinflussen — wie zum Beispiel den Unterschied zwischen »Amy schlagen« und »schlagen Amy«.
    Selbst eine kurze Mitteilung konnte in einer anderen Sprache mehrdeutig sein. So bedeutete im Deutschen die Aussage »er hat einen Vogel« durchaus zweierlei.
    Angesichts solcher Unsicherheitsfaktoren, überlegte Elliot, war es am besten, nur eine aus einem Wort bestehende Botschaft zu übermitteln.
    Doch erwies sich keines der Wörter auf seiner Liste als dafür geeignet. Dann entschied er sich, mehrere kurze Botschaften auszusenden — für den Fall, daß eine davon zufällig mehrdeutig war. Schließlich beschloß er, drei Mitteilungen zu senden: WEG-GEHEN, NICHT KOMMEN und SCHLIMM HIER.
    Sie hatten den Vorzug, von der Wortstellung mehr oder weniger unabhängig zu sein.
    Um 21 Uhr 30 hatten sie bereits die spezifischen Lautkomponenten isoliert. Aber es lag noch eine schwierige Aufgabe vor ihnen. Was Elliot brauchte, war ein Endlosband, das diese Laute unaufhörlich wiederholte. Dafür eignet sich am ehesten das Videoaufzeichnungsgerät, das einen automatischen Rücklauf hatte und die Mitteilungen erneut abspielen konnte. Die sechs Laute ließen sich im 256-K-Speicher unterbringen und abspielen, aber die zeitlichen Abstände waren dabei auch von Bedeutung. Während der nächsten halben Stunde arbeiteten sie verbissen am Computer und versuchten die Wortkombinationen so dicht aneinanderzufügen, daß sie — ihren Ohren — richtig erschienen. Inzwischen war es zehn Uhr durch.
    Munro kam mit seinem Lasergewehr zu ihnen herüber. »Glauben Sie, daß es klappt?«
    Elliot schüttelte den Kopf. »Das kann man im voraus nicht wissen.« Er konnte sich Dutzende von Schwierigkeiten vorstellen. Sie hatten die Stimme eines Weibchens aufgezeichnet — würden die Gorillamänner darauf überhaupt reagieren? Würden sie Laute ohne begleitende Gesten ernst nehmen?
    Würde die Mitteilung klar verständlich sein? Würde der Abstand der Laute ihnen annehmbar erscheinen?
    Würden sie überhaupt zuhören? Es gab keine Möglichkeit, diese Fragen im voraus zu beantworten, sie würden es einfach probieren müssen. Ebenso unsicher war die Frage der Ausstrahlung. Karen Ross hatte den winzigen Lautsprecher aus dem Kassettenrekorder ausgebaut und an einen behelfsmäßig angefertigten Reflektor auf einem Stativ mit Teleskopbeinen befestigt. Diese mit Bordmitteln hergestellte Notlösung erzeugte zwar eine ziemlich hohe Lautstärke, gab aber die Aufnahme nur gedämpft und

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